
Wieviel Geld verdienen die Bauern mit Bioenergie? Diese Frage ist schneller gestellt als beantwortet. Klar ist: Der Anbau von Energiepflanzen und der Betrieb von Biogasanlagen ist für viele Betriebe ein enorm wichtiges ökonomisches Standbein und eine gute Möglichkeit Verluste aus der landwirtschaftlichen Produktion auszugleichen.
Das gilt offenbar ganz besonders für Milchbauern und Futterbaubetriebe, die nach den Daten des BMEL die meisten Biogasanlagen betreiben und auf diese Einnahmen dringend angewiesen sind. Das Problem ist aber: Über die genauen Einnahmen der Landwirte aus der Erzeugung von Bioenergie und nachwachsenden Rohstoffen, gibt es eigentlich keine gute Übersicht. Jedenfalls nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht und im Verhältnis zu den übrigen Einnahmen und Erlösen aus der Landwirtschaft.
Gemeint sind ganz konkret die Einnahmen aus dem Anbau und dem Verkauf von Energiepflanzen für die Herstellung von Ethanol und Biodiesel sowie aus dem Betrieb von Biogasanlagen mit landwirtschaftlichen Rohstoffen.
Einen Anhaltspunkt zur wirtschaftlichen Bedeutung von Bioenergie in den Betrieben, geben die Daten das Testbetriebsnetzes des Landwirtschaftsministeriums (BMEL). Eine weiteren Hinweis auf den Stellenwert der Energieproduktion liefern die regelmäßigen Erhebungen zur Entwicklung der Anbauflächen von Energiepflanzen und zum Betrieb von Biogasanlagen durch die Agentur für Erneuerbare Energien.
Energiepflanzen für die Bauern immer wichtiger

Geht man einmal davon aus, dass die Daten des Testbetriebsnetzes einen einigermaßen repräsentativen Überblick über die ökonomische und agronomische Situation auf den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben liefern, ist man zunächst etwas überrascht. Dort entsteht nämlich folgender Eindruck: Für den einzelnen Betrieb mag der Anbau von Energiepflanzen und der Betrieb von Biogasanlagen überlebenotwenig sein, für die Masse der Bauern ist das aber anscheinend nicht Fall.
Das sagen jedenfalls die nackten Zahlen: Danach hat sich der Anbau von Energiepflanzen und nachwachsenden Rohstoffen auf den Haupterwerbsbetrieben in den letzten 10 Jahren zwar um 60 Prozent erhöht. Dennoch bleibt ihr Anteil an der betrieblichen LN mit knapp 3 Prozent bei den ausgewiesenen Haupterwerbsbetrieben sehr gering – doch das ist ganz offenbar auch ein Problem der Zuordnung - zum Beispiel vom Raps.
Dasselbe gilt für Anteil der verkauften Energiepflanzen an den Umsatzerlösen der Betriebe: Hier hat sich der Erlösanteil der Energiepflanzen in den letzten 10 Jahren zwar verdoppelt. Betrachtet man ausschließlich die Umsatzerlöse aus der Pflanzenproduktion, erreichen die Bauern mit dem Verkauf von Energiepflanzen aber nur einen Anteil von knapp 5 Prozent (ohne Biogasanlagen). Das ist weniger als zum Beispiel solch relativ kleines Marktsegment wie die Kartoffelproduktion mit 13 Prozent zu den pflanzlichen Umsatzerlösen beisteuert.
Das diese betriebswirtschaftliche Auswertung nicht den wirklichen wirtschaftlichen Stellenwert der Bioenergie auf den Betrieben wiedergibt, zeigt eine andere Statistik – nämlich die der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe.
Auf 14 Prozent der LN wachsen Energiepflanzen

Derzeit werden etwa 2,3 Millionen Hektar für den Anbau von Energiepflanzen genutzt oder anders gesagt: Immerhin 14 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche wird nach dieser Statistik für den Anbau Energiepflanzen – wie Silomais oder Raps eingesetzt. Der große Unterschied zu den Daten des Testbetriebsnetzes ist offenbar die Zuordnung. Während dort bei den Umsatzerlösen nur die für den Verkauf bestimmten Energiepflanzen Berücksichtigung finden, sind es bei den Zahlen der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe auch die in den eigenen Biogasanlagen genutzten Energiepflanzen.
Hinzu kommt, das bei der Auswertung des BMEL der Anbau und Verkauf von „Energie-Raps“ nicht dem Energiesektor zugeordnet ist. Nach den Daten der Fachagentur fließen jedoch zwei Drittel der gesamten Rapsfläche und Produktion in die Energieproduktion.
Aber zurück zu den Zahlen: Den Hauptanteil an den Energiepflanzen hat der Anbau von Silomais und anderen Pflanzen für den Betrieb von Biogasanlagen: Hierfür werden nach den Daten der Fachagentur rund 1,5 Millionen Hektar genutzt – das sind etwa zwei Drittel der insgesamt für den Anbau von Energiepflanzen genutzten Fläche.
Auf 573.000 Hektar bzw. einem Viertel der Energiepflanzenfläche wächst nach Angeben der Fachagentur Raps zu Herstellung von Biodiesel. Das sind, wie schon gesagt, zwei Drittel der gesamten Raps-Fläche. Der Rest der Energiefläche – also etwa 10 Prozent - wird für die Produktion von Bioethanol und Festbrennstoffen genutzt. Dazu kommen dann noch rund 260.000 Hektar für den Anbau von Industriepflanzen – etwa zur Stärkeherstellung oder zur Produktion von technischen Ölen.
Biogasanlagen mit Problemen

Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf den die Entwicklung bei den Biogasanlagen: Hier hat es erfreulicherweise durch den Bundestag eine Reparatur des Anfang 2021 in Kraft getretenen Erneuerbare-Energien-Gesetzes gegeben und damit eine neue Perspektive für tausende landwirtschaftliche Biogasanlagenbetreiber. Dabei wurde die Streichung des sogenannten Flexibilitätszuschlages für Biogasanlagen im zweiten EEG-Vergütungszeitraum zurückgenommen.
Die Zahlen des BMEL spiegeln indessen die zunehmenden Probleme der landwirtschaftlichen Biogasbetreiber wider. Nach einem regelrechten Boom von 2010 bis 2015 mit einem Zuwachs von 40 Prozent bzw. 2300 Biogasanlagen - hat sich der Zuwachs in den letzten fünf Jahre deutlich verlangsamt – auf 5 Prozent bzw. rund 500 Anlagen.
Im Jahr 2020 waren deutschlandweit rund 8.950 Biogasanlagen in Betrieb – mit einer durchschnittlichen Anlagenleistung von 693 Kilowatt. Das ist gegenüber 2010 fast eine Verdopplung. Die insgesamt ins Netz eingespeiste Leistung ist auf 6200 Megawatt gestiegen und entspricht etwa 3 Prozent der deutschen Stromerzeugung von 248 Gigawatt und etwa 5 Prozent der Einspeisung aus erneuerbaren Energien.
Das Problem sind jedoch die stark gefallenen Einspeisevergütungen. Diese lagen Anfangs noch bei 24 Cent je KWh. Nun ist das System von festen Vergütungen aber auf freie Ausschreibungen umgestellt worden. Der durchschnittliche Zuschlagswert lag zuletzt bei 14 Cent pro kWh. Das deckt für viele landwirtschaftliche Betreiber nicht mehr die Kosten.
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