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Stromabschaltungen bei E-Autos und Wärmepumpen

Kein Strom für E-Auto & Wärmepumpe: Der brisante Plan der Netzagentur

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am Freitag, 20.01.2023 - 09:36 (19 Kommentare)

Viele Menschen schaffen sich E-Autos an und Wärmepumpen. Doch es könnte bald ein böses Erwachen geben, nämlich wenn ihnen der Strom abgedreht wird. Oder rationiert. Dabei sind E-Autos und Wärmepumpen politisch und auch aus Klimaschutzgründen erwünscht und werden auch finanziell massiv gefördert.

Heizen mit Wärmepumpen.

Immer mehr Menschen kaufen Elektroautos und heizen mit Wärmepumpen. Doch dazu braucht man Strom. Viel Strom. Je mehr E-Autos in Deutschland fahren und je mehr Wärmepumpen die Häuser warm machen, je mehr Strom wird gebraucht. Ein Umstieg auf diese klimafreundlichen Stromverbraucher ist von der Politik aber ausdrücklich gewollt.

Deutschland ist auf diesen Boom aber nicht vorbereitet. Offenbar wächst mit der Zunahme an E-Autos und Wärmepumpen nämlich die Gefahr, einer Überlastung des Stromnetzes, bevor der eigentliche Boom überhaupt begonnen hat. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnt jedenfalls vor einer Überlastung des Stromnetzes in Deutschland durch die steigende Zahl privater E-Auto-Ladestationen und strombetriebene Wärmepumpen. „Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“, sagte Müller der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Für störanfällig hält die Netzagentur vor allem die lokalen Nieder-Ortsnetze. Man habe deshalb ein Eckpunktepapier ausgearbeitet, das in Zeiten hoher Netzauslastung eine „temporäre Stromrationierung für Wärmepumpen und Elektroauto-Ladestationen vorsieht“, heißt es. Gemeint ist das Abschalten oder zu mindestens Drosseln der Stromzufuhr für diese Verbraucher. Netzbetreiber sollen in solchen Fällen zwangsweise und zentral koordiniert die Stromversorgung der Anlagen drosseln. Die Pläne zur Stromrationierung sollen zum 1. Januar 2024 in Kraft treten.

Großbritannien hat solche Maßnahmen bereits umgesetzt. In Spitzenbelastungszeiten können E-Autos auf der Insel seit 2022 einfach vom Stromnetz gekappt werden.

Bei 1 Mio. E-Autos Stromrationierung – was wird bei 15 Mio.?

Komplett von der Stromversorgung getrennt werden sollen die Heizungen und Ladegeräte in kritischen Phasen jedoch nicht, sagte Müller gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wir wollen eine Mindestversorgung jederzeit garantieren.“ Auch bei einer Stromrationierung würden private Ladestationen genügend Strom beziehen können, damit sie die Batterie eines E-Autos binnen drei Stunden für eine Reichweite von 50 Kilometern aufladen können.

Zudem soll nach Aussagen von Müller „für eine Vielzahl von Wärmepumpen ein nahezu störungsfreier Weiterbetrieb“ möglich bleiben. Noch sind in Deutschland nicht mal eine Million rein elektrische Autos zugelassen, und trotzdem macht sich die Bundesnetzagentur große Sorgen, dass der Strom dafür nicht ausreicht.

Im letzten Jahr ist die Zahl der in Deutschland neu zugelassenen E-Autos stark angestiegen, natürlich auch beschleunigt durch die hohe Kaufprämie. Die Bundesregierung will bis 2030 rund 15 Millionen E-Fahrzeuge in den Verkehr bringen, auch damit die Klimaziele erreicht werden. Jetzt verkraften die Stromnetze nicht einmal 1 Millionen Elektroautos?

Der Vorstand des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon, Thomas König, forderte derweil in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ einen stark beschleunigten Ausbau und die Modernisierung der lokalen und regionalen Stromnetze. Er verwies auf zahlreiche Anträge für den Anschluss neuer Anlagen und Wartezeiten von bis zu acht Monaten für den Anschluss der Anlagen ans Stromnetz. Investitionen würden jedoch durch langwierige Genehmigungsverfahren für Baumaßnahmen mit einer Dauer von bis zu zwölf Jahren gebremst. „Das ist völlig indiskutabel“, sagte König.

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