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Stromerzeugung und Stromimport

Deutschland muss mehr Strom importieren – Strompreise steigen

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am Montag, 11.09.2023 - 11:34 (4 Kommentare)

Deutschland muss mehr Strom importieren. Grund ist die Abschaltung der Atomkraftwerke. Diese Lücke können Erneuerbare offenbar nicht stopfen. Die Strompreise sind zuletzt wieder gestiegen.

Stromeinspeisung.

Deutschland hat nach Abschaltung der letzten drei  Atomkraftwerke zuletzt deutlich weniger Strom produziert und deshalb mehr importiert. Im zweiten Quartal dieses Jahres wurden 7,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh) mehr ein- als ausgeführt, teilte das Statistische Bundesamt mit (Destatis). Das entsprach ziemlich genau der Strommenge der drei deutschen Kernkraft-Meiler im zweiten Quartal 2022 (7,3 Mrd kWh).

 Im gesamten 1. Halbjahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 233,9 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 11,4 % weniger Strom als im 1. Halbjahr 2022. Aufgrund deutlich gestiegener Importe (+30,8 %) und gesunkener Exporte (-18,1 %) sank die im Netz verfügbare Strommenge allerdings nur um 6,9 % und damit weniger stark als die inländische Stromerzeugung.

 Trotz dieser Entwicklung überstiegen die deutschen Stromexporte insgesamt (32,6 Milliarden Kilowattstunden) auch im 1. Halbjahr 2023 die Stromimporte (30,6 Milliarden Kilowattstunden). 

Die Strompreise für Verbraucher (Neukunden) hatten Mitte Juni mit knapp 28 Cent  je kWh einen gewissen Tiefpunkt erreicht. Danach ging es mit den Strompreisen (und den Gaspreisen) wieder deutlich nach oben auf zuletzt gut 30 Cent je kWh. Bestandskunden in den Grundtarifen müssen mit durchschnittlich 39,56 Cent je kWh ohnehin höhere Preise zahlen als Neukunden.

Weniger Atomstrom – mehr Stromimporte

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Gründe für den Rückgang der insgesamt verfügbaren Strommenge waren nach Aussagen von Destatis Einsparungen wegen der hohen Strompreise und eine konjunkturelle Abschwächung, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen. 

Der im Vergleich zur insgesamt verfügbaren Strommenge stärkere Rückgang inländischen Stromerzeugung hängt zudem mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke zum 15. April 2023 zusammen. Der Wegfall der Kernenergie wurde vor allem durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen, während die Stromerzeugung aus Kohle deutlich sank. 

Der im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland erzeugte und in das Netz eingespeiste Strom stammte trotz eines Rückgangs um 2,2 % im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 mit 53,4 % mehrheitlich aus erneuerbaren Energiequellen (1. Halbjahr 2022: 48,4 %). Die Einspeisung von Strom aus konventionellen Energieträgern sank um 19,9 % auf einen Anteil von 46,6 % (1. Halbjahr 2022: 51,6 %).

Windenergie hat nicht zugenommen – dafür Strom aus Gas

Die Stromerzeugung aus Windkraft ging im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 um 1,2 % zurück. Wegen der insgesamt geringeren Stromerzeugung stieg der Anteil der Windenergie am inländisch erzeugten Strom dennoch von 25,6 % im 1. Halbjahr 2022 auf 28,6 % im 1. Halbjahr 2023. Damit war die Windkraft der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung. 

Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik sank um 5,9 %, ihr Anteil an der gesamten Einspeisung stieg jedoch auf 11,9 % (1. Halbjahr 2022: 11,2 %). Der Rückgang der Einspeisung aus Photovoltaik erklärt sich vor allem damit, dass diese im 1. Quartal 2022 aufgrund ungewöhnlich vieler Sonnenstunden sehr hoch gewesen war. 

Die in Kohlekraftwerken erzeugte Strommenge ging im 1. Halbjahr 2023 um 23,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf einen Anteil von 27,1 % an der gesamten Stromerzeugung zurück. Damit war der Anteil von Kohlestrom wieder niedriger als der Anteil des Stroms aus Windkraft, nachdem Kohle im 1. Halbjahr 2022 mit einem Anteil von 31,3 % noch der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung gewesen war. 

Die Stromerzeugung aus Erdgas stieg dagegen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 um 3,8 % auf einen Anteil von 13,9 % an der Stromerzeugung (1. Halbjahr 2022: 11,9 %).

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