Denn Bauern können ihre Betriebsmittel so günstig einkaufen wie schon lange nicht mehr. Das gilt zunächst einmal vor allem für Diesel und Heizöl sowie für Eiweißfutter (Sojaschrot). Etwas zeitversetzt dürften jedoch auch die Preise für Stickstoffdünger deutlich nach unten gehen. Die Erdgaspreise als der wichtigste Kostenfaktor bei der Stickstoffproduktion sind nämlich seit dem Jahreswechsel um etwa ein Drittel gefallen.
Bei Phosphordünger ist die Lage wegen der großen Bedeutung der chinesischen Krisen-Provinz Hubai – für die Versorgung des Weltmarktes – etwas anders. Aber auch hier wird der Markt durch den Energiepreissturz wohl weiter nach unten gezogen.
Der Grund für den Preisverfall bei Diesel und Heizöl liegt auf der Hand – die Rohölpreise stürzten noch unter die Marke von 30 USD je Barrel – in die Nähe eines 20-Jahrestiefs. Das heißt auch, dass die Rohstoff- und Herstellungskosten für Treibstoff kräftig nach unten gehen und Diesel im Bundesmittel jetzt so wenig kostete wie zuletzt im Sommer 2017 – also vor etwa drei Jahren.
Und auch Eiweißfutter dürfte mit den abstürzenden Soja- und Rapspreisen billiger werden. Hier kommt zudem die sehr große Soja-Ernte in Südamerika hinzu. Allerdings könnten die gestörten Lieferketten – zumindest zeitweise – auch für eine Verknappung bestimmter Waren und Betriebsmittel (insbesondere aus China) sorgen. Die Preise für diese Güter könnten dann an den Importhäfen – trotz gefallender Weltmarktpreise - oben bleiben oder sich sogar verteuern.
Diesel und Heizöl billig wie seit Jahren nicht mehr
Die Preise für Dieselkraftsoff lagen im deutschen Mittel am 18. März bei 1,12 Euro je Liter. So billig war Diesel zuletzt im Juli 2017 – also vor fast drei Jahren. Im Vergleich zum Januar sind das rund 20 Cent bzw. 15 Prozent weniger. Von Region zu Region variieren die Dieselpreise jedoch sehr. So kostet der Liter Diesel in Leipzig nur 1,08 Euro, in Trier hingegen müssen ca. 1,20 Euro gezahlt werden, berichte der Branchendienst Bezinpreis-Aktuell.
Ähnlich ist die Entwicklung bei Heizöl. Hier liegen die Preise für leichtes Heizöl nach Angaben des Branchedienstes Tecson bei 55 Euro je 100 Liter. In der vorigen Woche waren die Kurse zeitweise bis auf 50 Euro je 100 Liter gefallen – sind dann aber wieder etwas gestiegen – möglicherweise auch wegen logistischer Probleme. Auch die Heizölpreise sind damit so niedrig wie zuletzt im Sommer 2017, als ebenfalls nur 55 Euro gezahlt werden mussten. Seit dem Jahreswechsel beträgt der Preisrückgang gut 11 Euro bez. fast 20 Prozent.
Die Rohölpreise gerieten jedoch erneut unter Druck, als Saudi-Arabien angekündigte, seine Rohölexporte auf den Rekordwert von 10 Mio. Barrel je Tag (bpd) zu steigern. Analysten der Firma IHS Markit warnten davor, dass der globale Rohölüberschuss in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 0,8 bis 1,3 Mrd. Barrel ansteigen könnte, falls der Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland weiter geht und die Weltwirtschaft aufgrund des Coronavirus in eine Rezession gerät.
Energiepreis-Rutsch macht Dünger billiger
Die Preise für Stickstoffdünger waren im März weltweit kräftig gestiegen. Auslöser waren die Erwartungen an einen sehr großen Bedarf in den USA zur Frühjahrsbestellung infolge einer starken Ausweitung des Mais- und Sojaanbaus. Im vorigen Jahr hatten massive Überflutungen die Anbauflächen der US-Farmer weit nach unten gedrückt. In den USA waren die Harnstoffpreise deshalb von 220 USD je Tonne im Januar auf rund 260 USD je Tonne im März nach oben geschossen.
Am Weltmarkt und auch in Deutschland folgten die Kurse der Entwicklung in den USA. Der aktuelle Absturz der Energiepreise – vor allem bei Erdgas – sorgte jedoch in den USA für einen deutlichen Rückgang der Terminmarkpreise bei Stickstoffdüngern. Bis zum Herbst zeigt die Preiserkurve bei Harnstoff jetzt sehr weit nach unten. Dieser Entwicklung dürften über kurz oder lang auch die Stickstoff-Preise in Europa und Deutschland folgen.
Das Problem ist allerdings: Viele Händler und Hersteller haben noch deutlich teurer produzierte Ware in ihren Lägern liegen und in den Büchern stehen, und sie machen natürlich Verluste, wenn sie die Ware jetzt deutlich billiger verkaufen müssen. Hinzu kommt, dass es auch bei Dünger und Agrarchemie zur Unterbrechung oder Störungen der Lieferketten kommen könnte – vor allem aus China. Dann wird auch die eigentlich billige Ware knapp.
Chinas Probleme wirken weltweit
Analysten berichten schon jetzt, dass die Coronakrise in China die Lieferung von chemischen Wirkstoffen und Düngemitteln beeinflussen wird. Wie stark dieser Effekt sein wird und wie lange er dauert sind jedoch noch offene Fragen. „Erstens ist dies ein sehr dynamisch Prozess und beispiellos“, sagt Samuel Taylor, von der Robobank. „Wir wissen, dass die Produktion vieler Makronährstoffe und Wirkstoffe für Agrarchemie-Inputs stark auf China konzentriert ist. Was also in China passiert, wird auf kurze Sicht auch auf die globale Versorgung tiefgreifende Auswirkungen haben“ sagt Taylor.
Der Analyst nennt als Beispiel die chinesische Phosphatproduktion. Auf die Provinz Hubei entfallen rund 14,7 Millionen Tonnen fertige Phosphatprodukte, doch zuletzt waren rund 60 Prozent der Anlagen nicht in der Produktion. Die anderen 40 Prozent arbeiten in verschiedenen Kapazitätszuständen.Taylor sagt deshalb, dass die Auswirkungen zumindest bis März aufgrund der reduzierten Produktion und der logistischen Probleme zu spüren sein werden.
Der Analyst sagt außerdem, dass Folgen für Stickstoff und Kali unterschiedlich sind, weil China zuletzt ein großer Importeur von Ammonium war und das Land gleichzeitig Rekordbestände an Kali an den Küstenhäfen liegen hat. Taylor befürchtet außerdem auch Probleme bei der Versorgung mit Pflanzenschutzmittel. "Je länger die Krise in China dauert, desto wahrscheinlicher ist es, dass im Bereich der Agrarchemie Preiserhöhungen zu verzeichnen sind", sagt er.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.