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Biogas

Biogas treibt Pacht - aber jetzt langsamer

am Dienstag, 13.05.2014 - 07:25 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Die Biogasdichte hat einen positiven Effekt auf die Pachtpreise. Zu diesen Ergebnissen kommen Studien, die vor kurzem beim Symposium der Edmund-Rehwinkel-Stiftung in Berlin vorgestellt wurden.

Die Auswirkungen des Biogasanlagenzubaus auf die Pachtpreise schwächen sich seit der Novellierung der Förderung im Jahr 2012 bereits ab. Eine dringende Aufgabe bleibt aber die Flexibilisierung bestehender Biogasanlagen. Das ist bei den von der Edmund-Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank im vergangenen Jahr geförderten Studien deutlich geworden.
 
Bei deren Vorstellung im Rahmen des jährlichen Symposiums der Stiftung betonte der Sprecher des Vorstands der Rentenbank und Vorstandsvorsitzende der Edmund-Rehwinkel-Stiftung, Horst Reinhardt, mit dem gewählten Thema unterstreiche die Stiftung einmal mehr im 40. Jahr ihres Bestehens den hohen Anspruch an Aktualität und Praxisbezug ihrer Förderprojekte. Man habe bereits 2012 bei der Ausschreibung des Themas eine Bewertung der Förderung anstoßen und Perspektiven der Bioenergie in Deutschland aufzeigen wollen.

Forschung und Praxis finden zusammen

Reinhardt kündigte außerdem am Vorabend an, dass die Edmund-Rehwinkel-Stiftung künftig Wissenschaft und Praxis stärker zusammenbringen möchte. Hierfür werde die Stiftung entsprechende Veranstaltungen finanzieren. Der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Hemmerling, erklärte, das Thema Bioenergie sei weiter von strategischem Interesse. Es sei mehr als ein zweites Standbein für die Landwirte. Hemmerling zeigte sich sicher, dass die Bioenergie keine Modeerscheinung sei, die vorübergehe, wie vielleicht das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) selbst.

Teure Technologie

Bernhard Dreher vom Bundeswirtschaftsministerium machte beim Symposium darauf aufmerksam, dass Neuanlagen im Bereich der Biomasse gegenwärtig zu den teuersten geförderten Technologien gehörten. Es bestünden kaum Kostensenkungspotentiale.
 
Tendentiell stiegen die Biomassepreise sogar. Allein um die Kosten zu begrenzen, müsse der Zubau deutlich reduziert werden. Die politische Diskussion fokussiere sich verständlicherweise auf Biogas, weil hier viel Zubau in den letzten Jahren stattgefunden habe und die Konkurrenz zu anderen landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten gestiegen sei. Dreher verteidigte außerdem die Begrenzung der Erweiterung bestehender Anlagen, "sonst ist der Ausbaukorridor hinfällig". Bereits im vergangenen Jahr seien 50 Prozent des Zubaus durch Anlagenerweiterungen entstanden.

Regional sehr große Unterschiede

Die Studien der Edmund-Rehwinkel-Stiftung wurden von Prof. Uwe Latacz-Lohmann von der Universität Kiel, Prof. Michael Schmitz von der Universität Gießen, Dr. Andreas Meyer-Aurich vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB), Prof. José Martínez von der Universität Göttingen sowie von Matthias Edel von der Deutschen Energie-Agentur (dena) erstellt. Die Studien sind im Band 30 der "Schriftenreihe der Rentenbank" veröffentlicht.
 
Schmitz untersuchte anhand von Daten der Landwirtschaftszählung 2010 den Einfluss der regionalen Biogasproduktion auf den Pachtpreis und konnte erstmals einen Effekt für das gesamte Bundesgebiet nachweisen. Allerdings fiel der Effekt regional stark unterschiedlich aus. Den Angaben zufolge lag die Höhe des Preiseffektes durch die Biogasproduktion im Umfeld der landwirtschaftlichen Betriebe bei durchschnittlich 142 Euro je Hektar in Westdeutschland und 63,34 Euro je Hektar in Ostdeutschland. Je größer die Betriebe, desto höher sei außerdem der Pachtanteil an der landwirtschaftlichen Fläche.

Viehdichte wichtiger Preisfaktor

Die Berechnungen aus Gießen zeigen aber außerdem, dass auch weiterhin die Bodengüte und die Anbaumöglichkeiten von Kulturen mit hohen Deckungsbeiträgen wie Kartoffeln oder Zuckerrüben den Pachtpreis signifikant beeinflussen, ebenso die Viehdichte auf regionaler Ebene. Die Effekte von hoher Vieh- und Biogasdichte summieren sich dabei.
 
Schmitz empfiehlt, im Zuge der aktuellen EEG-Reform die Abhängigkeit der Biogaserzeugung von der Nutzfläche weiter zu reduzieren. Die Förderung sollte noch stärker auf die Nutzung von Abfall- und Reststoffen beziehungsweise Wirtschaftsdüngerpotentiale ausgerichtet werden.Wirkung der Förderung und regionalen Peaks unterschieden werden.
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Teurer Klimaschutz

Meyer-Aurich untersuchte mögliche Kostenvorteile von unterschiedlichen Bioenergielinien im Land Brandenburg und konnte, auch für ihn überraschend, kaum Unterschiede bei den Vermeidungsleistungen und Vermeidungskosten in Bezug auf Treibhausgase feststellen. Die untersuchten Biogaslinien seien gegenüber alternativen Möglichkeiten wie der Nutzung von Festbrennstoffen aus volkswirtschaftlicher und klimapolitischer Sicht nicht effizient, stellte Meyer-Aurich fest.
 
Die geringsten Vermeidungskosten hätten dabei noch güllebasierte Biogaslinien ohne den Einsatz von Energiepflanzen gehabt. Unterschiedliche Möglichkeiten an verschiedenen Standorten hätten eine gewisse Differenzierung gezeigt, änderten aber nicht das Gesamtbild. Für die staatliche Förderung heiße das, dass eine regional differenzierte Unterstützung das Problem nicht lösen werde. Vielmehr müsse die Politik von der Biogasproduktion aus landwirtschaftlichen Rohstoffen Abstand nehmen.

Gestaltungsraum des Gesetzgebers

Auf das Flexibilisierungspotential bei Biogasanlagen ging Edel ein. Nach seiner Analyse ist eine "einfache Anlagenflexibilisierung" zur Verminderung negativer Spotmarktpreise bei Strom zwar mit geringen Anschaffungsausgaben realisierbar und kann den Maiseinsatz verringern helfen; sie rechne sich aber in der Regel nicht. Deshalb blieben die Möglichkeiten ungenutzt. Martinez warnte vor falschen Gewissheiten in Bezug auf den Bestandsschutz. Der Vertrauensschutz sei nicht nur nicht wasserdicht, sondern "regelrecht ein Sieb".
 
Eine Belastung der Altanlagenbetreiber sei sehr wohl möglich, beispielsweise bei drohenden "schweren Nachteilen" für Gemeinschaftsgüter. Der Gesetzgeber brauche Gestaltungsraum. Allerdings könne man sich in der Regel hierzulande auf explizite Versprechen des Staates verlassen.
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