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Kritik von BayWa-Chef Klaus Lutz

EU-Taxonomie: Absurde Folgen für erneuerbare Energien?

Klaus Josef Lutz
am Montag, 24.01.2022 - 15:04 (1 Kommentar)

Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, stellt sich gegen das Vorhaben, Energie aus Atom- und Erdgaskraftwerken in der EU-Taxonomie als grün zu deklarieren.

Ein Ausbremsen von Unternehmen, die einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, befürchtet der CEO der BayWa AG Klaus Lutz. Er befürchtet eine Schlechterstellung von Teilen der erneuerbaren Energien gegenüber Atom- und Gaskraftwerken.

Sollten Atom- und Gaskraftwerke künftig als grüne Energiequellen gelten, wird das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 den Anteil der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien auf 80 Prozent zu erhöhen, nach Ansicht von Lutz erschwert.

Lutz: Schlechterstellung von Unternehmen mit Nachhaltigkeitszielen ist absurd

Nach den aktuellen Plänen der EU-Kommission, Gas und Atomkraft als umweltfreundlich einzustufen, würden Unternehmen, die auf dem Gebiet der klimaneutralen Energieversorgung aktiv sind, laut Lutz als nicht signifikant für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gelten. Damit würde die Taxonomie die Energie- und Klimawende verzögern und verteuern.

„Während Atom- und Erdgaskraftwerken, die offensichtlich nicht nachhaltig sind, ein grünes Mäntelchen umgehangen werden soll, sind der Handel mit Solarmodulen und Ökostrom nicht in den Taxonomie-Kriterien berücksichtigt“, so der BayWa-Chef. Der Nachteil, der sich derzeit für die Unternehmen abzeichnet, werde in der aktuellen Diskussion massiv übersehen. Angesichts des Ziels der EU-Taxonomie, Unternehmen zu stärken, die in Nachhaltigkeit investieren, sei diese Entwicklung absurd.

Allein im Solarbereich solle die installierte Leistung laut Koalitionsvertrag von derzeit 59 Gigawatt auf 200 Gigawatt bis 2030 ansteigen.

Nachbesserungsbedarf im Entwurf zur EU-Taxonomie

Der Beitrag des Handels zur Energiewende werde im aktuellen Entwurf zur EU-Taxonomie laut Lutz nicht fair eingeschätzt. „Bei allen anderen Vorgaben aus Berlin oder Brüssel wird der Handel mit Auflagen auch in die Pflicht genommen und es wird an seine Verantwortung in Sachen Umwelt, soziale Folgen oder gute Unternehmensführung appelliert. Da kann man doch jetzt nicht bei der EU-Taxonomie sagen, der Handel liefere keinen substanziellen Beitrag zur Nachhaltigkeit“, moniert Lutz.

Betriebe, die sich im Bereich Nachhaltigkeit engagieren, könnten als weniger nachhaltig bewertet werden als sie eigentlich sind. Womöglich könne der Handel die grünen Finanzierungsinstrumente dann nicht mehr nutzen. Lutz befürchtet, dass der Handel nachhaltige Produkte nicht mehr in den Markt bringen wird.

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