Herr Wippich, wohin mit den ausgedienten Solarmodulen?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Hier muss man unterscheiden zwischen technischem Ableben und Ende der EEG-Vergütung. Benötige ich die Anlage nicht mehr, weil die EEG-Vergütung ausgelaufen ist, lassen sich in diesem Fall Module noch in verschiedenen Varianten nutzen, um zum Beispiel Strom im Gartenhäuschen oder für den Camper zu gewinnen. Sprechen wir vom technologischen Lebenszeit-Ende, bedarf es eines fachgerechten Recyclings. Das oberste Ziel muss es sein, eine umfassende Rohstoff-Rückgewinnung zu erzielen. Diese Maxime hat sich zumindest die Solarbranche gesetzt.
Sind Photovoltaik-Anlagen Sondermüll?
Nein, das gilt für alle Module. Bei Dünnschichtmodulen muss man aber genauer hinschauen: Ist in den Modulen zum Beispiel Cadmium-Tellurid (CdTe) verbaut, benötigen diese eine besondere Rücknahme. Der Hersteller First Solar hat für seine Dünnschichtmodule ein eigenes Rücknahmeprogramm. Es gibt aber auch Module von Unternehmen, die nicht mehr am Markt sind. In diesem Fall kann sich der Landwirt an spezialisierte Entsorgungsunternehmen wie PVEX wenden, die dann die fachgerechte Entsorgung dieser Module übernehmen.
Was kostet die Entsorgung von Solarpaneels?
Die Entsorgung von Solarmodulen wird immer pro Tonne berechnet. Der Gesetzgeber gibt für 2022 einen Preis von 350 €/t an. Cadmium-Module können aber teilweise auch etwas mehr kosten. Hat ein Landwirt ein kristallines oder nicht CdTe Solarmodul verbaut, kann er es in haushaltsüblichen Mengen auch beim Gewerbehof kostenfrei abgeben. Die Entsorgung und das Recycling sind im Elektrogesetz (ElektroG) geregelt und sind rechtlich verpflichtend. Die Module werden an der Sammelstelle entsprechend abgeholt.
Gilt eine Solaranlage als gefährlicher Abfall?
Nein, wie gesagt, nur in einigen Modultypen wie dem Cadmium-Dünnschichtmodul können Elemente enthalten sein, die gesondert behandelt werden sollten.
Kann man mit alten Solarmodulen Geld verdienen?
Das ist eine Definitionsfrage. Wenn ich sie anschließe, kann ich damit Geld verdienen und Strom produzieren, solange sie funktionieren. Bei 20 Jahre alten Solarmodulen lassen sich in kleinen Mengen kaum Gewinne erzielen. Der Verkauf über einen Online-Marktplatz bessert dann höchstens die Kaffeekasse auf. Im gewerblichen Bereich, indem wir aktiv sind – im Repowering – ist es ein Geschäftsmodell. Da liegt der Knackpunkt im Volumina.
Wo kann ich meine alten Module verkaufen?
Das geht über allgemeine Marktplätze wie zum Beispiel eBay und andere Onlinebörsen. Der Vorteil auf unserer Plattform SecondSol ist, dass wir spezialisiert sind und die Marktteilnehmer sich besser mit den technischen Eigenschaften auseinandersetzen können.
Alte Solarmodule verkaufen: 5 Gründe, die für einen Verkauf sprechen?
1. Wir müssen als Gesellschaft umdenken: Circular Economy – und alles was geht, so lange wie möglich nutzen.
2. Der Krieg in der Ukraine zeigt, wie wichtig es ist, sich unabhängiger von Energieimporten zu machen. Daher spielt der effiziente Umgang mit vorhandenen Ressourcen wie PV-Modulen und den darin enthaltenen Rohstoffen eine wichtige Rolle.
3. Betreiber und Installateure sind im Falle eines Schadens immer auf der Suche nach speziellen Photovoltaik-Modulen. Gebrauchte PV-Module bereiten wir auf, so können diese als Ersatzteile für andere alte Anlagen weiter betrieben werden.
4. Speziell in der Landwirtschaft sind große PV-Anlagen vorhanden. Je größer die Anlage, desto mehr lohnt sich die kommerzielle Weiterverwertung gebrauchter Produkte.
5. Ein möglicher Zusatzerlös verbessert die Einkommensbilanz der Landwirte.
Kann der Verkauf von so einer PV-Anlage auch Steuervorteile bringen?
Eher weniger. Die Anlage ist meist abgeschrieben und wird aus den Geschäftsbüchern entnommen. Durch den Verkauf hat der Landwirt keine Vorteile, eher Nachteile, da man die Einnahme versteuern muss.
Man kann die alten Module ja auch verschenken. So kann sich vielleicht jemand ein, zwei oder drei Solarmodule in den Garten stellen und der Bedarf nach Kohle- und Atomkraftstrom sinkt.
Wie verkaufe ich meine Solarmodule rechtssicher?
Gebraucht verkaufen Sie unter Ausschluss von Garantien und Gewährleistung, weil diese in der Regel schon verjährt und damit ausgeschlossen sind. Als gewerblicher Verkäufer oder Installateur kann ich in dem Sinne auch keine Garantien übernehmen. Es ist, wie wenn ich einen alten Toaster verkaufe: Da gibt es auch keine Garantie mehr.
Könnte es sich für Landwirte lohnen, gebrauchte Solarmodule zu kaufen?
Ich glaube nicht. In erster Linie sollte man sich überlegen, die Anlagen so lange wie möglich laufen zu lassen. Die Frage ist, ob eine neue Photovoltaik-Anlage am Ende wirklich viel effektiver ist. Ich plädiere wirklich immer dafür, die Anlagen bis zu ihrem technischen Lebensende am Netz zu lassen.
Wenn man aus dem EEG rausfällt sollte man schauen, dass man in einen guten Tarif mit seinem Energieversorger kommt. Gebrauchte Anlagen in Deutschland im kommerziellen Sinne zu montieren und zu betreiben, scheitert an der Installation. Neue Module haben eine viel höhere Leistungsdichte pro m² als alte Module. Ich brauche für alte Module mehr Unterkonstruktion und muss mehr Module montieren, um dieselbe Leistung zu erhalten. Im gewerblichen Bereich macht das meiner Meinung nach keinen Sinn.
Stefan Wippich ist einer von zwei Gründern der SecondSol GmbH aus Meiningen. Auf dem Online-Marktportal haben Betreiber die Möglichkeit, eigene Solarmodule zum Verkauf anzubieten und Ersatzteile zu erwerben. Auf dem Marktplatz können sowohl Privatleute als auch Händler ihre PV-Ware anbieten. Das Unternehmen wurde im Jahr 2010 gegründet.
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