
Diesel kostete am Montag (07.03) an den deutschen Tankstellen 2,01 Euro je Liter berichtet der Onlinedienst bezinpreis.de und damit so viel wie nie zuvor. Gleichzeitig waren das 30 Cent mehr als vor einer Woche. Die Preisspanne liegt zwischen 1,96 und 2,09 Euro je Liter. Leichtes Heizöl kostet den Verbraucher am heutigen Montag im Bundesmittel 163 Euro je 100 Liter. Das sind 55 Euro!! mehr als vor einer Woche und ebenfalls die höchsten jemals festgestellten Preise.
„Eine nie gesehene Preisrally läuft und beschleunigte sich sogar noch, getrieben von den Vorgaben der Rohöl- und Gasölnotieren, wie auch von den Ängsten vor Bestandsknappheiten“, sagt der Branchendienst tescon.de. Die Rohölpreise für die Sorte Brent steigen am Montag erneut auf knapp 125 USD je Barrel und das US-Leichtöl WTI klettert auf 122 USD.
Die Erdgaspreise am wichtigsten europäischen Handelsplatz Trading Natural Gas EU Dutch TTF springen am Montag auf unvorstellbare 252,94 Euro je MWh. Das sind 50 Euro mehr als am Freitag – und fast 4mal so viel wie Mitte Februar. Der extreme Anstieg der Gaspreise dürfte nicht nur die Kosten für private und industriele Verbraucher weit nach oben katapultieren. Auch Mineraldünger wird so erheblich teurer!
Europa bezieht etwa ein Drittel seines Erdgases aus Russland, aber die Abhängigkeit variiert zwischen den EU-Mitgliedern. Deutschland ist zu 50 Prozent auf russisches Gas angewiesen und Italien importiert 40 Prozent seines Gasbedarfs aus Russland. Die südwesteuropäischen Länder Spanien und Portugal importieren kein russisches Gas, aber die südosteuropäischen Länder und die westlichen Nachbarn Russlands, Estland und Finnland, sind bei ihrer Erdgasversorgung zu 100 Prozent oder fast 100 Prozent von Moskau abhängig.
Analysten: Ölpreise könnten auf 185 USD steigen

Die Preise für Rohöl, Diese, Heizöl und Benzin steigen jedoch auch aufgrund von Berichten, dass die US-Regierung ein Verbot der US-Importe von russischem Rohöl erwägt. Ein US-Verbot könnte wahrscheinlich auch russische Importstopps aus anderen Ländern in Europa und anderswo nach sich ziehen.
Wenn das russische Ölangebot komplett vom Markt genommen wird, prognostiziert die Großbank JPMorgan, dass der Ölpreis auf mindestens 185 USD je Barell steigen wird. Die Großbank Goldman prognostiziert, dass die Ölpreise innerhalb der nächsten drei Monate mindestens auf 150 USD je Barrel steigen wird, wenn es zu anhaltenden Unterbrechungen der russischen Ölversorgung kommt.
Die Ölpreise sind auch aufgrund der Tatsache gestiegen, dass die russische Öllieferungen auch ohne ein formelles Verbot oder Energiesanktionen bereits weitgehend von den globalen Märkten verschwunden sind. Immer mehr Käufer weigern sich offenbar, russisches Öl zu übernehmen, und Tankerunternehmen sind nicht bereit, russisches Rohöl zu versenden, was Käufer dazu veranlasst, anderswo nach Rohölvorräten zu suchen. Laut dem Analystenhaus Energy Aspects „sind bereits jetzt etwa 70 % des russischen Rohölhandels eingefroren, da die meisten großen Ölraffinerien die russischen Rohölvorräte nicht berühren“, berichtet Rich Asplund vom Finanzdienstleister Barchart.
Ölkäufer halten sich aufgrund möglicher Energiesanktionen und des Risikos von gestörten Finanztransaktionen mit russischen Ölgesellschaften von russischem Öl fern. Westliche Nationen einigten sich voriges Wochenende darauf, einige russische Banken aus dem SWIFT-Banknachrichtensystem auszuschließen, was Russlands Energiehandel erheblich stört und die globale Energieversorgung jedoch weiter reduzieren könnte, da immer mehr Banken die Finanzierung russischer Rohstoffe vermeiden.
Extrem hohe Risikoprämien für russisches Öl

Es kostet jetzt 3,5 Millionen US-Dollar, einen Tanker zu mieten, um eine Million Barrel russisches Rohöl vom russischen Backsea-Hafen Novorossiysk nach Italien zu liefern, ein Sprung von mehr als 300 % gegenüber dem Beginn der Invasion der Ukraine, berichtet Barchart in seinem Energiebericht.
Die NATO hat zudem vor einem erhöhten Risiko von Kollateralschäden an Schiffen gewarnt, da seit Beginn der russischen Invasion fünf Handelsschiffe im Schwarzen Meer durch Beschuss beschädigt wurden.
Wie erwartet stimmte die OPEC+ am vorigen Mittwoch zu, ihre Rohölproduktion im April um +400.000 Barrel pro Tag (bpd) zu steigern. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Produzenten die Produktion überhaupt steigern können, sagen Analysten, da Daten des OPEC Joint Technical Committee zeigten, dass die OPEC+ im Januar -972.000 bpd weniger als ihr Ziel gepumpt hat.
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