Wegen der schweren Spannungen mit Russland soll die Europäische Union (EU) weit vor dem Jahr 2030 unabhängig von Russlands Gaslieferungen werden. Mit einem Maßnahmenplan will die EU-Kommission russische Importe fossiler Energieträger innerhalb eines Jahres um zwei Drittel reduzieren.
Das soll mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien, wie etwa Biogas, neuen Bezugsquellen für Gaslieferungen und einer drastischen Reduktion des Energieverbrauchs realisiert werden.
Umstieg auf Erneuerbare Energien
Bei der Wahl der Energieträger müsse die EU schneller unabhängig werden und Schwachstellen beseitigen, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Franz Timmermanns. Der Krieg in der Ukraine zeige, wie wichtig und dringend es sei, auf erneuerbare Energien umzusteigen.
Der REPowerEU-Plan sieht vor, bis 2030 rund 35 Milliarden Kubimeter Biomethan aus nachhaltigen Biomassequellen zu erzeugen. Das kommt einer Verdopplung des bisherigen EU-Ziels gleich.
Die Verantwortung für den Umstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien sieht Timmermanns aber bei den jeweiligen Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten.
Flüssiges Erdgas aus Katar, Ägypten und den USA
Ein Hauptaugenmerk legt die EU-Kommission auf flüssiges Erdgas (LNG). Alternative Lieferanten von LNG für eine breiter aufgestellte Versorgung seien Länder wie Katar, Ägypten und die USA, heißt es in einem Vorschlag aus Brüssel.
Im sogenannten REPowerEU-Plan schlägt die Kommission vor, bis Oktober eines jeden Jahres die europäischen Gasspeicher zu mindestens 90 Prozent gefüllt zu haben. Nur mit volleren Gasspeichern ließe sich die Versorgung langfristig sicherstellen. Der derzeitige Stand liegt bei rund 30 Prozent.
Langfristige Versorgung ohne Gas aus Russland
Mehr als 40 Prozent des in die EU importierten Gases kommt aus Russland, Deutschland gilt als besonders abhängig von den russischen Gasimporten.
Das betonte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): "Die Versorgung Europas mit Energie [...] kann im Moment nicht anders gesichert werden."
Ein kurzfristiger Verzicht auf russisches Gas sei demnach nicht umsetzbar. Schätzungen der EU-Kommission zeigen, dass die EU noch deutlich vor 2030 komplett auf Gas aus Russland verzichten könne.
Kurzfristige Lieferstopps von russischem Gas
Russland könnte Gaslieferungen aber von sich aus kurzfristig stoppen. Am Montag kamen erstmals Drohungen aus Moskau, Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nordstream 1 zu beenden.
Befürchtungen, die Energieversorgung im restlichen Winter könne zum Erliegen kommen, dementierte die EU-Kommission: im Falle eines russischen Lieferstopps für Gas stehe die EU auf der sicheren Seite.
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