Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Ukraine-Krieg und Energiekrise

Dieselpreise, Heizöl, Gas: Der Krieg macht alles unbezahlbar

Gastanks.
am Montag, 28.02.2022 - 13:06 (1 Kommentar)

Diesel, Heizöl, Gas und Strom: Jeden Tag ein neuer Rekordpreis. Die Sorgen, dass die Invasion der Russen in der Ukraine zu massiven Versorgungsproblemen in Europa führt, werden immer akuter.

Dieselpreise.

Diesel kostete am Montag (28.2.) an den deutschen Tankstellen 1,72 Euro je Liter, berichtet der Onlinedienst bezinpreis.de und damit so viel wie nie zuvor. Die Preisspanne liegt zwischen 1,67 und 1,85 Euro je Liter. Leichtes Heizöl kostet den Verbraucher am heutigen Tag im Bundesmittel 108,80 Euro je 100 Liter. Die Rohölpreise für die Sorte Brent steigen am Montag erneut auf knapp 103 USD je Barrel und das US-Leichtöl WTI klettert auf 96 USD.

Die Erdgaspreise am wichtigsten europäischen Handelsplatz Trading Hub Europe (THE) liegen am Montag morgen bei 91,8 Euro je MWh und damit zwar fast 2 Euro höher als am Freitag – jedoch deutlich niedriger als nach Kriegsausbruch am Donnerstag – als die Kurse zweitweise bis auf 127 Euro je MWh nach oben geschossen waren.

Hintergrund für die steigenden Rohstoff- und Energiepreise ist, dass die Märkte davon ausgehen, dass die russischen Exporte aller Rohstoffe, von Rohöl und Gas über Metalle bis hin zu Getreide, durch neue westliche Sanktionen ernsthaft gestört und unterbrochen werden. Das dürfte auch der russischen Wirtschaft zwar einen schweren Schlag versetzen. Im Westen werden die Sanktionen jedoch zu einem enormen Anstieg der Preise und der Inflation führen, sagen Händler und Analysten.

Wie lange wird Russland noch Gas und Öl liefern?

Heizölpreis

Die Vereinigten Staaten und die Europäer hatten am Samstag beschlossen, den Zugang bestimmter russischer Banken zum internationalen Zahlungssystem SWIFT zu blockieren.Während einige russische Banken – darunter die Gazprombank, die große Öl- und Gaszahlungen auch mit Europa abwickelt – den vollständigen Blockierungssanktionen (noch) entgangen sind, sagen Händler und Analysten, dass die Maßnahmen erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Zahlungsverkehr und die Handelsströme haben werden.

Russland produziert etwa 10 % des globalen Öls und liefert 40 % des europäischen Gases. Das Land ist der weltweit größte Weizen- und Düngemittelexporteur, der drittgrößte Exporteur von Kohle und Stahl und der fünftgrößte Holzexporteur.

Der Versuch, einen der wichtigsten Rohstofflieferanten vom globalen Handelssystem auszuschließen, dürfte im globalisierten Zeitalter erhebliche Auswirkungen haben – auch für den Westen, der auch so schon mit rekordhohen Energiepreisen und Inflation zu kämpfen hat. Noch fließt jedoch Gas über Pipelines aus dem Osten nach Europa und nach Deutschland. Die heftigen Preisausschläge bei Gas und Rohöl zeigen jedoch, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, wie lange das noch so bleibt.

Russische Wirtschaft ebenfalls unter massivem Schock

Rohölpreis

Russische Energie- und Rohstoffströme nach Asien, insbesondere nach China, werden wahrscheinlich anhalten, glauben Analysten indessen. Sowohl China als auch Russland haben Alternativen zum Bezahlsystem SWIFT entwickelt. Die Chinesen nutzen eine selbst entwickelte Alternative und auch Moskau hat sein eigenes Banking-Messaging-System eingerichtet, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Russische Stellen sagten gegenüber Reuters, dass die Exporte nach China umgeleitet werden könnten. Aber Analysten gehen davon aus, dass Gas und Öl überhaupt nicht in größerem Umfang umgeleitet werden kann.

Die russische Währung stürzte am Montag gegenüber dem US-Dollar um etwa 30 % ab, nachdem der Westen russische Banken vom internationalen SWIFT-Zahlungssystem ausgeschlossen hat, so dass Russland auch seine massiven Devisenreserven nicht richtig nutzen kann. Menschen, die befürchten, dass Sanktionen der Wirtschaft einen lähmenden Schlag versetzen könnten, strömen seit Tagen zu Banken und Geldautomaten. In den sozialen Medien wird von langen Schlangen und leeren Geldautomaten in Russland berichtet.

Eine starke Abwertung des Rubels würde einen erheblichen Rückgang des Lebensstandards für viele Russen bedeuten, sagen Ökonomen und Analysten. Die Russen sind immer noch auf eine Vielzahl importierter Waren angewiesen, und die Preise für diese Artikel werden wahrscheinlich in die Höhe schnellen. Die wirtschaftlichen Turbulenzen werden sich in den kommenden Wochen verschärfen, wenn Preisschocks und Probleme in der Lieferkette dazu führen, dass russische Fabriken aufgrund geringerer Nachfrage und fehlender Vorprodukte geschlossen werden müssen.

Die russische Regierung wird eingreifen müssen, um geschädigte Industrien, Banken und Wirtschaftssektoren zu unterstützen, aber ohne Zugang zu harten Währungen wie dem US-Dollar und dem Euro müssen sie möglicherweise mehr Rubel drucken. Es ist ein Schritt, der schnell in eine Hyperinflation münden könnte, glauben US-Ökonomen.

Kommentar

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...