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Biogas

Alkar: Riesen-Weizengras für die Biogasanlage

am Mittwoch, 22.07.2015 - 09:30 (Jetzt kommentieren)

Zuverlässige Erträge und hohe Methanausbeute - diese beiden Punkte dürfen auf keinem Steckbrief für eine als Biogassubstrat genutzte Pflanze fehlen. Das Riesen-Weizengras Alkar bringt beides mit.

Das Alkar-Gras (Agropyron Elongatum) gehört zur Familie der Riesen-Weizengräser und stammt aus Eurasien, genauer: aus dem Kaukasus. Auf der Suche nach Substratalternativen wurden die Potenziale dieser Dauerkultur für die Biogasanlage entdeckt. Während Alkar-Gras in Europa als Kulturpflanze weitgehend unbeachtet blieb, wurde es anderenorts weitergezüchtet. Vornehmlich wurde es bislang als Pionierpflanze eingesetzt, zumal es dank seiner Robustheit auch salzhaltige Böden toleriert.
 
Nach heutiger Erfahrung kann Alkar rund acht Jahre und länger mit je zwei Schnitten genutzt und danach problemlos untergepflügt werden. Ist es einmal etabliert, zeigen sich in der Praxis einige Vorteile: Auf dem Feld, bei Ernte und Silierung sowie - was ausschlaggebend für den Anbau sein dürfte - bei Trockenmasse- und Methanertrag.
 
Die Erfahrungen der Praktiker werden von der Wissenschaft bestätigt: So bescheinigt die Landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt Triesdorf in Weidenbach, Mittelfranken, hohe Erträge der Alkarpflanze. Externe Labore konnten im Labor vielversprechende Gärverläufe nachweisen.
 
Agronomischer Artenpass Alkar-Gras:
  • im Labor geprüfte Keimfähigkeit von mindestens 80 Prozent
  • bis zu 20 t/ha Trockenmasse pro Jahr in nur zwei Schnitten möglich
  • Gaserträge wie bei Mais: bis zu 384 nl/kg oTS
  • langanhaltendes Wachstum bis in den Oktober
  • Dauerkultur, dichte Grasnarbe, humusbildend
  • vorhandene Ernte- und Lagertechnik kann genutzt werden
  • wetterunabhängiger, da Anwelken entfällt 

Alkar-Gras anbauen: Tipps vom Praktiker

In der Energie-Fachzeitschrift joule berichtet Landwirt und Saatguthändler Bernhard Holtmann von seinen Erfahrungen beim Anbau und Einsazu von Alkar-Gras. "Irgendwann habe ich das Riesen-Weizengras Alkar ausprobiert, das wir aus Übersee bekamen. Es kam auch auf Böden mit wenigen Bodenpunkten und eben auch auf trockenen Standorten sehr gut zurecht, sodass wir gute Erträge von bis zu 20 t/ha pro Jahr in nur zwei Schnitten erzielten", erzählt Holtmann. Außerdem sei die Ernte wetterunabhängiger als bei vielen anderen Pflanzen, da das Gras nicht angewelkt sein muss. Im Gegensatz zum Mais schwankten die Erträge zudem weniger stark.
 
Für Anbau, Ernte und Lagerung des Riesen-Weizengrases und die Bestückung der Bioganlage kann durchweg herkömmliche Technik genutzt werden. Holtmann füttert seine 150 kW-Biogasanlage mit
  • 35 Prozent Gülle und
  • 65 Prozent Mais-/Alkar-Silage (zwei Drittel Mais, ein Drittel Alkar)
"Alkar verhält sich in vielem wie Mais, weniger wie Gras", so der Praktiker. "Auch bei der Feststoffeinbringung - es ist recht rieselfähig - oder beim Rühren des Substrates."
 
Holtmann hat folgende Schlüsse aus dem Anbau von Alkar-Gras gezogen:
  • Bei Arbeiten im Feld lohnt es, öfter mal die Spur zu wechseln, weil Alkar druckempfindlich ist.
  • Im Frühjahr Mineral-N düngen, da dieser schneller verfügbar ist als bei Gülle.
  • Alkargras zwecks höherer Ausgasung und leichterer Fütterung möglichst klein häckseln.

Geduld und Geschick im Jugendwachstum nötig

  • Knackpunkt ist das schwache Jugendwachstum. "Die Herausforderung besteht in der Etablierung", erläutert Holtmann. Zu Beginn müsse man Geduld haben und sich an die Anbauempfehlungen halten. Habe sich das hohe Gras aber behauptet, könne "man sich zurücklehnen". Dann erreicht es eine Höhe zwischen 150 und 180 cm. Ein feinkrümeliges Saatbett und der richtige ph-Wert, der mindestens bei ph 5 liegen muss, schaffen Voraussetzungen für eine gute Entwicklung.

  • Pflanzenschutz: Da es für Alkar noch keine etablierten Behandlungen gibt, tüftelt Landwirt Holtmann an seiner eigenen Pflanzenschutzstrategie, die im Moment auf  Mitteln für Weizen und Hirse basiert.

  • Bei der Düngung hat sich eine Mineral- N-Düngung im Frühjahr bewährt, da der Stickstoff schneller verfügbar ist als bei Gülle. Ist die erste Phase geschafft, reduzieren sich die Arbeitsgänge.

  • Vorsicht ist laut Holtmann allerdings auf drainierten Böden geboten: Hier sollten in späteren Jahren die Rohre beobachtet werden, da Alkar feine und tiefe Wurzeln ausbildet.
Den gesamten Artikel finden Sie in der joule (Ausgabe 4/2015).

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