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Video: agrarheute Expertengespräch

Atomausstieg: "Forderung nach Weiterbetrieb ist Populismus"

Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning ist einer der bekanntesten Energie-Experten Deutschland. Im agrarheute Expertengespräch erklärt er, warum der Atomausstieg nicht mehr aufzuhalten ist, ein Ausstieg aus dem Ausstieg sinnlos wäre und weshalb den Erneuerbaren die Zukunft gehört. Das ganze Gespräch sehen Sie in unserem Video.

am Samstag, 15.04.2023 - 07:57 (Jetzt kommentieren)

Ausstieg aus dem Ausstieg nur Populismus

"Wir werden aus der Kernenergie aussteigen müssen", sagt Prof. Quaschning im Interview mit agrarheute. Forderungen wie jüngst von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält der Experte für Wahlkampfgetöse und reinen Populismus. Es gebe mittlerweile gar keine Option mehr, die Anlagen weiterlaufen zu lassen. Dafür fehle es am Personal und an Brennstäben. Auch müssten erst dringend benötigte Sicherheitsüberprüfungen nachgeholt werden. Das alles koste enorm viel Zeit und Geld. "Das ist eine Scheindiskussion, die uns in der Energiewende kein Deut weiter bringt."

Nach der Abschaltung: "Der Strom kommt weiter aus der Steckdose"

Bezüglich der Frage nach der Grundlastfähigkeit der Netze ist Quaschning gelassen: Wir werden weiterhin den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Diese seien spätestens im nächsten Jahr in der Lage, die Kernenergie im Strommix vollständig zu ersetzen. In der näheren Zukunft müsse man verstärkt auf klassische fossile Quellen wie Kohle oder Gas zurückgreifen, um die Stromsicherheit zu gewährleisten. Die Warnungen vor Blackouts oder Engpässen sei jedenfalls "vollkommener Quatsch", resümiert der Elektrotechnik-Ingenieur. 

Sonnenenergie und Windkraft müssen kräftig ausgebaut werden

Um auch die Klimaziele im Blick zu behalten, sei es wichtig, jetzt den Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen kräftig voranzubringen. Momentan liege der Anteil der erneuerbaren Energien nur bei knapp 50 % und müsse kontinuierlich erhöht werden. Gleichzeitig müsse auch der Ausbau von Speichersystemen beschleunigt werden. "Wir werden auch über viele Stunden viel zu viel Strom haben, den müssen wir dann zwischenspeichern", betont Quaschning. So könnten auch Engpässe überbrückt werden. "Wir wissen, welche Speicher wir brauchen, wir wissen, was sie kosten". Man müsse sie einfach nur aufbauen und dann habe man auch eine sichere Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. 

Frankreichs Kraftwerke aus Altersgründen vor dem Aus

Deutschland stehe eigentlich gar nicht so schlecht da, betont Volker Quaschning. Mehr Sorgen bereite ihm da Frankreich. Dort "stehen in den kommenden Jahren dutzende Kernkraftwerke vor dem Aus, weil sie die Altersgrenzen erreicht haben". Die Neubaupläne könnten kaum den aktuellen Bedarf decken. Gleichzeitig hätten die Franzosen kein wirkliches Konzept für den Ausbau klimaneutraler Energien. "Wenn Frankreich klimaneutral werden möchte, wird das nicht mit ein paar neuen Atomkraftwerken gehen". 

Das ganze Gespräch sehen Sie oben in unserem Video. 

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