
Die Nachfrage nach Schnittholz stagniert und die Preise gehen nach unten, berichten Waldbesitzerverbände seit Mai. Im Juni scheine sich die Probleme noch zu verschärfen. Der Holzpreis für das Leitsortiment BC Fichte 2b+ fällt im Juni 2023 erstmals seit langem in vielen Regionen unter die Marke von 100 Euro je fm. Im Schnitt werden noch Preise von 95 bis 105 Euro/fm genannt. Gegenüber den Holzpreisen vom 1. Quartal 2023 sind die Preise um 10 bis 15 Euro pro Festmeter gefallen.
Für Kieferrundholz melden die Waldbesitzerverbände ebenfalls kräftige Preisabschläge. Die Preise liegen im Juni überwiegend zwischen 75 Euro und 80 Euro/fm. Nach den Berichten der Waldbesitzerverbände, erwarten die meisten Sägewerke jedoch, dass die schwierige Absatzsituation in den nächsten Monaten anhält. Das könnte zu weiteren Preiskorrekturen führen.
Auch die Absatzlage bei Industrie- und Energieholz hat sich zuletzt spürbar verschlechtert. Die Preise geben auch in diesem Segment zum Teil deutlich nach. Offenbar sind die Lager der Industrie sind sowohl beim Industrie- als auch beim Sägerundholz gut gefüllt. Der stockende Schnittholzabsatz und die vielerorts deutlich anwachsenden Schnittholzlager drosseln die Nachfrage nach Nadelsägerundholz spürbar. Der Absatz von Kiefer ist regional sogar völlig zum Erliegen gekommen, berichten einige Waldbesitzer.
Und besser wird die Lage vor dem Hintergrund der massiven Baukrise nach Einschätzung der meisten Waldbesitzerverbände nicht. Eher im Gegenteil. Das Handelsblatt Research Institute (HRI) rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent . Mit diesen Wachstumsraten landet Deutschland im europaweiten Vergleich auf dem letzten Platz. „Wir gehen davon aus, dass die wirtschaftliche Gesamtleistung dieses Jahr spürbar sinken wird“, sagt der Finanzmarktanalyst Dennis Huchzermeier im Podcast.
Bauwirtschaft in der Krise – Wirtschaft bricht ein

Auch die Papier- und Zellstoffindustrie ist offenbar gut mit Industrierundholz bevorratet. Eine gedrosselte Produktion, zeitweise Anlieferungsstopps sowie angekündigte Produktionsunterbrechungen dämpfen die Nachfrage zusätzlich und drücken auf die Preise. Für Waldbesitzer ergeben sich aus der schwierigen Absatzlage zusätzliche Verzögerungen beim Abtransport aus dem Wald, was wiederum zum weiteren Aufbau von Waldlagern führt. Die Nachfrage nach Energieholz ist zudem auch jahreszeitlich bedingt zurückgegangen.
Dem Preisverlauf des Industrierundholzes folgend, wurden die Preise auch zum Teil deutlich gesenkt. Gleichzeitig wirken sich jetzt auch die gesunkenen Preise für Sägenebenprodukte wie etwa Hackschnitzel und Holz-Pellets auf die Angebotspreise der Sägewerke aus. Wie lange die Preise sich auf dem jetzigen Niveau halten können, hängt sicher auch von der weiteren Entwicklung der Käferholzsituation ab. – Am schwierigsten ist sicherlich die Lage in der Bauwirtschaft – die für den Holzmarkt (Bauholz) und die Holzpreise enorm wichtig ist.
Analysten sagen, dass die Bauwirtschaft immer tiefer in eine Krise rutscht, ausgelöst durch Inflation und Zinserhöhungen. Die gestiegenen Zinsen und die Inflation haben die Kaufkraft und damit die Nachfrage einbrechen lassen. An manchen genehmigten Bau-Projekten haben die Bauherren nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts kein Interesse mehr.
Auch die Heizungsdebatte hat nach Einschätzung von Experten zu einem „erheblichen Vertrauensverlust und zu einer starken Zurückhaltung bei Bauherren und Investoren“ geführt. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat angesichts des stockenden Wohnungsbaus vor einer jahrzehntelangen Krise und dem Abbau von Arbeitsplätzen gewarnt.
„Der Absturz der Baukapazitäten geht rasend schnell: Der Abbau bei den Beschäftigten auf dem Bau läuft sechsmal schneller als der Personal-Aufbau“, sagte IG-Bau-Chef Robert Feiger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
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