
Die Preise für Fichteholz sind zur Jahresmitte sogar auf neue historische Tiefstände gefallen – und auch für Buchenholz wird derzeit nur geringfügig mehr gezahlt als zum absoluten Tiefpunkt im Sommer. Der Verband der Waldbesitzer in Sachsen spricht gegenüber dem MDR von Entsorgungspreisen. Für den Festmeter Fichte bekommen Waldbesitzer derzeit in Mitteldeutschland gerade einmal 25 Euro.
So "viel Geld" gibt es aber nur, wenn das Holz noch gut genug ist und von den Sägewerken zu Balken und Brettern verarbeitet werden kann. Für so genanntes Industrieholz – zur Herstellung von Spanplatten – werden gerde einmal zwölf Euro pro Festmeter gezahlt. Das decke nicht einmal die Kosten für Holzeinschlag und Transport, kritisiert der Waldbesitzerverband die Situation.
Auch für Buchenholz gibt es aktuell sehr wenig: Je nach Qualität bringt der Festmeter zwischen 30 und 60 Euro. "Die Sägewerke suchen nicht. Stattdessen bitten Forstunternehmen die Sägewerke, Holz abzunehmen. Aus Sicht der Waldbesitzer sind die derzeitigen Preise wirklich nur Entsorgungspreise", sagt Michael Sachse, Vorsitzender des Forstunternehmer-Verbandes in Sachsen.
"Dazu kommt: Die Holzpreise sind das ganze Jahr über immer weiter nach unten gegangen. Damit fehlen uns die Gelder, um Wege zu bauen und Flächen wieder aufzuforsten", sagt Olaf Sturm, der beim Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt den Holzhandel leitet.
Nachfrage nach Bauholz boomt

Dabei ist die Nachfrage nach Holz in Corona-Zeiten höher als gedacht: Viele Tischler, Zimmerleute und auch Baufirmen hatten und haben nämlich randvolle Auftragsbücher. Die Deutschen renovierten während der Corona-Pandemie und im Lockdown nämlich ihre Gärten und Häuser, Terrassen und Carports. Die Nachfrage nach Bauholz trieb die Preise im Großhandel und auf Baumärkten weit nach oben. Einige Händler berichten sogar von Lieferengpässen.
Doch bei den Waldbesitzer kam davon nicht an. Ein Grund war: Aufgrund der massiven Schäden durch den Borkenkäfer und wegen dem dritten Jahr Trockenheit in Folge, war viel zu viel Holz am Markt. Viele Waldbesitzer bekommen für ihre Baumstämme oft nicht einmal genug, um ihre Kosten zu decken. Sie beobachteten, dass die Preise für ihr Holz trotz des Bau- und Heimwerkerbooms das ganze Jahr über nach unten gegangen sind.
Das traf ganz besonders für Fichtenholz zu, wo die Preise im September auf neue historische Tiefstände fielen – aber auch für Kieferholz und zweitweise auch für Buche und Eiche. Wobei auch die Erzeuger-Preise bei den beiden letztgenannten Holzarten sich seit dem Sommer nach oben bewegen.
Der September war dann der Monat mit dem geringsten Holzanfall im Jahr 2020. Die gesunkene Bereitschaft der Waldbesitzer Holz einzuschlagen udn zu verkaufen, sowohl Käferholz als auch Frischholz, hatte dann spürbare Folgen für das Angebot. Waren die Säger im August und September noch einigermaßen versorgt, so haben sie die Preise im Oktober spübar angehoben – und reagieren damit auf die zunehmend knappere Versorgung.
Holzpreise im Groß- und Einzelhandel steigen steil an

Und auch auf Großhandelsebene und im Einzelhandel sind die Preise für Fichtenholz und erst recht für Buche und Eiche kräftig gestiegen, berichtet der MDR. „Wir hatten im letzten Jahr Preise über 100 Euro für den Kubikmeter Fichten-Sägeholz“, sagt Julia Möbus, Geschäftsführerin des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes (DESH). Inzwischen dürften die Erlöse für Fichtenholz deutlich höher liegen. Das zeigen Anfragen des MDR bei großen Holzhändlern.
„Vom Frühjahr bis jetzt gab es da Preissprünge von knapp 15 Prozent", sagt Holzeinkäufer Andreas Rütsch. Holzgroßhändler kündigten ihren Kunden deshalb im September eine Preiserhöhung für Bauholz von 30 Euro pro Kubikmeter an. Auch die Sägeindustrie bestätigt den Anstieg. „Da wird das ganze Jahr über angepasst. Die Nachfrage am Markt ist hoch und die wird nicht von deutschen Sägern bestimmt. Die ziehen im internationalen Markt nach", sagt dazu Julia Möbus vom DESH.
Und es gibt noch einen Grund für die anziehende Nachfrage: „Vor allem im Fertighausbau gibt es ein starkes Wachstum gegen den Trend", erläutert Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe (HDH). Die Zahl der Baugenehmigungen ist gestiegen. Die Deutschen haben offenbar viel Geld in Baumaterial investiert. Das zeigt auch der der Ansturm auf Baumärkte. Dort hat die große Nachfrage nach Holzprodukten auch schon einmal zu Lieferengpässen geführt, berichte der MDR.
Noch sehr viel Schadholz am Markt

Eine große Rolle bei der Preisbildung haben offensichtlich die riesigen Holz-Mengen, die nach den großen Stürmen der letzten Jahre und vor allem wegen des Borkenkäfers und Trockenheit aus den Wäldern raus müssen. „Seit 2018 sind insgesamt 180 Millionen Festmeter Holz auf dem Markt. Der normale Jahreseinschlag an Holz liegt aber bei 58 und 64 Millionen Festmetern“, sagt DESH-Geschäftsführerin Julia Möbus. Ein Teil des Schadholzes kann zwar noch genutzt werden, wenn die Bäume schnell aus dem Wald geholt werden.
„Ich kenne keinen Privatwaldbesitzer, der derzeit Frischholz einschlägt", sagt Michael Sachse vom Forstunternehmer-Verband. Waldbesitzer und staatliche Forstverwaltungen müssen geschädigte Bäume fällen und abtransportieren, für deren Holz sie immer weniger Geld bekommen. Von der guten Nachfrage nach Holz und den hohen Preisen für Bauholz haben sie bisher kaum etwas.
Dabei bräuchten sie das Geld dringend, um den nötigen Waldumbau voranzutreiben. Das sorgt bei vielen für Ärger. „Grundsätzlich ist für Waldeigentümer und auch für den Landesforst nicht nachvollziehbar, wenn auf der einen Seite die Preise so steigen und im Rundholzverkauf so niedrig bleiben. Da verdienen sich einige in der Zwischenkette eine goldene Nase", schimpft Olaf Sturm, Leiter Holzhandel beim Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt.
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