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Verbrenner-Verbot

Warum E-Fuels in Zukunft wichtig werden – aber nicht für Autos

In den vergangenen Wochen dominierte vor allem ein Thema die deutschen Medien. Das Verbrenner-Aus der Europäischen Union und die Forderung der FDP nach einer Ausnahme für mit synthetischen Kraftstoffen – sogenannten E-Fuels – betriebene PKW. Warum diese klimaneutralen Kraftstoffe enorm wichtig sind, aber in Autos nichts verloren haben, erfahren Sie bei uns.

am Dienstag, 18.04.2023 - 10:00 (Jetzt kommentieren)

Was sind E-Fuels?

E-Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die mit erneuerbaren Energien produziert werden. Wichtig dabei ist, dass im Gegensatz zur Herstellung konventioneller Kraftstoffe bereits in der Luft enthaltenes CO2 mittels Elektrolyse-Verfahren eingefangen wird. Somit wird beim späteren Verbrennungsprozess nur CO2 frei, das vorher im Entstehungsprozess gebunden wurde. Der Sprit ist somit global klimaneutral. Um diesen Effekt zu erzielen, wird Wasserstoff mit CO2 aus der Umgebungsluft zu einem Kohlenwasserstoff synthetisiert, der die Basis für den Kraftstoff bildet.

FDP setzt E-Fuels als Alternative zum Elektroauto durch

Eigentlich sah der EU-Entwurf zum Verbrenner-Aus keine weiteren Neuzulassungen von Verbrenner-PKW ab 2035 vor. Doch die FDP konnte mittels Blockade des EU-Gesetzes durchsetzen, dass auch nach 2035 noch klimaneutral mit E-Fuels betriebene Verbrenner neu zugelassen werden dürfen. Doch sind E-Fuels hier eigentlich sinnvoll?

Thermodynamik: Elektromotor physikalisch im Vorteil

Dieser Frage hat sich auch der Fernsehmoderator und Professor für Astrophysik, Harald Lesch, jüngst in der ZDF-Sendung “Terra X” angenommen. Sein Urteil ist eindeutig: „Verbrennungsmotoren haben einen deutlich geringeren Umsetzungsgrad von angebotener Energie in Arbeit, also Bewegung, als Elektromotoren.“ Bei E-Fuels sei die Energiebilanz sogar ganz besonders schlimm, weil alle natürlichen Prozesse, die bei der Entstehung fossiler Kraftstoffe abliefen, technisch mit großen Energieverlusten generieren. Grund seien die physikalischen Gesetze der Thermodynamik, die unweigerlich im Verwandlungsprozess zum Tragen kämen, so Lesch. Der Wirkungsgrad vom grün erzeugten Strom zum fahrenden Automobil liege bei 13 Prozent, erklärt Lesch, die direkte Verwendung von elektrischer Energie im E-Auto hingegen bei 70 Prozent.

E-Fuels werden trotzdem eine große Rolle spielen – aber nicht für Autos

Anders als in der individuellen Elektromobilität gibt es Bereiche, in denen zukünftig E-Fuels nötig sind, weil eine vollständige Elektrifizierung auf absehbare Zeit nicht möglich ist. Dazu gehören zum Beispiel die chemische Industrie, die Luft- und Schifffahrt oder auch die Landwirtschaft. Doch selbst in diesen Bereichen wird die benötigte Energie zur Herstellung der benötigten Kraftstoffe die Welt vor eine schwer zu bewältigende Aufgabe stellen, denn die Energiemengen sind gewaltig und selbst mit einem global zügig vorangetriebenen Ausbau erneuerbarer Energien kaum zu bewältigen.

Harald Lesch kommt angesichts der Forderung von Politikern nach Technologie-Offenheit bei PKW-Antrieben zu einem deutlichen Urteil. Das sei „Verarschung“.

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