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Energiekrise in Europa

Gaspreise brechen alle Rekorde - Crash am Energiemarkt

Erdgas Tanks.
am Donnerstag, 25.08.2022 - 15:44 (2 Kommentare)

Die europäischen und asiatischen Erdgaspreise stiegen am Donnerstag auf neue Rekordhöhen. Grund ist die schlimmste Energiekrise seit Jahrzehnten, die den Wettbewerb um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und der Wirtschaft weiter verschärfte, sagen Analysten.

erdgaspreise.

Der europäische Benchmarkpreis, Natural Gas EU Dutch TTF, stieg am Donnerstag (25.08) auf 310 Euro je Megawattstunde, auf einen neuen Rekordwert. Die  globalen Versorgungsunterbrechungen haben in dieser Woche zugenommen und den Wettbewerb mit Asien um Ersatzlieferungen von Flüssiggas (LNG) verschärft.

Viele Versorgungsunternehmen bemühen sich massiv, ausreichend Erdgas vor dem Winter zu sichern. Auch in den USA und in Asien stiegen die Preise für Flüssigerdgas auf ein Allzeithoch.

Die Gaspreise in Europa erreichen mittlerweile mehr als das 10-fache ihres langjährigen Durchschnitts für diese Jahreszeit: Das destabilisiert die Volkswirtschaften, schwächt den Euro und übt Druck auf die Politik aus, die Auswirkungen der schlimmsten Inflation seit Jahrzehnten abzumildern, sagen Analysten.

Gaspreise weltweit auf Rekordstand - Viele Opfer in der Wirtschaft

Die europäischen Gaspreise am niederländischen TTF-Hub haben ihren Rekordstand erreicht, nachdem die Nachricht von einer weiteren geplanten Wartung der wichtigsten russischen Pipeline nach Europa die Märkte in Aufregung versetzte.

Die Ankündigung von Gazprom vom vorigen Freitag, über einen dreitägigen Wartungsausfall der Nord Stream 1-Pipeline nach Deutschland ab dem 31. August, führt an den Märkten zu einer sehr hohen Risikoprämie auf die europäischen Gaspreise. Die Gaspreise waren jedoch schon zuvor sehr hoch, da die Pipeline derzeit nur 20 % der Kapazität liefert.

Die europäischen Gaspreise kletterten am Donnerstag auf ein neues Rekord-Hoch von zweitweise 310 Euro pro Megawattstunde (MWh). Das wären mehr als 30 Cent je kWh - ohne Steuern und andere Aufschläge. Doch das ist aber noch nicht alles: “Der September wird zahlreiche Wartungsarbeiten auf dem norwegischen Kontinentalschelf mit sich bringen," sagte Kasia Piaskowska, Gasanalystin bei Refinitiv. Das wird das bereits kleine Angebot zusätzlich verknappen.

Händler und Analysten sind mittlerweile extrem besorgt, dass die Lieferungen nach den Wartungsarbeiten in Russland nicht wieder aufgenommen werden. Oder der Gasfluss nach Europa ist am Ende noch niedriger als 20 Prozent der Kapazität, befürchten Händler. 

All das treibt die Preise immer weiter nach oben. In der Wirtschaft wird die Liste der Opfer der hohen Gaspreise immer länger, wobei viele Branchen von Aluminium bis hin zu Düngemitteln und Lebensmitteln (wie etwa die Milchwirtschaft) von den steigenden Energiekosten hart getroffen werden.

Kein Gas aus Texas - Frankreichs Atomkraftwerke vom Netz

"Solange die europäischen Gasvorräte noch nicht aufgefüllt sind, dürfte der hohe Bedarf weiterhin die Gaspreise antreiben, zusammen mit der Gasnachfrage zur Stromerzeugung, die ebenfalls sehr hoch bleibt", sagen die Analysten. Europas Gasspeicher sind aktuell zu 78 Prozent gefüllt, wie Daten von "Gas-Infrastructure-Europe" zeigen, und nähern sich damit bis zum 1. Oktober dem Ziel der Europäischen Kommission von rund 80 Prozent.

Europa hat jedoch keinen Zugang zu genügend alternativen Gas-Lieferungen, um die russischen Gasverluste auszugleichen", sagte Samantha Dart, Leiterin der Erdgasanalyse bei Goldman Sachs. "LNG hat aber dazu beigetragen, dass die europäische Speicherung auf Kurs bleibt. Die Ausweitung der Wartung am Freeport LNG-Terminal in Texas, wird aber mindestens ein Dutzend weitere LNG-Ladungen vom Markt nehmen, schätzen Händler.

Käufer in Japan und Südkorea rechneten ebenfalls damit, dass Freeport-Sendungen ihre Lagerbestände vor dem Winter auffüllen. Sie müssen nun nach anderen Angeboten auf dem Spotmarkt suchen.

Gleichzeitig wurde der Neustart mehrerer Kernkraftwerke in Frankreich auf mindestens Mitte November verschoben, wodurch die europäische Versorgung um 5,2 Gigawatt, in einer Zeit historisch sehr geringer Verfügbarkeit, weiter verschlechtert würde, sagen Analysten.

Die europäischen Strompreise sind in den letzten Monaten auch aufgrund der nuklearen Verknappung sowie mehrerer anderer Faktoren auf immer neue Rekordwerte gestiegen. Am Donnerstag (25.08) kostete Strom an der europäischen Strombörse EEX  700 Euro je MWh oder 70 Cent je kwh. Ohne Steuern und Abgaben. Ein absoluter Rekordpreis.

Auf dem europäischen Kohlenstoffmarkt stieg der Benchmark-Kontrakt ebenfalls weiter an - auf knapp 90 Euro pro Tonne.

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