
Die Ölpreise fielen am Donnerstag um etwa 2 Prozent auf ein Wochentief, weil ein politischer Streit über die US-Schuldenobergrenze Rezessionsängste beim größten Ölverbraucher der Welt schürte. Gleichzeitig drückten die steigenden US-Arbeitslosenzahlen und schwache chinesische Wirtschaftsdaten die Ölpreise und belasten einen ohnehin sehr nervösen Markt. Am Freitagmorgen (12.05) kostet Heizöl nach den Erhebungen des Heizölportals esyoil im Bundesmittel weniger als 88 Euro je 100 Liter – und damit knapp 2 Euro weniger als am Donnerstag.
„Mit dem steilen Preisrückfall an den Ölbörsen am Donnerstag haben sich für die deutschen Heizölpreise wieder recht unerwartete Abwärtsmöglichkeiten ergeben. Den Abwärtsvorgaben der Rohöl- und Gasölnotierungen folgend konnte der Heizölhandel auf Freitag merkliche Preisabschläge an die Verbraucher weitergeben“, sagen die Heizöl-Spezialisten von Tecson. Fakt ist aber auch: Die Heizperiode ist zu Ende. „Aus dieser Sicht bietet sich den Verbrauchern zeitlicher Spielraum, einen möglichst günstigen Bevorratungszeitpunkt für das nächste Winterhalbjahr zu finden“, sagen die Analysten.
Allerdings kann der Markt auch schnell wieder drehen und Ölpreise und Heizölpreise wieder steigen. Viele Heizölkunden haben beim letzten Preistief in beträchtlichem Umfang nachgekauft, berichten Händler und ihre Tanks zum Ende der aktuellen Heizsaison bereits wieder aufgefüllt. Das war strategisch wahrscheinlich eine gute Entscheidung. Mittelfristig besteht nach überwiegender Einschätzung „ganz klar Aufwärtspotenzial bei den Heizölpreisen“ oder anders gesagt ein hohes Risiko die günstigen Einkaufspreise zu verpassen.
Auch die fundamentalen Daten sprechen nach Einschätzung der meisten Analysten eher für einen Anstieg der Ölpreise als für einen weitern Rückgang. Der Grund: Das Angebot an Rohöl geht im Mai nach den Plänen der OPEC und Russlands zurück, währen die Nachfrage aus China und den USA anzieht und die Vorräte abschmelzen. Der EIA-Bericht vom Mittwoch zeigte, dass die US-Rohölvorräte am 5. Mai -1,2 % unter dem saisonalen 5-Jahres-Durchschnitt lagen, die Benzinvorräte -6,8 % unter dem saisonalen 5-Jahres-Durchschnitt lagen und Destillatbestände (Heizöl und Diesel) lagen -16,1 % unter dem 5-Jahres-Saisondurchschnitt.
Rasche Trendwende möglich – aber Unsicherheit ist groß

Brent-Rohöl wurde am Donnerstag mit 74,98 USD pro Barrel gehandelt, ein Minus von 1,43 USD zum Mittwoch und von 2,46 USD zum Dienstag. Am heutigen Freitag geben die Rohölpreise im laufenden Handel zunächst weiter nach. Der Ölmarkt ignorierte weitgehend die globale Ölnachfrageprognose der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) für 2023, die einen deutlichen Anstieg der Nachfrage in China, dem weltweit größten Ölimporteur, prognostizierte.
Die OPEC prognostizierte einen Anstieg der chinesischen Ölnachfrage um 800.000 Barrel pro Tag (bpd), verglichen mit der Prognose von 760.000 bpd im letzten Monat. Die OPEC sagte jedoch auch, dass der Anstieg der chinesischen Nachfrage durch wirtschaftliche Risiken anderswo, einschließlich der aktuellen Auseinandersetzung um die US-Schuldenobergrenze, kompensiert werden könnte.
Die US-Regierung hat angekündigt, Öl für die Strategic Petroleum Reserve (SPR) zurückkaufen, wenn die Preise dauerhaft bei 67 bis 72 US-Dollar pro Barrel liegen.
Was das globale Angebot betrifft, hat der Irak eine offizielle Anfrage an die Türkei gerichtet, die Ölexporte über eine Pipeline wieder aufzunehmen, die von der halbautonomen Region Kurdistan im Nordirak zum türkischen Hafen Ceyhan führt, was den weltweiten Rohölfluss um 450.000 bpd erhöhen könnte.
Außerdem zeigt sich, dass Russland seiner Ankündigung, die Rohölproduktion zu drosseln, nicht nachgekommen ist. Tanker-Tracking-Daten von Bloomberg zeigen, dass Russlands Rohölexporte in der Woche vom 28. April sprunghaft auf über 4 Millionen bpd anstiegen. Russland hat die Veröffentlichung von Rohöl- und Kondensat-Produktionsdaten gestoppt.
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