Am Mittwochmorgen (06.09.) kostete Heizöl nach den Erhebungen des Heizölportals esyoil im Bundesmittel 109,50 Euro je 100 Liter. Das sind fast 3 Euro mehr als zum Beginn der Woche und zugleich der höchste Heizölpreis seit 8 Monaten. In einigen Bundesländern kletterten die Preise auch schon deutlich über 110 Euro je 100 Liter.
Viele Kunden, die noch nicht bestellt haben, und sogar auf erneute Preisrückgänge hofften, wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Auslöser für die Preisrallye waren die massiven Angebotssorgen bei Rohöl. Die Preise für Brent-Rohöl wurden nahe dem 9-Monats-Hoch gehandelt bei etwa 90 USD pro Barrel und damit fast 5 USD höher als vorige Woche.
Die Öl-Analysten von Rystad erwarten, dass die weltweite Nachfrage nach Rohöl das Angebot im nächsten Quartal um rund 2,7 Millionen bpd übersteigen wird. Goldman Sachs schätzt das Defizit für September und Oktober auf dem Rohölmarkt von etwa 2,3 Mio. Barrel am Tag. Heute geben die Rohölkurse im vorbörslichen Handel zunächst leicht nach und notieren bei 89,73 USD je Barrel.
Rohölpreise treiben Heizöl nach oben

Hintergrund für den Preisanstieg bei Rohöl (und Heizöl) ist, dass Saudi-Arabien seine freiwillige Kürzung der Ölproduktion um 1 Million Barrel pro Tag (bpd) um weitere drei Monate bis Ende Dezember 2023 verlängern will, berichtet Reuters.
Außerdem verlängert Russland seine freiwillige Entscheidung, seine Ölexporte um 300.000 bpd zu reduzieren, bis zum Ende dieses Jahres, sagte Vizepremierminister Alexander Novak in einer Erklärung am Dienstag.
Die freiwilligen Kürzungen Saudi-Arabiens und Russlands kommen zu der von mehreren OPEC+-Produzenten vereinbarten Kürzung im April hinzu, die bis Ende 2024 gilt. Beide Länder werden die Kürzungsentscheidungen monatlich überprüfen, um abhängig von den Marktbedingungen eine Verschärfung der Kürzungen oder eine Erhöhung der Produktion in Betracht zu ziehen, berichtet Reuters.
Die Auswirkungen dieser Kürzungen auf die Inflation und die Wirtschaftspolitik im Westen seien schwer vorherzusagen, aber höhere Ölpreise würden nur die Wahrscheinlichkeit weiterer fiskalischer Straffungen, insbesondere in den USA, erhöhen, um die Inflation einzudämmen, befürchten Analysten.
Kunden bestellen trotz hoher Preise
Die Bestellaktivität der Verbraucher hat weiter angezogen, obwohl die Heizölpreise gestiegen sind, berichten die Analysten von Tecson. Grund dürfte die Sorge vor weiteren massiven Preiserhöhungen sein, denn der Ausblick auf den Rohölmarkt lässt so schnell keinen Preisrückgang erwarten.
Im Gegenteil: Heizölhändler haben ihre Angebotspreise am Mittwochmorgen zumeist im Bereich 1 bis 2 Euro je Liter erhöht. In 8 Bundesländern kostet Heizöl heute morgen mehr als 110 Euro je 100 Liter. Am meisten müssen die Kunden in Bremen und in Niedersachsen zahlen – mit über 112 Euro je 100 Liter.
Die Heizölnachfrage bleibt jahreszeitlich weiterhin robust, sagen auch die Experten von Heizöl24. Wegen der hohen Heizölpreise lief der Handel zuletzt jedoch eher mit angezogener Handbremse, heißt es dort.
Begründet wurde das damit, dass der erreichte Bevorratungsstand der Privathaushalte, deutlich höher ist als im Vorjahr und in etwa auf dem Niveau von 2021 liegt. Damit dürften viele Kunden schon vor dem Preissprung eingekauft haben.
Die dies noch nicht getan haben, und auf fallende Preise hoffen, müssen nur möglicherweise deutlich mehr Geld ausgeben.
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