Ackerbauer des Jahres: Christoph Straeten
Christoph Straeten baut auf 100 Hektar gefragte Salat- und Kräutersorten an. Der Ceres-Award Gewinner 2016 überzeugte die Jury durch seine marktorientierte Erzeugung und pfiffige Vermarktung.
Immo Cornelius/agrarheute
am Dienstag, 06.06.2017 - 07:00
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Philipp Ledényi
Der diesjährige Gewinner des Ceres Award in der Kategorie "Ackerbauer" heißt Christoph Streaten. Im Kreis Kleve am Niederrhein baut er auf 100 Hektar gefragte Salat- und Kräutersorten an. Wichtig ist Straeten dabei, mit seinem Angebot „nicht beliebig austauschbar“ zu sein. Neben der Hauptkultur Rucola setzt der Landwirt deshalb zunehmend auf Babyleaf-Arten, wie Minimangold (Bild) oder probiert neue, vom Markt geforderte Trends aus, wie etwa Tatsoi.
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Von den 100 Hektar Ackerland sind rund 70 Hektar gepachtet. Nach Mais, Rüben oder Weizen tauscht er mit Nachbarn Flächen fürs Folgejahr. Dafür zahlt der 32-jährige Betriebsleiter 800 bis 1.400 Euro/ha Pacht. Für die Saat der Herbsternte übernimmt er abgeerntete Getreideflächen für eine Kulturdauer von sechs bis acht Wochen, um die eigenen Flächen mit Zwischenfrüchten zu regenerieren. „Bei relativ kurzer Kulturdauer sind zwei bis drei Aussaaten im Jahr möglich“, sagt der Feldgemüse-Profi, der immer wieder „frisches, erholtes Land“ benötigt. Denn längst nicht alle seiner empfindlichen Kulturen sind selbstverträglich.
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Straeten achtet auf bodenschonende Bearbeitung und untersucht regelmäßig mit Spaten und Bodensonde, wie sich das Bodenleben entwickelt. Wöchentlich lässt er in der Saison zudem Proben ziehen, um Analysenachweise und Laborergebnisse von Pflanzenschutzmittelrückständen, Nitratgehalten und auch mikrobiologischen Untersuchungen beizubringen. Gerade Nitratgehalte sind ein großes Thema, vor allem bei Rucola oder Spinat. Beide neigen zur Anreicherung. Auch hinsichtlich der Düngeverordnung kommt es zu Problemen: Durch die kurze Kulturdauer kommt es schnell zu Nährstoffüberhängen, die zum Teil sogar nötig sind, um Mangel zu vermeiden. "Leider ist die Düngeverordnung nicht auf Feldgemüse ausgerichtet", so Straeten.
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Kunden seien zudem mehr als anspruchsvoll. Während im Sommer gesetzlich 6.500ppm Nitrat im Rucola erlaubt sind, legen einige Abnehmer hier „eine ordentliche Schüppe drauf “. So fordert etwa Bonduelle für Kaufland derzeit maximal 4.500ppm. Straeten düngt nach Cultan daher mit schwefelsaurem Ammoniak (NH4) und Kalkstickstoff, also NH4-betont. So will er den Nitratgehalt in Boden und Pflanze senken. Dabei düngt er die Granulatmischung vor der Saat rund 6cm tief mit dem selbst gebauten Scheibenschargerät.
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Neben Nitrat sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln ein Thema. In vielen Fällen sind die Vorgaben der Kunden aufwendiger und „höher als die gesetzlichen Vorschriften“. Bei Aldi beispielsweise sind maximal fünf Wirkstoffe erlaubt, bei Lidl ein Drittel der gesetzlichen Höchstmengen. Die 2014 gekaufte Amazone-Spritze ist daher auf dem neuesten Stand mit kontinuierlicher Innen- und Gestängereinigung. Abdriftmindernde Düsen sind ein Muss. „Darauf achten wir auch beim Lohnunternehmer, der hilft, wenn‘s auf dem Acker brennt", so der Feldgemüsebauer.
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Rucola und Co. vermarktet der pfiffige Betriebsleiter zu knapp 40 Prozent genossenschaftlich über Landgard, etwa an Bonduelle. Rund 60 Prozent der frischen Ware geht über wenige Fachhändler an Supermärkte ins benachbarte Ausland, davon zeitweise Albert Heijn in den Niederlanden, Tesco in Großbritannien oder McDonald‘s. Mit vier Hauptkunden vereinbart er einmal jährlich feste Liefermengen und Preise - ein riesiger Vorteil für Anbauplanung und Kalkulation. Seinen Umsatz von rund 2,5 Mio. Euro macht er derzeit zu fast 75 Prozent mit Rucola.
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Der Salat muss „nahezu unkrautfrei“ geliefert werden. Dazu wird die Ernte mit optischen, lasergesteuerten Sortieranlagen trocken verlesen, um Brennnesseln oder Melde "herauszuschießen". Notfalls muss noch von Hand nachsortiert werden. „Das ist natürlich ein enormer Kostenfaktor.“ Oder Beispiel Babyspinat: Der darf keine Keimblätter haben. „Die werden zu schnell gelb.“ Für diesen Zweck hat der Betrieb Siebtrommeln und -tische selbst entworfen.
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Investiert hat Straeten 2016 rund 200.000Euro in das Aufbereiten und Waschen von Schnittlauch, weiter in eine Halle für Saatgut und Dünger sowie in eine Werkstatt mit Ersatzteillager. Ein Kühlhaus mit rund 180 m² ist gerade neu in Betrieb. Auf dem Wunschzettel stehen noch ein Vakuumkühler für heißes Wetter und ein GPS-Lenksystem für den Fuhrpark mit insgesamt 13 Traktoren.
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Ceres-Award Preisträger Christoph Straeten sagt, dass er ohne die Hilfe seiner Familie und seiner Mitarbeiter nie so weit gekommen wäre. Neben den 3,5 Familien-Arbeitskräften und 14,3 Festangestellten arbeiten 30 bis 40 Erntehelfer aus Polen und Rumänien auf dem Betrieb, denen Straeten einen "familiären Arbeitsplatz" bieten möchte. Viele der Saisonarbeitskräfte kommen deswegen schon seit Jahrzehnten zur Ernte.
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