Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Energiemangel und Kostenexplosion

Energiekrise in Europa: Explodierende Gaspreise und Rekord-Stromkosten

Erdgaslager.
am Dienstag, 21.09.2021 - 10:41 (2 Kommentare)

Die Preise für Gas und Strom steigen europaweit steil an. Unternehmen werden geschlossen, Verbraucher zahlen rekordhohe Preise.

ergaspreise.

Explodierende Energiepreise zwingen die ersten Unternehmen in Europa, energieintensive Fabriken zu schließen. Der Düngemittelhersteller CF Industries hat vorige Woche die Produktion in zwei britischen Werken eingestellt. Der europäische Dünger-Gigant Yara International, kündigte an, die Ammoniumproduktion wegen der hohen Kosten um 40 Prozent zu reduzieren.

Der deutsche Chemieriese BASF verwies ebenfalls auf die negativen Folgen der extrem hohen Preise für Strom und andere Energieträger wie Gas, Öl und Kohle. Europas Gasspeicher sind weitgehend leer. Die knappe Versorgung und eine gleichzeitig anziehende Nachfrage treiben die Energiepreise europaweit auf immer neue Höchststände.

Der Gaspreis am wichtigsten europäischen Handelsplatz für diesen Energieträger in Amsterdam hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht.

Gleichzeitig haben sich die Preise für CO2-Zertifikate im europäischen Handelssystem mehr als verdoppelt. Normalerweise wären die Gasspeicher im Sommer wieder aufgefüllt. Dies geschah jedoch nicht. Europas wichtigster Gaslieferant Russland lieferte zum einen weniger als in den Vorjahren. Zum anderen war das Fördervolumen der in der Nordsee gelegenen Gasfelder durch Corona-bedingte Ausfälle erheblich eingeschränkt.

Die erneuerbaren Energien konnten diese Lücke offenbar nicht ausfüllen. Deshalb ist im europäischen Parlament eine heftige Diskussion um die Folgen des Green Deals für die Energieversorgung entbrannt. 

Stromausfälle und Blackouts befürchtet

rohölpreis.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnt in einem aktuellen Bericht vor möglichen großflächigen Stromausfällen in Europa im kommenden Winter. Den Grund sehen die Energieexperten von Goldman Sachs vor allem in den europaweit leeren Gasspeichern. Sollte der kommende Winter so kalt werden wie der vorherige, droht Europa eine akute Energiekrise, heißt es in der Studie.

Regierungen könnten gezwungen sein, die vorübergehende Abschaltung bestimmter Industrien anzuordnen. Und die Energiekrise trifft diesmal ganz Europa. In Italien sind die Strompreise allein im letzten Quartal um 20 Prozent gestiegen und könnten im Herbst um weitere 40 Prozent steigen, sagte der italienische Umweltminister Roberto Cingolani. Italien hat zudem die staatlich regulierten Gaspreise bereits massiv erhöht und vor dem Winter weitere Preiserhöhungen angekündigt.

In Spanien steht die Regierung wegen der rekordhohen Strompreise ebenfalls unter massivem Druck – dort haben sich die Strom im ersten Halbjahr verdreifacht. Deshalb wurden vorübergehende Strom-Steuersenkungen beschlossen. „Wir werden die Gewinne der Energieunternehmen reduzieren“, sagte Premierminister Pedro Sánchez dazu. Und so geht es von Land zu land weiter.

Auch wenn größere Stromausfälle vermieden werden können, droht Europas Wirtschaft eine weitere Kostenexplosion, die die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise ausbremst. Die Erzeugerpreise der Unternehmen und die Verbraucherpreise steigen jedenfalls im Rekordtempo.

Neben Gas und anderen Energieträgern fehlen viele Unternehmen auch andere Rohstoffe und Zwischenprodukte. In Deutschland ist die Inflation bereits auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren geklettert.

Preise für CO2-Zertifikate mehr als verdoppelt

kohlepreise.

Andere Energieträger werden derzeit zu historisch hohen Preisen auf dem Weltmarkt gehandelt. Gleichzeitig ging die Produktion von Windenergie in Europa zurück. In Deutschland führte dies dazu, dass die Braunkohleverstromung wieder auf Platz eins der Stromerzeugung rückte. Als Folge stieg auch der Preis für CO2-Emissionszertifikate, was wiederum alle anderen fossilen Energieträger verteuert.

Verbraucher und Wirtschaft zahlen in Deutschland ohnehin schon die weltweit höchsten Preise. Die Kommission verweist darauf, dass die hohen Preise für CO2-Emissionszertifikate nicht auf das Emissionshandelssystem der EU zurückzuführen sind, bei dem sich die Kosten für eine Genehmigung zur Emission einer Tonne CO2 im letzten Jahr auf rund 60 Euro mehr als verdoppelt haben.

Der Strompreisanstieg wird hauptsächlich durch hohe Gaspreise und offenbar auch strukturelle Probleme auf dem europäischen Strommarkt verursacht – aber die Kommission befürchtet nun, dass ihr  der Green-Deal  mitverantwortlich gemacht wird. Frans Timmermans, Chef des Green Deal der Kommission, sagte den Abgeordneten im EU-Parlament, dass nur „ein Fünftel“ der höheren Stromkosten auf den steigenden Zertifikatenpreis zurückzuführen seien, der Rest auf die schlechte Gasversorgung.

Die Kommission hat offenbar große Sorgen, dass die Explosion der Energiepreise sich negativ auf die Umsetzung des Green Deals auswirkt.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...