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Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise unter Druck – fallende Gaspreise und Überangebot

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am Freitag, 23.12.2022 - 12:25 (Jetzt kommentieren)

Die Düngerpreise stehen unter Druck. Ein Grund sind die fallenden Gaspreise. In Deutschland geben vor allem die Harnstoffpreise nach. Die übrigen Dünger bleiben teuer. Das könnte sich aber bald ändern.

Harnstoffepreise am Weltmarkt.

Die Gaspreise in Europa fallen und sorgen für zusätzlichen Druck auf einen ohnehin unter Druck stehenden Düngermarkt. Kurz vor Weihnachten kostet Erdgas am wichtigsten europäischen Handelsplatz TTF nur noch 84 Euro je MWh bzw. 8,4 Cent je kWh. Im Vergleich zu den Preisen von Anfang Dezember (14,5 Cent), ist das ein Preisrückgang von über 40 Prozent.

Das bedeutet: Die Kosten für die Produktion von Ammoniak und Stickstoffdünger sind weiter gefallen. Noch ist dieser Preisrückgang nicht bei den Verkaufspreisen der großen europäischen Hersteller zu sehen (außer bei Harnstoff). Doch sollten die Gaspreise weiter so niedrig bleiben, dann dürften auch die Düngerpreise weiter fallen. Ohnehin ist der Druck auf die Preise zuletzt sehr hoch gewesen.

Die Gründe dafür sind: Die Nachfrage der Landwirte war in Europa und auch am Weltmark ausgesprochen schwach, während das aufgestaute Angebot (trotz der Produktionskürzungen) groß war, sagen Analysten. „Das Überangebot bleibt ein großes globales Problem und Gerüchte über eine weitere Verzögerung bei Indiens nächster Importausschreibung wirken abschreckend auf den Handel“, sagen die Analysten von CRU.

Zuletzt trug eine Flut von Verkäufen von granuliertem Harnstoff in Südeuropa vor den Weihnachtsferien dazu bei, die (europäischen) Preise in einem schwachen Markt zu stützen, berichten Händler.

Doch am Terminmarkt stehen die Harnstoffpreise unter Druck. Dort rutschen die Preise (fob US-Golf) weiter ab, auf zuletzt 462 USD je Tonne für den Januar und 480 USD je Tonne für den Februartermin. Danach rechnet der Markt mit einer Seitwärtsbewegung der Preise. Das ist jedoch nur eine Momentaufnahme.

Doch auch am physischen US-Markt fallen die Preise für Harnstoff und andere Stickstoffdünger vor Weihnachten deutlich – auf den tiefsten Stand seit Oktober 2021, berichtet der Branchendienst DNT.

Lieferengpässe, Kapazitätsprobleme und Marktprognosen

Harnstoffpreise.

Ob die derzeitigen Preisnachlässe ausreichen, um die Nachfrage stärker anzukurbeln, ist jedoch ungewiss. Und es ist ebenso ungewiss, ob sich die Prognosen der Analysten erfüllen. Laut Alexis Maxwell, Analyst von Bloomberg, halten sich die Landwirte weiter beim Einkauf von Dünger zurück.

„Die weltweite Nachfrage nach Ammoniak, Phosphat und Kali ist stark eingebrochen“, sagt Maxwell. Und da die europäischen Gaspreise stark gefallen sind, haben die Hersteller damit begonnen die Stickstoffproduktion wieder hochzufahren. Das wiederum trägt dazu bei, die Düngemittelpreise zu drücken.

Trotz des Rückgangs werden Düngermittel jedoch weiterhin auf einem Vielfachen der historischen Durchschnittswerte gehandelt. Viele Analysten gehen davon aus, dass die hohen Preise zumindest 2023 hoch bleiben werden. Fitch Ratings hat kürzlich seine globalen Düngemittel-Preisprognosen aufgrund höherer Rohstoffpreise, insbesondere Gas, angehoben. Höhere Produktionskosten angesichts anhaltender russischer Lieferengpässe und die Erwartungen für eine Erholung der Nachfrage im Jahr 2023 kommen hinzu.

„Das Angebot bleibt trotz Kapazitätserweiterungen im Nahen Osten und anderswo knapp, da ein erheblicher Teil der europäischen Kapazität aufgrund anhaltend hoher Rohstoffpreise eingeschränkt ist“, erwartet Fitch.

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