Zitzenversiegler sind in vielen Betrieben zum Standard geworden und gerade beim selektiven Trockenstellen ein wichtiger Bestandteil zum Erhalt der Eutergesundheit. Und obwohl die internen Zitzenversiegler seit Jahren verbreitet sind, werden bei der Anwendung oft wichtige Regeln nicht beachtet. Dass die Hygiene oberstes Gebot ist, das dürfte noch jedem Anwender bekannt sein. Penible Sauberkeit und ausreichende Reinigung mit Desinfektionstüchern sind unerlässlich.
Zitzenversiegler im Euterinneren kann Schaden anrichten
Nicht überall bekannt ist die Tatsache, dass der Versiegler im Strichkanal und der Zitze bleiben muss und nicht ins Euterinnere hochwandern darf. Andernfalls verliert er deutlich an Wirkung und kann sogar Schaden anrichten. Dabei reicht es nicht, den Versiegler einfach nicht hochzumassieren. Vielmehr muss beim Einbringen des Versieglers die Zitze an der Zitzenbasis abgedrückt werden, um ein Hochwandern des Versieglers zu vermeiden.
Dr. Ulrike Sorge vom TGD Bayern, wie auch die praktizierende Tierärztin Christine Berni, mit deren Hilfe die nebenstehenden Fotos entstanden sind, empfehlen den Einsatz von Zitzenversieglern auch bei den Kühen, die zusätzlich mit antibiotischem Trockensteller behandelt werden müssen. In den Tuben der Versiegler befindet sich teilweise Luft, die vor der Anwendung mit der Tubenspitze nach oben ausgedrückt werden muss. Gute Erfahrungen hat Berni zudem mit dem ›Runterschütteln‹ des Versieglers zur Tubenspitze hin gemacht.
Interne Zitzenversiegler: Drei Hersteller im Test
Unsere Fotos wurden mit drei verschiedenenen Zitzenversieglern gemacht: OrbeSeal von Zoetis, Ubroseal von Boehringer und ShutOut von MSD. Diese Produkte sind zur Illustration auch nebenstehend abgebildet, in der Praxis wird natürlich immer nur ein Fabrikat bei einer Kuh verwendet. Laut Berni liefern alle Fabrikate gute Ergebnisse. OrbeSeal sei das erste Produkt am Markt gewesen, weit verbreitet und bewährt.

Bei ShutOut und Ubroseal lassen sich von der Schutzkappe der Tubenspitze das vordere Stück eigens entfernen. Dadurch sei es etwas einfacher, die Spitze des Injektors nur leicht in die Zitze einzuführen. OrbeSeal und ShutOut sind weiß, der Ubroseal-Versiegler blau. Dadurch könne man auch an der Farbe erkennen, ob es sich beim Anmelken nach der Kalbung um Zitzenversiegler oder Euterflocken handelt. Mit etwas Erfahrung sei diese Unterscheidung aber auch bei den weißen Versieglern gut möglich. Letztlich sei es Geschmackssache, mit welchem Versiegler die Bauern am besten zurechtkommen.
Manchmal lassen Kühe zu Beginn der Trockenstehphase trotz Zitzenversiegler die Milch laufen. Laut Dr. Sorge verbleibt der Versiegler aber in der Zitze und im Strichkanal und lässt lediglich, wie ein Druckventil, die Milch ablaufen. Am Ende der Trockenstehphase werde er weiterhin das Risiko für Neuinfektionen aus der Umwelt minimieren.
Sollte der Zitzenversiegler in die Euterzisterne gelangen, dann habe er zum einen seine Schutzfunktion teilweise verloren und es könne zum anderen zu Reizungen der Euterschleimhäute kommen.
Schwarze Flecken im Käse durch Restmengen in der Ablieferungsmilch

Zitzenversiegler bestehen aus schwerem basischem Bismutnitrat, eine Substanz, die gesundheitlich auch für den Menschen unbedenklich ist. Nach der Kalbung muss der Versiegler so gut es geht vollständig mit der Hand ausgemolken werden. Erst dann sollte das Melkzeug angesetzt werden. Nach einer Publikation des Schweizer Kompetenzzentrums für landwirtschaftliche Forschung, Agroscope, können die Zitzenversiegler zu Ablagerungen in Zitzengummis, Melkleitungen und Reinigungsautomaten führen.
Wenn Restmengen in die Ablieferungsmilch gelangen, wurden mehrfach schwarze Flecken im Käse beobachtet. Aus diesem Grund kamen Zitzenversiegler in der Schweiz zuletzt etwas in Verruf, auch wenn es kein Gesundheitsrisiko für Menschen gibt.
Um diese Nachteile zu vermeiden, sollte unbedingt verhindert werden, dass die Versiegler ins Euter hochwandern. Die Zitzenbasis muss abgedrückt werden und es darf nur so viel Masse eingebracht werden, wie im Strichkanal und in der Zitzenzisterne Platz haben; es braucht also nicht die gesamte Menge aufgebraucht werden. Sehr wichtig ist es, vorher die Luft aus der Tube zu entfernen. Wird Luft mit in den Strichkanal eingebracht, ›bläht‹ sie die abgedrückte Zitze und raubt dem Versiegler den Platz. Nach dem Einbringen in Zitze und Strichkanal sollten die Zitzen gedippt werden und die Kuh sich nicht gleich ablegen. Nach dem Abkalben ist es wichtig, den Versiegler möglichst ganz mit der Hand auszumelken und diese Milch zu verwerfen. Erst dann sollte das Melkzeug angesteckt werden.
Der Einsatz von Zitzenversieglern hat eine große Bedeutung in der Reduzierung antibiotischer Trockensteller und in der Erhaltung einer guten Eutergesundheit erlangt. Bei korrekter Handhabung beim Einbringen zum Trockenstellen sowie einem gründlichen manuellen Ausmelken nach der Kalbung ist das Präparat bereits nach der ersten Melkung aus dem Euter verschwunden.