Der Biogasrat ist neben dem Fachverband Biogas die zweite Interessensgruppe, die im politischen Berlin für die Energieerzeugung aus Biomasse wirbt. Die Mitglieder des Biogasrates stammen hauptsächlich aus der Industrie.
Rouven Zietz, Redakteur der Joule, hat sich mit dem Geschäftsführer des Biogasrats, Reinhard Schulz, unterhalten. Denn der Biogasrat fordert ein neues Strommarktdesign.
Netz-Stabilitätsprobleme durch fluktuierende Erneuerbare
Im Bereich der so genannten fluktuierenden Erneuerbaren (Windkraft, Photovoltaik) gibt es einen großen Zuwachs. "Das stellt uns vor große Herausforderungen bei der Systemintegration", erklärt Schulz. Denn das System (das Stromnetz, Anm. d. Red.) sei bereits jetzt nicht mehr stabil. "Je mehr die Zuwachsen, desto instabiler wird es", so Schulz.
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Den Bereich der vor-Ort-verstromung von Biogas betrachtet Schulz als weitgehend ausgeschöpft. "Hier haben wir eine gewisse Marksättigung erreicht." Mit Blick auf die Energiewende und den Zubau der fluktuierenden Erneuerbaren fügt er hinzu: "Außerdem bringt es dem System nichts." Potential für ein kleines Wachstum sei lediglich in Nischenmärkten wie der Objektversorgung, Industriestrom oder Energiedöfern vorhanden.
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Zukunft Biomethaneinspeisung
Obwohl die Ausbauzahlen bei Biogasanlagen stark zurückgehen, sieht Reinhard Schulz eine Zukunft für diese Art der Energiegewinnung. "Die Zukunft wird im wesentlichen in der Biomethaneinspeisung ins Erdgasnetz liegen. Da können Landwirte mit ihren nachwachsenden Rohstoffen oder Reststoffen genauso teilnehmen wie andere Anbieter." Das entscheidende sei, dass die Energie in einem großen Sammellager dem Erdgasnetz für jeden Zweck zur Verfügung stehe (Verkehr, Wärme Stromerzeugung) und auch zu jedem Zeitpunkt abrufbar sei. Das schaffe zudem Flexibilität, um beispielsweise Schwankungen bei Photovotaik oder Wind auszugleichen.
Für Biogas- speziell Biomethananlagen sieht Schulz dabei die besten Chancen. Diese seien am leichtesten steuerbar und das Erdgasnetz der geborene Speicher. "Da braucht man auch keine Mehrkosten in Kauf nehmen", so Schulz.
Neues Preissystem finden
Reinhard Schulz schlägt zudem ein neues Preissystem vor. Zwar sollten Standardmehrkosten, die erneuerbare Energien gegenüber der konventionellen haben, weiter ausgeglichen werden. Doch abgesehen davon soll Schulz' Ansicht nach die Arbeitsleistung den Preis bestimmen "und nicht irgendeine installierte Leistung, die möglicherweise gar nicht entsprechend genutzt werden kann".
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- Das ganze Gespräch mit Reinhard Schulz können Sie sich im Podcast anhören ...
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