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Biogas

Biogasrat fordert 500 MW jährlichen Zubau

am Freitag, 21.02.2014 - 12:11 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Vorstand und Geschäftsführung des Industrieverbandes "Biogasrat+ dezentrale Energien" haben am 19. Februar in Berlin scharfe Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung geübt.

"Bei allem Verständnis für den Druck aus Brüssel ist es sinnlos und unmöglich, ein neues Fördersystem für erneuerbare Energien auf den Weg zu bringen und die Neuordnung des gesamten Strommarktes dabei nicht gleich mit zu behandeln", rügt Anton Daubner, Vorsitzender des Biogasrat+. "Nur dadurch erklärt sich, dass die Bundesregierung fast ausschließlich auf den noch schnelleren Ausbau von Wind- und Sonnenenergie setzt und zugleich die einzige erneuerbare Energie, die die Defizite der fluktuierenden ausgleichen kann, nämlich Biogas- und Biomethan, fast vollständig ausbremsen will."
 
Reinhard Schultz, Geschäftsführer des Verbandes, ergänzt: "Wer 2050 eine zu 80 Prozent erneuerbare Energieversorgung will, muss damit anfangen, auch die Absicherung von Wind und Sonne schrittweise durch Kraftwerke zu organisieren, die erneuerbare Brennstoffe einsetzen. Eine Energie, die Wärme und Strom zur Absicherung des gesamten Systems und Regelenergie liefern kann, ist anders zu bewerten als fluktuierende Stromerzeugung durch Wind und Sonne. Da kommt der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung eine besondere Bedeutung zu."

500 MW Zubau jährlich erforderlich

Im Hinblick auf das EEG erwartet der Biogasrat+ absoluten Vertrauens- und Bestandsschutz für KWK-Anlagen und Biomethaneinspeiseanlagen. Darüber hinaus seien ein jährlicher Zuwachs vom 500 MW Stromerzeugung aus Biogas- und Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen und eine Freigabe der Verstromung von Reststoffen zwingend erforderlich. Im Mittelpunkt soll die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz stehen. Der dafür erforderliche Aufbereitungsaufwand soll wie bisher zusätzlich vergütet werden. Die verpflichtende Direktvermarktung und bedarfsgerechte Erzeugung werden vom Biogasrat ausdrücklich begrüßt, weil das dazu zwinge, die Kosten ständig zu senken.
 
Der Biogasrat+ kann sich gut vorstellen, die Förderung von Kraftwärmekopplung auf Erdgas- und Biogasbasis in einem Gesetz zu regeln. Dann müsste eine kleine Novelle des Gesetzes zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung an das EEG angehängt werden. Das EEG würde entlastet und ein ausbalanciertes Preisverhältnis von Erdgas- und Biogas-KWK einschließlich von Mischprodukten deutlich erleichtert.

Biomethankunden brauchen Planungssicherheit

Die vorliegenden Planungen für ein neues EEG begrenzen den Zubau für Biomasseanlagen insgesamt auf 100 MW im Jahr."Das reicht vielleicht für kleine bayrische Gülleanlagen, die wichtig für den Boden- und Grundwasserschutz sind, aber nicht für eine Strom-und Wärmeversorgung im industriellen Maßstab", erklärt Anton Daubner. Reinhard Schultz ergänzt: "Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 25 Prozent der Stromversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, entzieht aber bereits bestehenden KWK-Anlagen rückwirkend die bislang garantierte Möglichkleit, nach Auslaufen der 10 Jahre KWK-Förderung weitere 10 Jahre ins EEG zu wechseln und statt Erdgas Biogas und Biomethan einzusetzen. Damit werden viele KWK-Anlagen wirtschaftlich notleidend und viele Biomethaneinspeiseanlagen werden in Konkurs gehen. Das motiviert kein Stadtwerk und keinen privaten Investor, sein Geld in KWK-Technologie zu stecken." Der Biogasrat+ geht davon aus, dass diese Konsequenzen bislang von Teilen der Politik nicht erkannt worden sind.
 
In Deutschland sind 40.000 Menschen in der Wertschöpfungskette Biogas und Biomethan beschäftigt. Überwiegend im ländlichen Raum. Das geht von Rohstoffanbau über den Anlagen und Komponentenbau, den Handel bis hin zu Contracting-Dienstleistern. "Die Biogas- und Biomethantechnologie ist High-Tech, nach der die ganze Welt fragt. Wir exportieren inzwischen Anlagen und Anlagenteile in 120 Länder der Welt. Wenn Deutschland diese Erfolgstechnologie einstampft, ist sie im Ausland nicht mehr verkaufbar und andere Industrienationen machen das Geschäft", fürchtet Reinhard Schultz.  

EEG-Reform: Folgen für Energiewirte (17. Feb)

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