
Im Großhandel steigen die Erdgas-Preise heute auf ein 5-Monatshoch von zeitweise 44 Euro je Megawattstunde (MWh), weil die Risiken eines knappen Angebots zunehmen, sagen Analysten. Mitte Juli war der europäische Gaspreis wegen der gut gefüllten Lager noch bis auf 24 Euro je MWh gefallen.
Eine Ursache für den aktuellen Preisanstieg ist nach Analystenberichten dien Erwartung von Streiks bei großen Gasexporteuren in Australien, falls der Exportanlagenbetreiber keine Einigung mit den Gewerkschaften erzielt. Mögliche Lieferstopps würden dazu führen, dass große europäische Gasverbraucher mit den asiatischen Ländern verstärkt um LNG-Importe konkurrieren, was die Gas-Preise weltweit nach oben würden, berichtet Reuters.
„Die Märkte sind immer noch ziemlich fragil, und das haben wir vor ein paar Wochen gesehen, als allein das Gerücht über Arbeitskämpfe in Australien die Gaspreise in Europa um 40 % ansteigen ließ“, sagte Meg O’Neill, Geschäftsführerin des Anlagenbetreibers Woodside Energy, bei einem Telefonat mit Investoren. Danach hat Europa auch in den nächsten Jahren noch mit den Auswirkungen des verringerten russischen Angebots zu kämpfen, befürchtet Analysten.
Dabei wurde eine noch stärkere Rallye durch die Berichte über gut gefüllte europäische Gaslager verhindert. Europäische Behörden berichten, dass die Gasreserven zu mehr als 90 % gefüllt seien, was der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen für diese Jahreszeit ist, und weit über dem Ziel der EU liegt.
Deutschland, Italien, Spanien und die Niederlande gehören zu den Ländern, die das Ziel übertroffen haben, während die französischen Lagerbestände mit 84 % zurückbleiben.
Neukundenpreise noch günstig – Terminmarkt wieder teuer
Bei den Verbrauchern ist die Preisrallye im Großhandel noch nicht angekommen. Neukunden – also Verbraucher - zahlen derzeit knapp 9 Cent je KWh und damit ähnlich niedrige Preise wie den gesamten Juli – als die Großhandelspreise nur halb so hoch waren wie jetzt. Das kann sich allerdings rasch ändern, wenn die Großhandelspreise so hoch bleiben.
Von ihren Bestandskunden verlangen die Versorger in der Grundversorgung ohnehin höhere Gaspreise. Diese lagen im Juli bei 12,7 Cent, zeigen die Daten des Vergleichsportals Verivox. Damit sind die Preise in der Grundversorgung fast 4 Cent höher als Neukunden derzeit zahlen müssen und fast 1 Cent höher als die Gaspreisbremse.
Am Terminmarkt sind die Gaspreise zuletzt ebenfalls kräftig gestiegen, so dass die Versorger für die nächsten Monate wieder mehr Geld ausgeben müssen, wenn sie sich absichern wollen. So kostete Gas die deutschen Versorger am Terminmarkt EEX für den Monat September diese Woche umgerechnet 42,3 Euro je MWh und der November wird mit 56,6 Euro je MWH gehandelt.
Für Dezember und Januar, wo die Versorgungslage mit noch höheren Risiken behaftet ist, liegen die Terminmarktpreise zdann wischen 59 Euro und 60 Euro je MWh und damit so hoch wie schon lange nicht mehr.
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