In Deutschland stieg die neu gemeldete PV-Leistung im letzten Jahr zwar insgesamt um 25 Prozent, im Bereich der Gewerbeimmobilien brach der Ausbau dagegen um 31 Prozent ein: Trotz der Erleichterungen, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Betreiber eingeführt wurden.
Ein wesentlicher Grund für die Stagnation sind laut node.energy bürokratische Hürden bei der Genehmigung und Umsetzung von PV-Only-Modellen. Bei diesem PV-Modell liefert der Vermieter den erzeugten PV-Strom an den Mieter der Immobilie.
PV-Only-Modell: Vermieter liefert Strom an Mieter
Im PV-Only-Modell liefert der Vermieter ausschließlich den in einer PV-Dachanlage vor Ort erzeugten Strom an die Mieter der Immobilie. In Zeiten, in denen die PV-Anlage nicht genügend Strom erzeugt, kauft der Mieter den Reststrom bei einem Energieversorger selbst ein.
Viele Gewerbemieter wie Einzelhandelsketten oder Logistikunternehmen nutzen standortübergreifende Rahmenverträge mit einem Energielieferanten und wollen deshalb statt einer Vollversorgung durch den Vermieter ausschließlich den günstigen PV-Strom beziehen. Der Vermieter profitiert von den zusätzlichen Erlösen durch die PV-Anlage und vermeidet mögliche Energiepreisrisiken, die mit einer Vollversorgung der Mieter einhergehen.
PV-Projekte bis zu 18 Monate verzögert
Obwohl das PV-Only-Modell eine Win-win-Situation für Mieter und Vermieter schafft, scheitert es vielfach in der Praxis. Das wesentliche Hemmnis liegt in der aufwendigen Abstimmung mit den zuständigen Anschlussnetzbetreibern, die das zugrunde liegende Messkonzept genehmigen müssen.
Matthias Karger, CEO von node.energy, unterstützt Gewerbeimmobilienbesitzer bei der Umsetzung und dem Betrieb von PV-Only-Modellen. Er sagt: „Messkonzepte werden blockiert oder abgelehnt, ohne technische, rechtliche oder sonstige sachliche Gründe, sondern lediglich aus mangelnder Praxiserfahrung der örtlichen Netzbetreiber. Das führt dazu, dass Projekte bis zu 18 Monate verzögert, nur in reduziertem Umfang umgesetzt oder ganz eingestellt werden. Bei unseren Kunden scheitert so aktuell jedes zweite PV-Projekt auf Gewerbeimmobilien.“
Planungssicherheit durch uneinheitliche Genehmigungen gefährdet
Diese Sicht teilen auch die beteiligten Messstellenbetreiber sowie Kunden des Softwareunternehmens, wie Habona Invest, ein auf die Nah- und Grundversorgung spezialisierter Fondsinitiator und Asset Manager.
Matthias Weißbäcker von Habona Invest erklärt: „Die Planungssicherheit und letztlich die grundsätzliche Umsetzung von PV-Projekten wird durch die uneinheitliche Genehmigungspraxis der etwa 800 Netzbetreiber in Deutschland stark gefährdet. Hinzu kommen erhebliche Mehrkosten durch die Einbeziehung technischer und rechtlicher Berater bei PV-Only-Projekten.“
Hemmnis bei Umsetzung von PV-Only-Modellen reduzieren
Das Stromversorgungsunternehmen fordert daher in einer Stellungnahme zusammen mit weiteren Unterzeichnern schnellen Handlungsbedarf vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen der aktuell diskutierten PV-Strategie.
Das Hemmnis bei der Umsetzung der PV-Only-Modelle lässt sich insbesondere durch eine Klarstellung des Ministeriums in einem PV-Leitfaden, durch ein Hinweispapier der Bundesnetzagentur und zuständigen Landeseichämter sowie durch eine gesetzliche Klarstellung zur rechtlichen Zulässigkeit reduzieren.
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