Das waren zentrale Aussagen von Referenten eines Fachseminars, das die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) und die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) in Berlin gemeinsam veranstaltet haben. Klaus Keller von der Firma F.O. Licht gab dabei unter anderem einen Ausblick auf die Brennpunkte des EU-Biodieselmarktes im kommenden Jahr, bei dem er von einem Rückgang bei Produktion und Importen ausging.
Stefan Majer vom Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig (DBFZ) lieferte eine Prognose zu den Auswirkungen der jüngsten Vorschläge der EU zur Änderung der Biokraftstoffzertifizierung und verwies dabei insbesondere auf mögliche negative Auswirkungen bei der Anwendung von Faktoren zu indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC) auf die europäische Ölsaatenerzeugung.
Verhaltene Entwicklung
Die Entwicklung des Anteils von Biodiesel am Kraftstoffanteil verlief in den letzten Jahren nach Einschätzung Kellers vergleichsweise verhalten. Aktuell liege der energetische Anteil des als Biodiesel bekannten Fettsäuremethylesters (FAME) am gesamten Kraftstoff lediglich bei fünf Prozent und damit bei der Hälfte des Zieles für 2020. EU-weit würden 2012 voraussichtlich knapp 10,3 Millionen Tonnen FAME physisch eingesetzt werden. Für 2013 rechnet der Fachmann sogar mit einem Rückgang auf 9,8 Millionen Tonnen. Ursache sei nicht zuletzt die Konkurrenz mit anderen Kraftstoffen, allen voran Bioethanol. Dieser Wettbewerb werde von der EU durch das Doublecounting, also die doppelte Anrechnung besonders nachhaltiger Rohstoffe, noch verschärft. Doublecounting sorge nämlich dafür, dass die physische Nachfrage durch die doppelte Anrechnung tendenziell sinke.
Sinkende FAME-Importe
Nicht nur bei der innereuropäischen Produktion, auch bei den FAME-Importen geht Keller für die nächsten Jahre von sinkenden Mengen aus. Dafür sorgten vor allem international zunehmende protektionistische Tendenzen. So habe beispielsweise Argentinien seine Ausfuhren mit hohen Zöllen belegt. Diese könnten anderweitig nicht kompensiert werden. Nach einem EU-Importhoch von 2,7 Millionen Tonnen im Jahr 2011 prognostiziert Keller daher für 2013 nur noch Einfuhren von 1,7 Millionen Tonnen.
Tiefgreifende Änderungen erwartet
"Die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur Änderung der Biokraftstoffzertifizierung sind nicht so drastisch ausgefallen wie befürchtet", stellte Majer in seinem Vortrag fest. Trotzdem seien durch sie tiefgreifende Änderungen am europäischen Biodieselmarkt zu erwarten. So bleibe es zwar beim Ausbauziel, bis 2020 insgesamt 10 Prozent des in der EU eingesetzten Kraftstoffs aus erneuerbaren Quellen zu bestreiten, allerdings deuteten die Vorschläge auch ein mögliches Auslaufen der Biokraftstoffförderung für die Zeit danach an.
iLUC-Faktoren in der Kritik
Problematisch sei auch die geplante Einführung von iLUC-Faktoren, die insbesondere Biokraftstoffe aus Ölsaaten deutlich schlechterstellten. Nach Einschätzung Majers weisen die EU-Vorschläge zudem etliche Unklarheiten und Gedankenfehler auf. So fehle es bisher an konkreten Definitionen beispielsweise für Abfall- und Reststoffe, ferner seien bereits jetzt Nutzungskonkurrenzen bei bestimmten Reststoffen und negative Umweltfolgen, etwa Humusverluste bei der übermäßigen Verwendung von Stroh, erkennbar. Der Fachmann warnte auch vor möglichen Futtermittelverlusten, wenn der Rapsanbau in Europa durch neue EU-Förderrichtlinien zurückgedrängt werde. Rund 60 Prozent der Rapsernte gingen schließlich als Schrot ins Mischfutter und müssten bei einem Wegfall der Rapserzeugung importiert werden.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.