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Biogas

Botox-Bakterien: Bisher kein Nachweis in Biogasanlagen

am Dienstag, 18.11.2014 - 06:30 (Jetzt kommentieren)

Braunschweig - Dem Verdacht, in Biogasanlagen könnten sich Clostridium botulinum Bakterien (Botox-) Bakterien vermehren, stehen aktuelle Ergebnisse des Thünen-Instituts entgegen. Demnach gibt es bislang keinen Hinweis auf Botox-Bakterien in niedersächsischen Biogasanlagen.

Kommen niedersächsischen Biogasanlagen mit ihren typischen Substraten (Gülle, Silage, Hühnertrockenkot) auch problematische Clostridien wie die Produzenten des gefährlichen Botulinum-Toxins ("Botox"), Clostridium botulinum, vor? Und können diese sich dort vermehren? Diese Fragen untersucht eine Arbeitsgruppe am Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig. Mit im Boot sind Wissenschaftler der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) und der Fakultät Ressourcenmanagement (Göttingen).
 
Hier die aktuellen Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt des Thünen-Instituts für Biodiversität.

Kein Nachweis von Genen für das Botulinum-Toxin

Bisher wurden in dem Projekt eine halbe Millionen Gene aus den Substraten, Fermentern und Nachgärern untersucht. Tätsachlich fanden sich Gene, die auf C. botulinum hinweisen, wenn auch nur in sehr niedriger Häufigkeit: Je nach Probe zwischen 0,003 bis 0,18 Prozent aller Clostridien. Gene für das Botulinum-Toxin konnten dabei nicht nachgewiesen werden, berichtet das Institut.
 
Auch die Mäusetest mit ausgewählten verdächtigen Proben, durchgeführt von einem zertifizierten Labor, gaben Entwarnung: Alle getesteten Proben waren für Mäuse nicht giftig.

Biogasanlagen unter Verdacht - Ergebnisse entschärfen Kritik

Landwirtschaftliche Biogasanlagen vergären organische Reststoffe und pflanzliche Biomasse zu Methan, das als Energiequelle genutzt wird. Der Gärungsprozess wird durch das Zusammenwirken einer komplexen Mikroorganismen-Gemeinschaft verursacht, die typischerweise viele Clostridien enthält. Daher stehen sie in Verdacht, dem Bakterium gute Vorraussetzungen für die Vermehrung zu bieten.
 
Die Thünen-Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Tebbe setzte für ihre Untersuchungen neuartige molekulare Methoden ein. Sie sequenziert einzelne Abschnitte der Erbsubstanz (DNA), um so Hinweise auf das Vorkommen von C. botulinum zu erhalten. Bis heute weist jedoch kein einziges Ergebnis des gesamten Projekts darauf hin, dass sich Toxin-bildende C. botulinum Bakterien oder andere problematische Clostridien in einer Biogasanlage vermehren und so eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen können.
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Mäuse-Test liefert endgültigen Beweis

Der einzig gültige Beweis, ob C. botulinum vorhanden ist, muss allerdings im Mäuse-Test erfolgen, denn nur im lebenden Tier kann die Wirksamkeit bewiesen werden. Noch steht die Analyse weiterer 50 Millionen Gene aus; das Projekt soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Die Arbeiten werden durch das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium gefördert.  
 
Die Studie um die Thünenforscher ist ein weiteres Projekt gewesen. Bereits 2011 hatte das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen Proben aus 15 Biogasanlagen untersucht. Es wurde kein Zusammenhang zwischen C. botulinum und Biogasanlagen festgestellt. Das neue an der Thünen-Studie ist die präzisere Untersuchtungsweise und höhere Nachweisempfindlichkeit dank molekularbiologischer Technik.
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Clostridien verantwortlich für Vergiftungen

In der Gruppe der Clostridien gibt es neben vielen harmlosen Arten auch einige, die im Zusammenhang mit Vergiftungen und Krankheiten bei Mensch und Tier stehen.
 
Als mittlerweile entschärft läßt sich der Zusammenhänge zwischen chronischen Krankheitsfällen bei Milchkühen und Clostridium botulinum bezeichnen. Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) haben im Septmeber eine Studie vorgelegt, deren Ergebnisse daraufhindeuten, dass Clostridium botulinum nicht der wesentliche Hauptverursacher des chronischen Krankheitsgeschehens "Chronischer Botulismus" ist.
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