
Der Hauptgrund für die abstürzenden Düngerpreise ist nach Einschätzung der meisten Analysten der scharfe und weiter anhaltende Rückgang der Gaspreise, vor allem in Europa, aber auch in den USA. Die Gaspreise sind am wichtigsten europäischen Handelsplatz erstmals seit September 2021 wieder unter die 50-Euro-Marke auf weniger 49 Euro je MWh bzw. 4,9 Cent je kWh gefallen. Seit Dezember vorigen Jahres haben sich die Gaspreise am wichtigsten europäischen Handelsplatz TTF um 70 %!! verbilligt. Das senkt die Kosten für die Produktion von Stickstoffdünger deutlich.
Kenneth Scott Zuckerberg von der amerikanischen CO-Bank sagt: „Unter der Annahme, dass dieser jüngste und rasche Rückgang der Erdgaspreise bis zum Frühjahr anhält, erwarten wir, dass die Düngemittelpreise ihren Abwärtstrend in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzen werden.“ Dies könnte sich jedoch ändern, sollte sich die chinesische Wirtschaft wieder stärker öffnen und/oder sich die europäische Wirtschaft sich schneller als erwartet erholen, sagt Zuckerberg, was beides zu höheren Energiepreisen führen könnte.
Und es gibt noch ein Risiko für die Märkte: Sollte der Schwarzmeerkonflikt eskalieren, könnte eine freiwillige oder unfreiwillige Reduzierung der russischen Düngemittelexporte, die globalen Düngemittelpreise erneut in die Höhe treiben. Zuletzt hatten die Russen wieder deutlich mehr Stickstoffdünger an den Weltmarkt geliefert.
Landwirte haben oft schon gekauft – viele Vorauszahlungen

Und wie regieren die Landwirte in Europa und den USA? Die Frühjahrsbestellung steht auf der Nordhalbkugel jedenfalls unmittelbar bevor. Wenn die Düngemittelpreise vor der Pflanzsaison um zweistellige Raten sinken, stellt sich die Frage, ob sinkende Preise für Düngemittel – der größte Betriebskostenposten für die meisten Ackerbauern – die Pflanzabsichten und Einkaufstrategie im Frühjahr beeinflussen könnten, fragt sich Kenneth Zuckerberg in seiner Analyse.
Die Annahme ist, dass niedrigere Preise für Düngemittel dazu führen sollten, dass die US-Farmer beispielsweise mehr Mais anstelle Sojabohnen anbauen. Doch die Fakten sprechen dagegen. Zuckerberg berichtet, dass die meisten Landwirte bereits einen beträchtlichen Teil ihres Düngemittelbedarfs für 2023 auf der Grundlage ihrer Anbaupläne im Voraus bezahlt haben und sie werden daher jetzt wahrscheinlich nicht umstellen.
Die größere Sorge für Düngemittelhändler ist indessen das potenzielle Risiko von hohen Abschreibungen der teuer eingekauften Dünger. Obwohl es heute immer noch ein Risiko darstellt, geht die CO-Bank davon aus, dass dieses Risiko während des vorigen Düngemittelpreisanstiegs 2008/09 erheblich größer war als jetzt. Damals kauften mehr Landwirte kurzfristig Dünger und eine Vielzahl von Einzelhändlern musste am Ende den Wert ihrer Düngemittelvorräte abschreiben.
Befragungen von CoBank-Kunden deuten jedoch darauf hin, dass Agrareinzelhändler diesmal viel stärker über Vorauszahlungsprogramme verkauft haben (d. h. von den Landwirten wurde verlangt, Produkte im Voraus zu kaufen), so dass die Lage diesmal anders ist.
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