In welchen Fällen der Einsatz von Siliermitteln auch bei idealem Erntegut sinnvoll ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Bei zu feuchter, verschmutzter oder sehr zuckerreicher Silage kann der Einsatz der für die jeweiligen Voraussetzungen richtigen Mittel helfen. Das gilt auch, wenn man eine Frühjahrssilage noch im Sommer verfüttern will oder muss. Bestimmte Bakterienstämme beschleunigen die pH-Wert-Absenkung und reduzieren die Siloreifezeit auf zum Teil nur noch zwei Wochen. Der Essigsäuregehalt steigt schneller und das Silo kann deutlich früher wieder geöffnet werden.
Andere Mittel begünstigen im Silierprozess die Umwandlung von Zucker in Propylenglykol bei mehr Essigsäure und besserer aerober Stabilität. Sie benötigen dazu aber auch ausreichend Zucker und können diesen in eine für die Kühe verträglichere Form umwandeln. Zu zuckerreiche Silagen sind schlecht für die Gesundheit und enthalten meist weniger Eiweiß.
Andere Siliermittel mit homofermentativen Milchsäurebakterien wiederum wirken am besten bei feuchter Silage und Verringern bei Verschmutzung das Clostridienwachstum. Sie kommen häufig bei Herbstsilage zum Einsatz. Das Angebot an verschiedenen Siliermitteln für die unterschiedlichen Voraussetzungen ist groß.
Gute Link zur Verbesserung der Silagequalität und dem Einsatz von Silierhilfsmitteln gibt es unter
Den Zuckergehalt messen
Bei der Frage, welches Siliermittel am besten passt, spielen mehrere Faktoren eine Rolle, etwa die Art und Silierfähigkeit des Erntegutes, der TS-Gehalt sowie der Zuckergehalt. Dieser lässt sich durch ein Refraktometer für Zucker, ein ›Brixmeter‹, schnell und günstig messen. Bei immer mehr Landwirten ist das Zuckermessen vor der Ernte bereits Routine.
Altes, trockenes und extensives Mähgut liefert schlechte Voraussetzungen für einen guten Silierprozess. Die Extensivierung nahm in einigen Betrieben zu, das wirkt sich auch auf den Pflanzenbestand aus. Die hochwertigen und leicht silierbaren Gräser gehen zurück. Mit einer gezielten Stickstoffdüngung wird zum einen ein hochwertiger Pflanzenbestand gefördert, zum anderen wird das für den Silierprozess notwendige Nitrat begünstigt.
Während des Silierprozesses wird Nitrat durch Enzyme und Bakterien zu Stickstoffmonoxid und Nitrit umgebaut, was die Bildung der Buttersäure reduziert. Eine ausreichende Stickstoffdüngung ist damit ein wichtiger Faktor für die Silagequalität. Wiesen, die siliert werden, sollten auch ausreichend gedüngt sein. Leider verhindert die Düngeverordnung (DüV) in Deutschland in den intensiven Standorten eine ausreichende Düngung mit betriebseigenen organischen Düngern. Eine pauschale Begrenzung auf 170 kg N/ha und Jahr, wie sie derzeit die DüV vorschreibt, ist fachlich falsch. Gute Grünlandstandorte benötigen rund 100 kg/ha mehr.
Es sind viele Faktoren, die zu einem guten Silierprozess und damit zu einem entspannten Füttern beitragen: Ein gut silierfähiges Erntegut, der optimale TS-Gehalt, eine gute Verdichtung und natürlich ein zügiges und korrektes Abdecken und vieles mehr. Sollte das ›Kind in den Brunnen gefallen sein‹ und sich die Mischung durch eine instabile Silage im Sommer erwärmen, helfen oft nur die Nothelfer, Spezialprodukte zur Stabilisierung der Mischration. Viel besser aber ist es, wenn man diese nicht benötigt und die Ration auch so stabil ist.