Hackschnitzel statt Gas: Ein Dorf baut eigenes Nahwärmenetz

In Billenhausen, Bayern, entsteht ein neues Nahwärmenetz. Die Waldbauern aus dem 500 Seelendorf wollen ihre Häuser über ein Wärmenetz mit Hackschnitzeln beheizen. Um Kosten zu sparen, setzen sie auf viel Eigenleistung und auf ihr eigenes und regionales Holz.

In Edelstetten im Landkreis Günzburg in Bayern führen die Brüder Klaus und Josef Jekle gemeinsam einen Milchviehbetrieb mit einer Biogasanlage, die Strom und Wärme erzeugt. 120 Gebäude versorgen die Jekles über ein Nahwärmenetz, im Winter heizen sie mit Holzhackschnitzeln zu. Klaus Jekle ist auch Berater für ähnliche Anlagen, wie in Billenhausen.
Im Juli 2022 startet in dem nahegelegenen Ort ein Projekt: In dem 500 Seelendorf Billenhausen hatten einige Waldbauern die Idee, ihre Häuser über ein Wärmenetz mit Hackschnitzeln aus ihrem Wald zu heizen. Sie gründeten eine Energiegenossenschaft. Mit viel Eigenleistung verlegen sie die Rohre, durch die künftig heißes Wasser laufen soll, durch die privaten Gärten.
Rund 500 Raummeter Hackschnitzel fallen im Krumbacher Forst an
Seitdem die Energiepreise stark gestiegen sind, wollen immer mehr Dorfbewohner auch Energiegenossen werden. Dafür benötigt es genügend Hackschnitzel. Rund um Billenhausen gibt es viel Wald, um knapp 600 ha kümmert sich Förster Axel Dinger. Er ist für den Krumbacher Stadtwald verantwortlich und muss wieder etliche Fichten wegen des Borkenkäfers fällen lassen.
Gute Stämme verkauft der Förster an das Sägewerk, für Bau- oder Möbelholz. Das sind etwa 85 Prozent. Dünne Zweige, Blätter und Nadeln bleiben im Wald zum Humusaufbau. Etwa 10 bis 15 Prozent sind dann übrig als Hackschnitzelmaterial. Das sind in etwa 500 Raummeter. Diese musste der Förster früher zum Teil nach Österreich verkaufen.
Energiegenossen wollen unabhängig von Gas- und Ölimporten sein
Das Geschäft mit Hackschnitzeln lohnte sich bisher kaum, aber die Billenhausener haben jetzt Interesse. Ende 2022 haben sie den Holzhäcksler erstmals selbst bestellt. Das ganze Jahr über haben sie ihr Restholz gesammelt. Die Energiegenossen freuen sich auf ihre eigene Wärme, die dann unabhängig von Gas- oder Ölimporten aus den Wäldern vor Ort kommt.
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