Am Küstenkanal zwischen Friesoythe und der Saterland entsteht eine der größten Biogasanlagen Europas - auf insgesamt 13 Hektar. Insgesamt werden hier im Oldenburger Münsterland mehr als 40 Gärbehälter im C-Port errichtet. Dazu wird es Technikhallen, Pelletierhallen, Werkstatthallen sowie die Hallen zur Substratlagerung geben. Voraussichtlich im Herbst soll mit der Inbetriebnahme der Anlagen begonnen werden, es ist der erste Bauabschnitt des Millionenprojektes, wie Simon Detscher, Geschäftsführer der Revis Bioenergy GmbH aus Münster, die die Biogaslange in Friesoythe baut, mitteilt. Anfang 2025 soll die gesamte Anlage betriebsbereit sein.
Bürgerinitiative fordert Ablehnung der XXL-Biogasanlage
Die Vorteile, neben der zunehmenden Unabhängigkeit von anderen Ländern, liegen auf der Hand: Neben der Aufstockung von Arbeitsplätzen - Detscher spricht von rund 60 Jobs - könnte die Anlage auch beim Ausbau des Fern- und Warmwärmenetzes nützlich sein.
Dennoch ruft das Großprojekt von Beginn an die Anwohnerinnen und Anwohner auf den Plan, sie befürchten Geruchs-, Umwelt- und Verkehrsbelastung. Die Bürgerbewegung Saterland und Umgebung kämpft mit juristischen Mitteln gegen den Bau der Anlage. Wie der Mitbegründer der Initiative, Carsten Ambacher, mitteilt, klage man derzeit gegen den Landkreis Cloppenburg, "aufgrund einer nach unserer Ansicht nach unrechtmäßig erteilten Einleiterlaubnis von Prozesswasser in die Sagter Ems durch die Firma Revis. Dieses Verfahren ist beim Verwaltungsgericht Oldenburg anhängig, ein Prozesstermin steht noch nicht fest."
Zudem gebe es ein Widerspruchsverfahren gegen die genehmigte Anlage beim Gewerbe-Aufsichtsamt in Oldenburg. Nach Abschluss dieses Verfahrens werde man erneut Klage gegen die erteilte Genehmigung zum Bau der Anlagen einreichen können.
Gesundheitsrisiko durch Mega-Biogasanlage?
Bereits im Jahr 2020 hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet ("sauberer C-Port"), die sich gegen den Bau stemmte: „Wer in nur 4000 Metern Entfernung zum fast 11.000 Einwohner zählenden Stadtkern Friesoythes eine der größten industriellen Biogasanlagen Europas genehmige und bauen lasse, nimmt billigend Gesundheitsrisiken in Kauf“, hieß es damals in Pressemitteilungen. Die Bürgerinitiative verwies in diesem Zusammenhang auf eine Aussage des Bundesumweltamtes. Die Behörde sprach auf ihrer Internetseite von einem „erheblichen Risikopotenzial“. In Biogasanlagen würden große Mengen extrem entzündbarer und klimaschädlicher Gase erzeugt, zudem seien dort große wassergefährdende Stoffe in Form von Gülle, Substraten oder Gärresten vorhanden. „Trotz dieses Risikopotenzials sind bisher keine ausreichenden und rechtsverbindlichen Anforderungen zum Schutz von Umwelt und Nachbarschaft für die Errichtung und den sicheren Betrieb von Biogasanlagen festgelegt“, hatte die BI, die inzwischen nicht mehr aktiv ist, das Bundesumweltamt zitiert.
Großprojekt in Friesoythe
In der Nachbargemeinde Saterland hatte man in der Folge im Jahr 2021 einen Bürgerentscheid veranlasst. Das Ergebnis: eine deutliche Mehrheit war gegen das Revis-Vorhaben und Pläne für eine weitere Großanlage zur Gülle-Aufbereitung, die inzwischen vom Tisch sind.
"Der Entscheid war leider nur für die Gemeinde Saterland bindend, sodass die Genehmigungserteilung dadurch nicht verhindert werden konnte. Lediglich eventuelle Genehmigungen zu einigen Details dürfen seither seitens der Gemeinde Saterland nicht erteilt werden", berichtet Carsten Ambacher von der Bürgerbewegung Saterland und Umgebung weiter.
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