
Die Holzpreise am Terminmarkt in Chicago fallen Anfang Dezember auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 – also auf das Niveau vor Corona. Mit 396 USD pro 1000 boardfeet, ist das ein Rückgang von mehr als 70 % seit dem Höchststand im März von rund 1.450 USD USD.
Analysten nennen vor allem die steigenden Zinssätze und Hypotheken-Zinsen als Ursache, die massiv auf den Immobilienmarkt in den USA, aber auch in Europa und China drücken. Die aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed haben die Zinsen für 30-jährige Hypotheken zeitweise auf ein Niveau gehoben, das seit 2001 nicht mehr erreicht wurde.
Die Folge ist eine deutliche Verlangsamung des Wohnungsbaus und eine starke Eintrübung der Stimmung auf dem gesamten Bausektor. Der Niedergang der Bauholzpreise ist nach Einschätzung von Analysten danach hauptsächlich eine Folge der steigenden Zinsen.
Schrumpfende Lagerbestände und ein deutlich reduzierter Holzeinschlag in Nordamerika konnten den Preisrückgang bei Bauholz bisher nicht stoppen. Der Krieg in der Ukraine und die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und Weißrussland, auf die zusammen mehr als 10 % des weltweiten Holzexports entfallen, haben die Preise ebenfalls nicht stabilisieren können.
Auch eine Reihe von Produktions-Kürzungen in großen amerikanischen und kanadischen Sägewerken konnten den Markt nicht stabilisieren. Das Analystenhaus Trading Economics erwartet in seinem Makromodell, dass die Holzpreise am Ende dieses Quartals voraussichtlich bei rund 400 USD/1000 Boardfeet liegen könnten. Die Prognose für die Preise in 12 Monaten liegt nur noch bei 344 USD.
Hohe Zinsen, Baukrise und Chinas Probleme
Der Handel am Holzmarkt ist nichts für schwache Nerven, wenn man die Entwicklung der letzten Monate sieht. Die US-Zentralbank hat erklärt, dass sie die Inflation mit einem restriktiven geldpolitischen Kurs bekämpfen wird, der den Bausektor weiter belasten wird. Höhere Zinsen fördern weder Wirtschaftswachstum noch die Investitionen, sagen Analysten.
Die Holzpreise reagieren in der Regel schnell auf ein sich änderndes wirtschaftliches Umfeld, sagen Analysten. Bauholz kann deshalb auch ein Indikator für andere Rohstoffmärkte sein.
Laut dem Handelsdatenanbieter OEC waren die fünf größten Importeure von Schnittholz im Jahr 2020 die USA (8,33 Mrd. USD), China (6,91 Mrd. USD), Großbritannien (2,01 Mrd. USD), Japan (1,61 Mrd. USD) und Deutschland (1,51 Mrd. USD). Die größten Exporteure waren Kanada (7,69 Mrd. USD), Russland (4,23 Mrd. USD), Schweden (3,7 Mrd. USD), die Vereinigte Staaten (2,55 Mrd. USD) und Deutschland (2,55 Mrd. USD).
Die Immobilienkrise in China, dem weltweit zweitgrößten Holzimporteur und der zweitgrößten Volkswirtschaft, hat die Probleme am globalen Holzmarkt verschärft und Sorgen über einen „Spillover-Effekt“ auf die Weltwirtschaft geweckt, sagen Analysten.
Während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2021 hat die Nachfrage nach Immobilien die Holzpreise zunächst in die Höhe getrieben. Danach erreichte der Holzpreis im Mai 2021 ein Allzeithoch.
Pekings Null-Covid-Politik hat das Wirtschaftswachstum in China aber stark verlangsamt und eine mögliche Erholung des Immobiliensektors des Landes und damit auch der globalen Holzpreise erheblich behindert, sind Analysten überzeugt.
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