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Atomkraft, nein Danke! Warum nur Landwirtschaft uns retten kann

Atomkraft
am Montag, 25.07.2022 - 05:00 (2 Kommentare)

In Zeiten knapper Energie zerren Politiker gern die Atomkraft aus der Mottenkiste hervor. Doch bei Licht betrachtet, kann nur erneuerbare Energie die Lösung sein. Dafür braucht es die Landwirte.

Es ist wieder einmal soweit: Politiker verschiedener Parteien hätten gern die Atomkraft zurück. Bei den Schwarzen gibt es die, bei den Gelben, Roten und sogar bei den Grünen. Zuletzt hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer eine strahlende Zukunft gefordert. Wie oft das aus Populismus oder Unwissenheit geschieht, ist schwer zu sagen. Vielleicht ist es auch einfach, damit überhaupt mal etwas gesagt wurde.

Denn Atomkraft hat längst keine Strahlkraft mehr. Sie ist ungeeignet für den Energiemix, den wir brauchen. Wir brauchen den Einsatz der Landwirtschaft: Die liefert nicht nur die notwendigen nachwachsenden Rohstoffe, sondern auch die Flächen, auf denen Windräder oder Solaranlagen im großen Stil stehen können.

Atomkraft ist wetterfühlig

Warum Atomkraft nichts taugt? Ein Blick nach Frankreich reicht: Das  Land setzt auf Atom, 56 Reaktoren laufen an 18 Standorten. Rund 70 Prozent des Stroms steuern sie in unserem Nachbarland bei. Doch die Meiler sind alt, störanfällig und gerade jetzt müssen viele abgeschaltet werden. Es gibt nämlich kein Kühlwasser, weil die Sommerhitze die Flüsse erwärmt. Von wegen wetterunabhängige Energie.

Zudem ist es ein gern unterschlagener Fakt, dass Uran als Brennstoff knapp ist, endlich gar und zudem zu 40 Prozent aus Russland und Kasachstan kommt. Wer kein russisches Öl oder Gas will, sollte nicht auf Uran setzen.

Atomkraftwerke kein Güllerührwerk

In einer knackigen Forderung nach Atomkraft ist in der Regel kein Platz für unangenehme Details. Etwa die unbeantwortete Frage, wohin mit dem Strahlenmüll. Weltweit gibt es für 380.000 Tonnen hochradioaktiven Abfalls genau folgende Anzahl von Endlagern: Null. Wer will denn auch Sicherheit und Kosten für Müll übernehmen, der 10.000 Jahre am besten in Ruhe gelassen wird?

Unterm Strich ist Atomkraft schlicht zu teuer und ungeeignet. Das sagen selbst RWE, EnBW und Eon. Die Betreiber der noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland haben Laufzeitverlängerungen eine Absage erteilt. Zudem sind Atomkraftwerke kein Güllerührwerk, das man an- und ausschalten kann. Neue Brennelemente müssten her. Und da man sie nicht bei Amazon bekommt, kann das eineinhalb Jahre dauern.

Debakel war lange absehbar, Landwirte sind Trumpf

Letztendlich war das Debakel in dem wir jetzt stecken, lange absehbar. Wir sind abhängig von Energie aus dem Ausland, der Klimawandel sitzt uns im Nacken und die erneuerbaren Energien wurden lange kleingehalten. Im Grunde ist das die Quittung für mindestens 40 Jahre kurzsichtiger Energiepolitik. Landwirte sind ganz vorne mit dabei, wenn es ums Ausbaden geht. Stichwort Klimakrise - Trockenheit, Ernteausfälle, Feldbrände.

Und sie sind unser aller Trumpf. Denn wer, wenn nicht Landwirte - und natürlich Waldbesitzer - hat die Mittel das Energieproblem zu lösen. Das Umweltbundesamt gibt für das Gesamtjahr 2021 eine Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von etwa 237 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) an. 69 Milliarden kWh kamen aus AKW. Im erneuerbaren Mix sind Biomasse, Photovoltaik und Windkraft gut dabei.

Hier muss die Politik für das Land gute Regeln schaffen. Und zwar schnell. Weniger Bürokratie, bessere Förderung und Anreize für Innovationen wie Agri-Photovoltaik. Denn statt unnötige Kosten für Atomkraft zu produzieren, ginge es schneller, Landwirte in eine echte Strategie zur Energiegewinnung einzubinden. Und ihren Einsatz entsprechend zu würdigen.

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