
Die Gründe sind komplex und haben nach Aussagen von Marktbeobachtern sowohl mit dem starken Absatz auf den Exportmärkten als auch mit der boomenden Nachfrage aus der Bauwirtschaft zu tun. Besonders getrieben werden Nachfrage und Preise jedoch durch den Export. Das zeigt eine Zahl, die das Statistische Bundesamt (Destatis) jetzt meldet: Die deutschen Exporte von Rohholz sind im Jahr 2020 um 42,6 Prozent gestiegen.
Der Grund: Die dort gezahlten Preisen – insbesondere auch für Fichtenholz – sind erheblich höher als am deutschen Binnenmarkt. Und ohne Einfluss auf die heimischen Schnitt- und Bauholzpreise bleibt diese Entwicklung natürlich nicht. Denn der Export räumt den Markt so ziemlich ab.
Das zeigt eine andere Statistik des Statistischen Bundesamtes: Danach waren die Preise Nadelschnittholz auf gewerblicher Ebene im März knapp 21 Prozent höher als im Jahr zuvor – im Vergleich zum Vormonat gab es einen Anstieg von gut 6 Prozent.
Davon können Waldbesitzer nur träumen. Dort sind die von Destatis im April veröffentlichen Preise für Fichtenholz seit dem Herbst um mickrige 6 Prozent gestiegen – und zugleich ist das Niveau fast 3 Prozent niedriger als im Jahr zuvor.
Preisschere wird immer größer

Diese Preisschere bestätigen die Statistiker von Destatis auch in ihrem aktuellen Bericht. Dort heißt es: „Die Anbieter von Rohholz profitieren derzeit kaum von der wachsenden Nachfrage: Die Rohholzpreise – gemessen am Index der Erzeugerpreise der Produkte des Holzeinschlags – stiegen zwar moderat an, lagen aber im Februar 2021 um 2,3 Prozent unter dem Stand des Vorjahresmonats und weit unter dem Niveau des Jahres 2015 (-27,3 Prozent).“
Der Ezeugerpreisindex für Rohholz wird bei den Forstverwaltungen erhoben. Sie erfassen die Preise bei der „Ernte“ des Holzes und damit ganz am Anfang der Produktionskette.
Weiter heißt es jedoch: Die steigende Nachfrage aus dem In- und Ausland, die Angebotsverknappung aufgrund der Beschränkungen im Holzeinschlag sowie der Baukonjunktur haben einen preistreibenden Effekt auf die Außenhandelspreise für Rohholz: Der Index der Ausfuhrpreise dieser Produktgruppe stieg im gleichen Zeitraum um 11,0 %.
Im längerfristigen Vergleich lagen die Ausfuhrpreise für Rohholz im März 2021 allerdings nur um 4 Prozent über dem Stand des Jahres 2015 - deutsche Anbieter waren demnach am Weltmarkt noch "billig"!
Sägewerke und Exporteure verdienen richtig Geld

Die Statistiker kommen aber noch zu einer anderen Erkenntnis: „Profiteure der Entwicklungen auf dem Holzmarkt sind die Sägewerke und die Holz verarbeitende Industrie. Die Umsätze der Branche erreichten im Jahr 2020 einen Rekordwert von 6,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Jahr 2015, als der Umsatz noch rund 5,5 Milliarden Euro betrug, war das ein Zuwachs von 18,3 Prozent.“ Bei den Waldbesitzern kommt von diesem Boom bisher jedoch kaum etwas an – wie die oben genannten Zahlen belegen.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass das stärkste Umsatzwachstum und die höchsten Preissteigerungen im Export erzielt werden. Das bestätigen auch die Statistiker, die schreiben: „Ursächlich für diese Entwicklung ist auch die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland. Der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Branche lag 2020 bei fast einem Drittel bzw. 32,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es 26,7 Prozent.
Für den Exportboom sorgte die hohe Nachfrage nach Fichten- und Tannenholz. Im Jahr 2020 machte dieses Holz 83,8 % des exportierten Rohholzes aus. Insgesamt exportierte Deutschland im Jahr 2020 rund 12,7 Millionen Kubikmeter Rohholz im Wert von 845 Millionen Euro. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist dies eine mengenmäßige Steigerung um mehr als ein Drittel (42,6 Prozent).
Im langfristigen Vergleich hat sich die Menge von ausgeführtem Rohholz seit dem Jahr 2015 mehr als verdreifacht (+238 %). Wichtigster Absatzmarkt war im Jahr 2020 die Volksrepublik China: Die Hälfte des gesamten Exportes (50,6 Prozent) ging nach Fernost. Der Anteil nahm seit 2015 deutlich zu – damals lag er noch bei 10,1 Prozent.
Einschlag für Fichtenholz ist gesetzlich begrenzt
Destatis berichtet aber auch über ein Rekord beim Holzeinschlag: Im Jahr 2020 wurden in den deutschen Wäldern 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen – so viel wie nie zuvor seit der deutschen Vereinigung. Grund dafür sind vermehrte Waldschäden infolge des auch durch Trockenheit und Hitze begünstigten Insektenbefalls: So machte der Schadholzeinschlag aufgrund von Insektenschäden mehr als die Hälfte (53,8 %) des gesamten Holzeinschlags im Jahr 2020 aus.
Nadelhölzer wie Fichten, Kiefern oder Tannen, die auch einen großen Anteil am exportierten Rohholz hatten, wurden besonders viel geschlagen: Mit 70,2 Millionen Kubikmetern fielen auf diese Gruppe mehr als vier Fünftel (87,3 %) des gesamten Holzeinschlags.
Als Folge dieser Entwicklung hat die Bundesregierung den Fichteneinschlag vom 1. Oktober 2020 bis zum 30. September 2021 per Rechtsverordnung begrenzt. Die Einschlagsbeschränkung betrifft ausschließlich unbeschädigtes Holz.
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