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Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise im freien Fall – Preisrutsch nicht zu Ende

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am Dienstag, 07.02.2023 - 12:07 (2 Kommentare)

Die Preise für Stickstoffdünger sind im freien Fall, berichten Analysten. Ursachen sind die niedrigen Gaspreise und die hohen Lagerbestände bei Herstellern und Händlern. Gleichzeitig ist die Nachfrage aus der Landwirtschaft unverändert schwach, obwohl auf der Nordhalbkugel die Frühjahrsbestellung unmittelbar bevorsteht.

Harnstoffpreise.

„Die Harnstoffpreise befinden sich im freien Fall und es wird keine Stabilität erwartet, bis Indien seine mit Spannung erwartete Ausschreibung veröffentlicht“, berichten die Analysten von CRU. Auch die Preise von Ammoniak werden voraussichtlich weiter fallen, da sich die europäischen Einkäufer weiter massiv zurückhalten, heißt es. Es gibt trotz der fallenden Preise aber nur eine sehr schwache Nachfrage.

Der globale Marktpreis für Harnstoff ist jetzt bei den meisten Herstellern und Exporteuren auf ein Niveau gefallen, das etwa dem Stand von Mai 2021 entspricht. Die fob-Preise für die Verladung von Harnstoff liegen am US-Golf für Februar aktuell unter 350 USD je Tonne. Im Januar kostete der weltweit wichtigste Stickstoffdünger noch 410 USD je Tonne und im Dezember 520 USD je Tonne.

Auch von anderen wichtigen Handelsplätzen werden weiter stark fallende Preise gemeldet, obwohl die Frühjahrsbestellung auf der Nordhalbkugel unmittelbar bevorsteht und die Preise zu diesem Termin eigentlich steigen. So meldete man von den Exporteuren aus dem Mittleren Osten für Februar fob-Preise bei Harnstoff von etwa 380 USD je Tonne gegenüber 390 bis 400 USD in der Woche zuvor.

Die Analysten von czapp berichten zudem, dass indonesische Hersteller, die längere Zeit vom Exportmarkt abwesend waren, wieder auf den Markt zurückkehren. Darüber hinaus sollen chinesische Produzenten bis zu 300.000 Tonnen Harnstoff in den für den Export freigegebenen Häfen lagern, heißt es weiter. Das bedeutet: Es ist aktuell "zu viel" Harnstoff am Markt, um den scharfen Preisrückgang zu bremsen, denn die Nachfrage aus der Landwirtschaft ist nach Einschätzung der meisten Analysten weiter sehr schwach - gleichzeitig sind die Lagerbestände sehr hoch.

Fallende Preise in Deutschland – Nachfrage schwach

KAS-Preise.

Indien wird voraussichtlich bald wieder einen größeren Einkaufstender starten und die weitere Preisentwicklung damit beeinflussen. Dabei könnte es weiteren Preisdruck geben, denn die von April 2023 bis April 2024 zu Verfügung gestellten Düngemittelsubventionen wurden um mindestens 22 % gekürzt, berichten Analysten und Händler. Doch nicht nur aus Indien kommt der Druck auf die Preise.

Auch andere große Importeure halten sich im Einkauf zurück, insbesondere Brasilien, die USA und vor allem Europa. Hierzulande stehen die Preise für Stickstoffdünger und Ammoniak massiv unter Druck. Aktuell kostet Harnstoff an den deutschen Importhäfen noch knapp 580 Euro je Tonne. Das sind knapp 100 Euro weniger als im Januar und gleichzeitig der niedrigste Harnstoffpreis seit September 2021 – also seit 18 Monaten. Kalkammonsalpter (KAS), der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Landwirte, kostet aktuell nur noch knapp 520 Euro je Tonne – im Januar waren es noch 610 Euro. Damit liegen die KAS-Preise für deutsche Landwirte wieder auf dem Stand von Oktober 2021.

Ein Grund für den Preisrutsch sind stark gefallenen Gaspreise, die die Kosten für die Hersteller deutlich reduzieren. Viele europäische Ammoniakanlagen drosselten die Produktion im vergangenen Jahr nachdem die Gaspreise auf Rekordhöhen gestiegen waren. Viele Werke produzieren jedoch noch lange nicht wieder mit voller Kraft. So berichtet Argusmedia, dass das italienische Werk von Yara in Ferrara weiter geschlossen ist, aber das Unternehmen einen Neustart im Februar überdenkt.

Das Azomures-Werk von Ameropa in Rumänien steht ebenfalls noch still, während die Borealis-Werke in Frankreich und Österreich auf stark reduziertem Niveau laufen. Der US-amerikanische Düngemittelhersteller CF, der Werke in Großbritannien betreibt, wechselte aus Kostengründen zum Import von Ammoniak und tut dies auch weiterhin, berichten die Analysten von Argusmedia. Auch Borealis nennt die anhaltenden Importe billiger Rohstoffe und die großen Vorräte als Grund dafür gedämpfte Ammoniakproduktion.

Damit bleibt die Produktion in den Anlagen in Nordwesteuropa aufgrund der schwachen Nachfrage deutlich unter der möglichen Kapazität.

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