Bis 2030 könnten in Europa 35 Milliarden Kubikmeter grünes Gas produziert werden, sagt Harmen Dekker, der Vorsitzende des europäischen Biogasverbands. Notwendig wäre dazu in etwa eine Verdopplung der aktuellen Produktionskapazität der rund 20.000 Biogasanlagen in Europa. Deren Gasaufkommen wird bisher allerdings nur zu knapp 18 Prozent in das Gasnetz eingespeist. Der größte Teil des Biomethans wird zur Erzeugung von Strom und Wärme vor Ort genutzt.
35 Milliarden Kubikmeter Biogas würden etwas zwei Drittel der Kapazität der Nordstream II Pipeline entsprechen. Bis 2050 könnte Biogas sogar 30 bis 50 Prozent des Gasbedarfs in der EU decken, sagte Dekker am Montag (7.3.) in einer gemeinsamen Pressekonferenz des Fachverbandes Biogas mit dem Bundesverband Erneuerbare Energien.
Russland droht offen mit einem Erdgas-Lieferstopp
Die russische Regierung hat gestern erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht. „Wir haben das volle Recht, eine spiegelgerechte Entscheidung zu treffen und ein Embargo zu erlassen auf die Durchleitung des Gases durch die Pipeline Nord Stream 1, die heute maximal mit 100 Prozent ausgelastet ist“, sagte der russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak in einer am Montagabend ausgestrahlten Rede im Staatsfernsehen.
Nowak sagte auch, „noch treffen wir diese Entscheidung nicht. Niemand gewinnt dabei“. Allerdings sehe sich Russland inzwischen durch die europäischen Politiker in diese Richtung getrieben.
Kräftiger Ausbau der Ökostromerzeugung gefordert
Die Zahl der Biogasanlagen in Deutschland stagniert seit Jahren. Der Bundesverband erneuerbare Energien (BEE), in dem alle Sparten der Ökostromerzeugung vertreten sind, fordert deshalb einen kräftigen Ausbau. „Für den Erfolg der Energiewende ist die Bioenergie unverzichtbar“, sagte die BEE-Vorsitzende Simone Peter, ehemalige Parteichefin der Grünen.
Politik soll Hemmnisse für Biogas abbauen
Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sind die staatlichen Subventionen für Biogasanlagen seit einigen Jahren gedeckelt. „Das ist nicht zeitgemäß“, sagte Horst Seide, der Präsident des Fachverbandes Biogas. Würde der Deckel aufgehoben, könnten laut Seide sofort fünf Prozent der russischen Gasimporte ersetzt werden.
Der Fachverband fordert außerdem, die Vergärung von landwirtschaftlichen Reststoffen und Biomasse aus Agrarumweltmaßnahmen zu unterstützen. Derzeit ist eine energetische Verwertung des Aufwuchses der Zwangsbrache von 4 Prozent, die gemäß der EU-Agrarreform ab 2023 einzuhalten ist, nicht erlaubt. Die sei nicht haltbar in der aktuellen Situation und müsse geändert werden, fordert Seide.
Er rief die Politik darüber hinaus auf,
- unnötige Hemmnisse im Genehmigungsrecht für Biogasanlagen abzubauen,
- die Umrüstung auf Gaseinspeisung zu unterstützen und
- die Flexibilitätsprämie weiterzuentwickeln.
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