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Auf die bedeutende Rolle der Landwirtschaft bei der Energiewende verwies Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bei der Eröffnung des 21. CARMEN-Symposiums, das in Straubing (Bayern) unter dem Motto "Nachhaltig und Erneuerbar in die Zukunft" stattfand. Mehr als 300 Teilnehmern aus fünf Ländern wurden dort an zwei Tagen knapp 60 Fachreferate geboten.
Der ebenso hartnäckig wie einseitig geführten Teller&Tank-Diskussion stellte Hemmerling die realen Fakten gegenüber: "Die Landwirtschaft war immer auch ein Energieproduzent und ihre Lebensmittelerzeugung ist heute ebenfalls weiter steigend. Vor hundert Jahren mussten 25 Prozent der agrarischen Produktion für die Fütterung der Zugtiere aufgewendet werden", gab Hemmerling zu bedenken. Die Landtechnik habe diesen Ressourcenverbrauch zugunsten von mehr und billigeren Nahrungsmitteln ersetzt.
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Verbesserte Kulturführungsmaßnahmen
Die Lebensmittelproduktion nehme durch Züchtung, gezielte Düngung und Pflanzenschutz sowie durch verbesserte Kulturführungsmaßnahmen im Jahresschnitt um 0,5 bis ein Prozent zu. In Europa sinke gleichzeitig der Lebensmittelverbrauch durch schrumpfende Bevölkerungszahlen und altersbedingt niedrigeren Konsum, so der DBV-Experte. Er bezifferte die dadurch frei werdende Agrarfläche mit rund 300.000 Hektar. Darauf könnten Pflanzen für die stoffliche und die energetische Nutzung (Stärke, Öl und Eiweiß) kultiviert werden. "Die Erzeugung von Brot im weitesten Sinn hat für die Bauern jedoch von ihrem traditionellen Werteverständnis her weiter absoluten Vorrang", stellte Hemmerling unmissverständlich klar. Er trat für ein Heranführen der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern an eine leistungsstärkere Agrarproduktion ein, um die Versorgung der dort lebenden Menschen zu gewährleisten.
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Effizienzsteigerung hat Vorrang gegenüber Intensivierung
Den Vorwurf einer neuen Intensivierungswelle in der Landwirtschaft, der von manchen Gruppen erhoben wird, wies Hemmerling als übertrieben zurück: "Schon aus Kostengründen hat für die Bauern eine weitere Effizienzsteigerung, wie das Optimieren der Düngung, Vorrang gegenüber dem Intensivieren der Produktion", so der Experte. Die Kostenbremse begrenze jedoch alle Formen der nachwachsenden Energie. Biogas sei schon zu 60 Prozent mit Rohstoffkosten belastet und Biotreibstoff zusätzlich durch Steuern. Der Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen sei in Deutschland seit 2007 deutlich zurückgegangen. Trotzdem könne darauf nicht verzichtet werden, bei Pflanzenöl auch wegen des dabei anfallenden Eiweißfutters aus 950.000 Hektar Raps.
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In Deutschland werden 77 Prozent des Kraftstoffes in Pkws und Lkws verfahren; Pflanzenöl, Biodiesel und Ethanol haben einen Anteil von fünf bis sechs Prozent. "Biogas ist als zunehmend effektiv regelbarer Ausgleich zu Photovoltaik (PV)- und Windenergie in der erneuerbaren Stromproduktion sowie als Alternative zur umstrittenen Fracking-Erdgasgewinnung nicht zu umgehen. Wind- und PV-Strom werden von den Bauern nicht als Konkurrenz gesehen, sie steuern vielmehr selbst rund 20 Prozent aus ihren Flächen für Windräder und Dachkollektoren dazu bei", berichtete Hemmerling.
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