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Alte Nutztierrassen

Bayern muss nachziehen

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am Donnerstag, 09.06.2022 - 13:22

Original-Braunvieh-Züchter Andreas Blank aus dem Allgäu macht sich für eine Anpassung der Fördersätze stark.

Schon seit Jahrzehnten bemühen sich der Attenhauser Milchviehhalter und Züchter Andreas Blank um den Erhalt der alten Allgäuer Rinderrasse „Original-Braunvieh“. Zusammen mit weiteren engagierten OBV-Züchtern wird so wertvolles Genmaterial gesichert und verbreitet. Auch in Baden-Württemberg gibt es Züchter, die sich um den Erhalt vom Aussterben bedrohter Rassen bemühen – was jetzt von der grünen Landesregierung stärker honoriert werden soll.

Die Familie Blank hat derzeit 38 Braunvieh-Kühe im Stall. Seit 1987 züchtet er auch Original-Braunvieh. Aus anfänglich drei Kühen sind über die Jahre 22 OBV-Kühe geworden. Insgesamt stehen in bayerischen Ställen etwa 300 Kühe dieser alten Rasse, erklärt Blank. Sein schmucker Bauernhof mit eigener Milchtankstelle ist häufig auch Ziel von Besuchergruppen, die sich seine Original-Braunvieh-Zuchtkühe zeigen lassen, nicht selten auch aus dem Ausland.

400 € statt 180 €

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„Seit einiger Zeit mehren sich aber plötzlich die Anfragen aus dem „Ländle“ bei mir, die Kühe kaufen wollen“, sagt Blank beim Besuch. Dies machte den Züchter hellhörig und er forschte nach. „Dann erfuhr ich, dass das Land Baden Württemberg im Rahmen der GAP-Verhandlungen eine Erhöhung der Förderung alter Nutztierrassen, auf 400 Euro pro Kuh und Jahr bei der Europäischen Union beantragt hat. Die bisherige Förderung für das Original Braunvieh in Bayern betrage dagegen nur 180 Euro pro Kuh und Jahr.

Dieses Geld hält Blank für „zwingend notwendig“ für den Erhalt alter Rassen. Allerdings seien die bayerischen 180 € vor Jahren festgelegt worden, was inzwischen „viel zu niedrig“ sei. Und er fügt hinzu: „Der Erhalt alter Rassen ist für die Biodiversität gerade jetzt notwendig. Diese Kühe sind ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt. Wenn jetzt in Baden-Württemberg die Förderung auf 400 Euro erhöht wird, ist davon auszugehen, dass Züchter aus Baden-Württemberg die Tiere aus den Beständen in Bayern aufkaufen.“

Auf Nachfrage habe Blank zudem erfahren, dass bei einem positiven EU-Bescheid in dieser Angelegenheit den bayerischen OBV-Züchtern und auch allen anderen Landwirten, die mit alten Rassen arbeiten, diese bessere Förderung nicht zuteil würde, da nicht Bayern, sondern nur Bauern aus Baden-Württemberg, die diesen Antrag gestellt haben, in den Genuss der besseren Förderung kommen würden.

Über diesen Sachverhalt informierte Blank den Vorsitzenden des Landwirtschaftsausschusses im Landtag, Dr. Leopold Herz, und bat ihn im Ministerium nachzuhaken, „damit die Förderung auch in Bayern nach dem Modell von Baden-Württemberg angepasst wird“.

Schon bald darauf erhielt der Unterallgäuer Post von Herz mit der Antwort aus dem Ministerium, worin es unter anderem heißt: „Die Überlegungen aus Baden-Württemberg hinsichtlich einer Erhöhung der Fördersätze für gefährdete Nutztierrassen sind uns bekannt. Derzeit werden die Richtlinien zur Förderung gefährdeter Rassen in Bayern vor dem Hintergrund der zum Jahresende 2022 auslaufenden Notifizierung neu überarbeitet, wobei auch eine Anpassung der Höhe von Zuwendungen geprüft wird. Die Höhe der für gefährdete Rassen gewährten Zuwendungen muss jeweils mit einer Kalkulation der wirtschaftlichen Nachteile gegenüber den nicht gefährdeten Rassen begründet werden.“

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Ergänzend erfährt Blank: In diesem Zusammenhang wird die LfL mit einer Neuberechnung der Fördersätze vom bayerischen Landwirtschaftsministerium beauftragt. Das Verfahren läuft augenblicklich. Je nach Ergebnis muss dann eine Prüfung der Verfügbarkeit von zusätzlichen Haushaltsmitteln erfolgen.

Zu dem Sachverhalt äußerte sich auch BBV-Bezirkpräsident Alfred Enderle: „Die immensen Kostensteigerungen für Betriebsmittel und Gebäudeunterhalt treffen natürlich auch die Halter von bedrohten Rassen. Vor diesem Hintergrund ist eine Neuberechnung der Fördersätze dringend geboten. Es liegt im Interesse der Gesellschaft, aber auch der Landwirtschaft insgesamt, einen möglichst großen Genpool bei unseren Nutztierrassen zu erhalten. Mit jeder Rasse die verschwindet, verlieren wir auch die Möglichkeit in der Zukunft auf bestimmte Merkmale und Eigenschaften zurückgreifen zu können. Daneben sind diese Rassen auch lebende Zeugnisse unserer agrarischen Entwicklung und bieten einen Einblick in die regionalen Besonderheiten unserer Agrargeschichte. Es gibt also gute Argumente von staatlicher Seite hier eine vernünftige Unterstützung zu leisten.“

Nun wird man sehen, ob die bayerischen OBV-Züchter auch mit einer verbesserten Förderung rechnen dürfen.