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Holzheizungen und Energiewende

Holzheizungen: Klimakiller oder Umweltschützer? Streit geht weiter

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am Montag, 12.06.2023 - 11:16 (13 Kommentare)

Holzheizungen werden durch das Gebäudeenergiegesetz diskriminiert. Das sagen Waldbesitzer und Holzwirtschaft. Ein Teilverbot verteuert außerdem die Energiewende, heißt es. Bundesumweltamt und NABU sehen Holz hingegen nicht als umweltfreundlich und klimaneutral. Die Debatte ist noch nicht beendet.

Pellteheizung.

Heizen mit Holz und Holzpellets ist praktizierter Umweltschutz, ökologisch und ökonomisch sinnvoll und Teil der Klimalösung“, sagt die Christiane Wodtke Unternehmerin und Chefin des Industrieverbands Haus-, Heiz und Küchentechnik (HKI) gegenüber tagesschau.de. Auch der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) fordert, eine „Diskriminierung“ der Holzheizung im neuen Gebäudeenergiegesetz GEG zu verhindern. Das „Verbot“ der Holzenergie im Neubau und die Kombinationspflichten im Bestand würden einen faktischen Ausschluss der „wichtigsten erneuerbaren Wärmequelle“ bedeuten.

Das sehen der Naturschutzbundes (NABU) und auch das Bundesumweltamt anders. Nach ihrer Einschätzung reiche das Holz aus heimischen Wäldern nicht mehr aus, auch wenn die Industrie zunehmend auf Holzverbrennung setze. Kritisiert wird außerdem, dass beim Heizen mit Holz mehr CO2 ausgestoßen als bei herkömmlichen Energieträgern wie Kohle oder Gas.

Das Bundesumweltamt, warnt zudem vor den Feinstaubemissionen kleinerer Öfen und Kamine. Mittlerweile entfielen mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf die Holzverbrennung, sagt BMU-Präsident Messner der Nachrichtenagentur dpa. „Das ist ungefähr die Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr.“ Und das Bundesumweltministerium schreibt auf seiner Website: „Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral.“

Der Verband der Waldeigentümer findet die Position des Ministeriums „nicht faktenorientiert, nicht sachlogisch“. Beim Verbrennen von Holz entsteht Kohlendioxid (CO2) - pro produzierte Wärmeeinheit sogar mehr als bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas, sagt hingegen das Umweltministerium. Deshalb sei Heizen mit Holz nicht klimaneutral.

Betrachtet man nur den einzelnen Baum, stimme das, sagt auch sagt Irene Seling von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände: „Aber das ist keine passende Perspektive. Wir müssen die Gesamtfläche betrachten." Genauso viel oder mehr als das, was an CO2 beim Holzverbrennen in einem Jahr frei wird, nehmen die Bäume in den Wäldern insgesamt in einem Jahr wieder auf. Somit sei das Heizen mit Holz klimaneutral, sagt Seling.

Teil-Verbot von Holzheizungen verteuert Klimawende

Holzheizung.

HKI-Chefin Christiane Wodtke sagt ebenfalls: Holz sei als nachwachsender Rohstoff ohnehin klimafreundlich. Derzeit wachse in Deutschland mehr Holz nach als verbraucht werde. Holzpellets werden außerdem überwiegend auf Sägespänen hergestellt, also aus Restholz, und das habe keine Auswirkungen auf den Waldbestand. Es wird nur CO2 freigesetzt, das zuvor gebunden wurde“, sagte er. Würde das Holz verrotten, würde das Treibhausgas ebenfalls frei.

Im Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz, das vom Bundeskabinett beschlossen ist und vor der Sommerpause im Bundestag beraten werden soll, war ursprünglich vorgesehen, künftig den Einbau von Pelletheizungen an Bedingungen zu knüpfen. Dazu gehörte die Kombination mit anderen, umweltfreundlicheren Technologien also etwa Solar- oder Photovoltaikanlagen. Schon im vergangenen Jahr hatte die Ampel die Förderung für neue Pelletheizungen gekürzt.

Bis 2030 hat sich die Bundesregierung das Ziel gesteckt, 50 Prozent der Wärme klimaneutral zu erzeugen. Biomasseheizungen sind laut dem GEG-Entwurf im Neubau aber nicht auf das Ziel anrechenbar. Die neuen Vorgaben würden Biomasseheizungen unverhältnismäßig verteuern. Sägeindustrie-Verbandschefin Möbius sagt, Holzheizungen könnten beim Austausch von Ölheizungen „einen wichtigen Beitrag zur erneuerbaren Wärme leisten, ohne, dass weitere teure Sanierungsmaßnahmen für Dämmung und Fußbodenheizung wie bei einer Wärmepumpe nötig werden.“

Aus Sicht des Umweltministeriums, das Holzverbrennung als nicht klimaneutral einstuft, müsse die Holzverbrennung jedoch neu bewertet und ausgerichtet werden. Der Verband der Waldbesitzer, der AGDW, nennt den aktuellen Gesetzesentwurf einen „massiven Angriff“ auf die eigene Wirtschaft. Verbandsgeschäftsführerin Irene Seling sagt, die Bundesregierung gefährde „die nachhaltige Waldpflege in Deutschland“, so Seling.

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