Die weltweit größte Anlage, die Kohlendioxid direkt aus der Luft ansaugt und unterirdisch ablagert, ist Anfang September in Betrieb gegangen. Das Schweizer Unternehmen Climeworks AG, das eine Technologie zur Abscheidung von Kohlendioxid direkt aus der Luft entwickelt hat, hat sich mit dem isländischen Unternehmen Carbfix zusammengetan, um eine Anlage zu entwickeln.
Diese soll zu 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr absaugt. Das entspricht etwa den jährlichen Emissionen von knapp 800 Autos. Im vergangenen Jahr beliefen sich die weltweiten CO2-Emissionen nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) auf 31,5 Milliarden Tonnen.
Die direkte Luftabscheidung ist eine der wenigen Technologien zur Extraktion von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Das Verfahren ist allerdings noch sehr teuer. Es wird dennoch von Klimawissenschaftlern und der Umweltorganisation der UNO unterstützt.
Bisher 15 Anlagen weltweit
Die sogenannte Orca-Anlage (isländisch für Energie) besteht aus acht großen Containern, die mit Hightech-Filtern und Ventilatoren Kohlendioxid aus der Luft absaugen. Der abgesaugte Kohlenstoff wird dann mit Wasser vermischt und tief unter die Erde gepumpt: dort solle er langsam zu Gestein werden. Betrieben wird die Anlage mit erneuerbarer Energie aus einem nahegelegenen Geothermie-Kraftwerk.
Die direkte Luftabscheidung von CO2 ist eine junge und noch sehr kostspielige Technologie. Die beteiligten Firmen hoffen jedoch, die Preise bald senken zu können, wenn immer mehr Unternehmen und Verbraucher versuchen, ihren CO2-Emissionen zu senken.
Bislang sind weltweit 15 ähnliche Anlagen in Betrieb, die laut IEA mehr als 9.000 Tonnen CO2 pro Jahr abscheiden.
Derzeit entwickelt das US-Ölunternehmen Occidental die weltweit größte Anlage zur direkten Luftabscheidung, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Im US-Bundesstaat Texas sollen dann 1 Million Tonnen Kohlendioxid pro Jahr im Boden gespeichert werden.
Unternehmen will expandieren
Die Anlage in Island arbeitet mit Industriesaugern, die das CO2 aus der Luft absaugen. Der Bau der Anlage hatte im Mai 2020 mit "stapelbaren Einheiten in Containergröße", begonnen teilte Climeworks mit. Damit konnte die Anlage in weniger als 15 Monaten gebaut werden.
Das Unternehmen erwartet, mit der gleichen Technologie noch zahlreiche weitere solcher Anlagen an anderen Standorten bauen zu können.
„Orca hat als Meilenstein in der „Direct-Air-Capture-Branche“ einen skalierbaren, flexiblen und wiederholbaren Entwurf für die zukünftige Expansion bereitgestellt“, sagte Jan Wurzbacher, Co-CEO und Mitbegründer von Climeworks.
Verfahren ist teuer und umstritten
Die CO2-Abscheidungstechnologie ist aber durchaus umstritten, da sie sehr teuer ist und Kritiker befürchten, dass es lange dauern wird, bis sie genug davon entwickelt haben, um einen messbaren Erfolg zu erzielen. Climeworks bezahlt seinen Betrieb, indem es Unternehmen und auch Einzelpersonen, die ihre Emissionen kompensieren möchten, dazu bringt, die Projekte zu finanzieren.
Die Website bietet zu diesem Zweck Abonnements an. Kritiker befürchten zudem, dass die neue Technologie Unternehmen und Regierungen davon abhalten könnte an der Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu arbeiten.
Der Weltklimarat hat jedoch schon mitgeteilt, dass sowohl die CO2-Abscheidungstechnologie als auch Emissionssenkungen erforderlich sind, um die globale Erwärmung zu begrenzen.
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