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Biomasse

EEG-Novelle: Wie geht es mit Biomasse weiter?

am Samstag, 23.04.2011 - 08:54 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Vor dem Hintergrund der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat der CDU-Bundesfachausschuss Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz jetzt ein Positionspapier zur Bioenergie verabschiedet.

In dem Positionspapier betonen die Agrarexperten der Union, die Nahrungsmittelproduktion müsse für die deutsche Landwirtschaft auch in Zukunft klar an erster Stelle stehen. Die Nachfrage nach Lebensmitteln auf dem Binnenmarkt werde aber zurückgehen. Außerdem würden durch Produktivitätssteigerungen deutschlandweit jährlich 150.000 bis 200.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche frei, die für die Biomasseproduktion zur Verfügung stünden, ohne dass die Erzeugung von Nahrungsmitteln eingeschränkt werden müsste. 

EEG-Novelle: Weichen neu stellen und Fehlentwicklungen korrigieren

Mit der für dieses Jahr geplanten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wollen die CDU-Agrarpolitiker die Weichen neu stellen und Fehlentwicklungen korrigieren. Dabei geht es in erster Linie darum, das Wachstum des Maisanbaus für die Biogasproduktion zu bremsen. Im Jahr 2009 wuchs die deutsche Energiemaisfläche um 21 und im Jahr darauf nochmals um 40 Prozent.
 
Darum sollen mit der Novelle 2012 die Vergütungsboni für die Energiegewinnung aus Gülle und aus nachwachsenden Rohstoffen entkoppelt werden. Der Güllebonus soll auf kleinere Hofanlagen von 50 bis 150 kW mit einem Gülleanteil von mehr als 80 Prozent konzentriert werden. Die Vergütungssätze will die CDU an die durchschnittlichen Grenzertragskosten anpassen. Für Anlagen über 500 kW soll eine konsequente Degression der Vergütung eingeführt werden.

Unionspolitiker: Biokraftstoffe zügig weiterentwickeln

Grundsätzlich misst der Fachausschuss Biogas ein besonders großes Potenzial bei, da es als einziger erneuerbarer Energieträger speicherfähig sei. Trotz der aktuellen Schwierigkeiten mit der Markteinführung von Benzin mit zehn Prozent Bioethanol (E10) sind die CDU-Agrarpolitiker überzeugt, dass Biokraftstoffe der ersten Generation nach wie vor in starkem Maße als Beimischung bis zur Marktreife voll synthetischer Kraftstoffe benötigt würden. Die Frage der Besteuerung nach 2012 müsse daher diskutiert werden. Darüber hinaus sprechen sich die Unionspolitiker dafür aus, zügig Biokraftstoffe der zweiten Generation zu entwickeln und in den Markt einzuführen. An erster Stelle setzen sie sich für eine stärkere Verwendung von Biomethan als Biokraftstoff ein.

Fachverband: Biogas fehlt im 6-Punkte-Plan

Offenbar gibt es beim Thema Biomasse und Biogas unterschiedliche Einschätzungen. Während der CDU-Fachausschuss in seinem Positionspapier Biogas ein besonderes Potential beimisst, fehlt das Thema im 6-Punkte-Programm der Bundesregierung für eine beschleunigte Energiewende. Das hatte der Fachverband Biogas vergangene Woche kritisiert.
 
"Die Erneuerbare-Energien-Potenziale aus Biogas, Wasserkraft, Geothermie und Photovoltaik werden völlig außer Acht gelassen", kritisiert Claudius da Costa Gomez, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, "dabei kann gerade Biogas die in dem Programm auch geforderte bedarfsgerechte Stromerzeugung sowie Systemdienstleistungen für die Netz- und Versorgungssicherheit erbringen." Stattdessen lege Schwarz-Gelb den Schwerpunkt allein auf Windenergie.

Speicherpotential von Biogas nutzen

Dabei sei Biogas als speicherbarer Energieträger qualitativ besonders hervorzuheben. "In Verbindung mit dem Erdgasnetz ergeben sich für Biogas sehr große Speicherkapazitäten, die nur richtig genutzt werden müssen. So lassen sich auch überschüssiger Wind- und Sonnenstrom in Form von Wasserstoff oder Methan im Erdgasnetz parken", erklärt da Costa Gomez.
 
"Das Erdgasnetz muss bei der Planung der künftigen Energieinfrastruktur berücksichtigt werden", fordert da Costa Gomez. In dieses Konzept passen flexible, effiziente und dezentrale Biomethan-Kraftwerke, die sowohl das landwirtschaftliche Biogas als auch das aus überschüssigem regenerativem Strom eingespeiste Methan bedarfsgerecht verstromen. Sicher wird Windenergie im künftigen Strommix eine bedeutende Rolle spielen. Aber Windenergie allein ohne die anderen Erneuerbaren, so wie die Bundesregierung es derzeit plant, wird die notwendige Energiewende nicht herbeiführen. Erneuerbare Energien funktionieren nur gemeinsam, so der Fachverband Biogas.    

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