Dabei spielten fundamentale Marktdaten eigentlich überhaupt keine Rolle. Grund war einzig und allein der tiefe Fall der Rohöl- und Energiepreise auf mehrjährige Tiefstände. Mit den Energiepreisen wurden sämtliche Ölsaaten und Bioenergieprodukte weit mit nach unten gerissen. Betroffen von dem Absturz waren neben Raps und Soja sämtliche Pflanzöle sowie insbesondere auch Ethanol und Palmöl.
Um wenigsten einigermaßen wettbewerbsfähig mit den Rohöl- und Erdgaspreisen zu bleiben – war der Preisverfall ähnlich dramatisch. Denn eine Weltwirtschaft, die deutlich weniger transportiert, wo kaum noch Flugzeuge fliegen und viel weniger Containerschiffe fahren, braucht auch viel weniger Energie und Treibstoffe. Doch diese Vollbremsung wird tiefe Spuren in den globalen Wachstums- und Handelsbilanzen hinterlassen – auch in der Agrarwirtschaft.
Einziges kleines Trotzpflaster für Landwirte – auch die Preise für Diesel und andere Betriebsmittel – wie etwa Dünger – müssen über kurz oder lang deutlich sinken. Angesichts der ebenfalls kräftig gefallenen Erzeugerpreise für Getreide und Ölsaaten ist dies jedoch auch bitter nötig.
Energie- und Rohstoffmarkt kollabiert
Der Absturz bei Rohstoffen, Rohöl und an den Aktienmärkten am Montag war einer der schlimmsten Kurseinbrüche seit dem Preis-Absturz am Schwarzen Montag von 1987. Viele Ökonomen und Analysten befürchten, dass das Coronavirus der Weltwirtschaft große Schäden zufügen wird. "Wir sind noch weit vom Ende der Viruspanik entfernt, sagte Matt Zeller, Analyst bei INTL FCStone.
Dennoch: Obwohl die Getreide- und Ölsaatenpreise unter massiven Druck geraten sind, da die Pandemie auch die Nachfrage und den Handel mit Agrar-Rohstoffen bedroht, wird der grundsätzlich vorhandene Bedarf an Nahrungsmitteln und Biorohstoffen den Agrarmärkten wahrscheinlich einen Boden bieten wird. Eher noch als den übrigen Märkten. Aus diesem Grund kam es am Dienstag bei Soja, Raps und auch bei Weizen zu einer gewissen Preiserholung der abgestürzten Preise.
Für Mais ging es jedoch unter dem Druck der sehr großen südamerikanischen Ernten und vor allem wegen weiter fallenden Ethanol- und Energiepreise auch am Dienstag kräftig nach unten. Rohöl der Sorte WTI wurde in New York am Dienstag Abend nur noch mit 27,8 USD je Barrel gehandelt – und die Sorte Brent notierte bei 29,1 USD je Barrel – Das ist nahe an einem 20-Jahrestief. Dieser Absturz unterstreicht die Dimension der derzeitigen historischen Krise.
Coronakrise: Exportstopp für Lebensmittel?
Trotz der auch am Dienstag weiter fallenden Energie-, Mais- und Ethanolpreise gab es für den Sojakomplex und den Raps am Dienstag eine Erholung von den dramatischen Verlusten der letzten Tage. Analysten sind aber skeptisch ob diese Zwischenerholung von Dauer ist – oder nur ein Strohfeuer – denn der Druck von den Energie- und Rohstoffmärkten ist weiterhin riesig. Außerdem haben „die Märkte für Getreide, Raps und Sojabohnen in den letzten Wochen grundsätzlich fundamentale Faktoren ignoriert“, fügte ein Analyst hinzu.
Russland hat am Dienstag angekündigt möglicherweise die Ausfuhr einiger wichtiger Lebensmittelprodukte zu beschränken, wenn der Ausbruch des Coronavirus zu einem Mangel führen sollte, teilten russische Beamte am Dienstag mit. "Im Allgemeinen gibt es in Russland jedoch genügend Vorräte an Agrarprodukten und Nahrungsmitteln, einschließlich Getreide", sagte Landwirtschaftsminister Dmitri Patrushev bei einem Treffen hochrangiger Regierungsbeamter.
Auch diese Ankündigung stützte die Preise für Nahrungsmittel am Dienstag – speziell für Weizen und Nahrungsgetreide.
Rapspreise fallen auf 5-Jahrestief
Die Rapspreise waren am Montag auf den tiefsten Stand seit mehr als 5 Jahren abgestürzt – nämlich knapp über das Niveau von Oktober 2014. Damals lagen die Preise bei 334 Euro je Tonne – am Montag wurden 335,50 Euro je Tonne notiert. Das vorige Tief vom Oktober 2018 wurde knapp unterboten. Seit Januar hat die schwarze Ölsaat damit 75 Euro. bzw. knapp 20 Prozent eingebüßt.
Am Dienstag Abend notierte der vordere Maikontrakt 9 Euro im Plus bei knapp 345 Euro je Tonne. Die neue Ernte (August) wurde zu diesem Termin mit 348,50 Euro gehandelt. Das sind 7,0 Euro mehr als am Vortag und zugleich 3,50 Euro mehr als man für den alterntigen Raps. Bietet.
Am Kassamarkt sind die Rapspreise zuletzt ebenfalls dramatisch gefallen. Am norddeutschen Großmarkt und Importhafen Hamburg wurden am Dienstag für den dort gehandelten Raps Preise von 346 Euro je Tonne geboten. Das ist ein Abschlag zur Vorwoche von 28 Euro je Tonne. Im Südwesten, am Großmarkt in Mannheim, lagen die Preisangebote bei 344 Euro je Tonne. Ebenfalls ein Minus von 28 Euro. Am Mittellandkanal wurden Preise von 345 Euro notiert.
Die Preise für Sojabohnen legen im laufenden Handel am Terminmarkt in Chicago zu, geben ihre Gewinne aber zum teil wieder ab. Für den vorderen Märztermin wurde am Abend ein Aufschlag von 2 Cent auf 824 Cent je Buschel gezahlt. Die neue Ernte wurde indessen mit einem Minus von 2 Cent zu 843 Cent je Buschel gehandelt.
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