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Energiekrise und Kostenexplosion

Gaspreise und Strompreise steigen heftig - nach Gaslieferstopp

Strom- und Gaspreise.
am Montag, 05.09.2022 - 10:24 (2 Kommentare)

Die Gaspreise steigen nach dem Lieferstopp von Gazprom erneut kräftig. Strom verteuert sich am Terminmarkt geradezu dramatisch.

Gaspreise.

Die Gaspreise reagieren heftig auf den erneuten Gaslieferstopp von Gazprom. Sie steigen am Spotmarkt zum Wochenbeginn kräftig. In der vorigen Woche war es wegen der überraschend hohen Speicherfüllung in Deutschland mit den Gaspreisen deutlich nach unten gegangen. Auch die Strompreise hatten sich am Spotmarkt der EEX daraufhin deutlich verbilligt.

Davon ist zum Beginn der neuen Woche keine Rede mehr. Der europäische Benchmark-Preis "Dutch TTF Gas" beendete den Handel am Freitag bei knapp 215 Euro je MWh. Am Montagmorgen beginnt der Handel dann bei 278 Euro je MWh – das sind 63 Euro bzw. knapp 30 % mehr!

In der vorigen Woche hatten die Gaspreise am 29. August mit zeitweise 340 Euro je MWh ihren bisherigen Rekordwert erreicht und massive Sorgen in der Wirtschaft und bei den Energie-Versorgern ausgelöst. Der danach erfolgte Preisrückgang ging davon aus, dass die Versorgung über Nord-Stream 1 durch Gazprom am Samstag wieder aufgenommen würde. Das ist nun nicht der Fall. Darüber hinaus teilten die deutschen Behörden mit, dass seine Gasspeicher zum Ende des Monats zu 85 % gefüllt sein werden.

Gazprom hatte den Durchfluss durch die wichtige Pipeline schon im Juli auf etwa 20 % reduziert. Hinzu kommt: Norwegen, das Russland als größten Gaslieferanten für Europa abgelöst hat, wird seine Gasexporte im September aufgrund geplanter und ungeplanter Wartungsarbeiten deutlich einschränken. Deutschland, Europas größter Gasverbraucher, befindet sich mittlerweile in Phase zwei seines dreistufigen Notfallplans. Das mögliche Inkrafttreten von Stufe drei, würde zu einer Rationierung von Gas für die Industrie führen.

Strompreise von Gaspreisen trennen

Die Europäische Union bereitet ebenfalls einen Notfallplan vor, um die Strompreise von den extrem hohen Gaskosten zu trennen – sowie längerfristige Reformen einzuleiten, die sicherstellen sollen, dass die billigeren erneuerbare Energien sich auch in den Strompreisen niederschlagen.

Die Energieminister der EU-Länder treffen sich deshalb diese Woche (9. September), um zu beraten, wie die Belastung durch die steigenden Energiepreise für Unternehmen und Haushalte verringert werden kann.

Die Stromkosten in Europa sind ebenfalls sprunghaft angestiegen, was auch auf Rekordgaspreise zurückzuführen ist. Die Energieversorgung und die Energieströme in der Europäischen Union zu ändern, kann jedoch komplex und langwierig sein, sagen Analysten. Der jetzige innereuropäische Handel mit Energie und Strom hat Jahrzehnte gebraucht hat, um sich zu entwickeln.

Im Energiesystem der EU wird der Großhandelspreis für Strom durch den Preis des letzten Kraftwerks bestimmt (Merit-Order-System, englisch für Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit), dass zur Deckung der Gesamtnachfrage benötigt wird.

Windenergie, Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke machen ihre Angebote am Strommarkt, wobei der billigste Anbieter zuerst verkauft. Gaskraftwerke geben in diesem System derzeit jedoch den Preis vor – und treiben die Strompreise immer weiter nach oben. Der Grund: Da alle Anbieter ihren Strom am Ende zum gleichen Preis verkaufen, erzielen die günstigen Erzeuger erneuerbarer Energien am Ende die größten Gewinne.

Strompreise am Terminmarkt für 2023 über 1000 Euro

spotmarkpreise strom.

Die Strompreise waren am Freitag am Spotmarkt mit den Gaspreisen deutlich gefallen. Zuvor waren die Spotmarkpreise für Strom an der EEX Mitte der vorigen Woche zeitweise auf 70 Cent gestiegen. Im weiteren Wochenverlauf sind dann mit den Gaspreisen wieder zurückgegangen und lagen am Freitag bei 36,5 Cent (siehe Grafik).

Das dürfte heute deutlich revidiert werden und die Strompreise dürften ebenfalls wieder kräftig steigen. Für Verbraucher waren die Strompreise im August bereits auf 46 Cent gestiegen, sagte Thorsten Storck vom Vergleichsportal Verivox „Da die Preise an der Strombörse immer neue Rekorde erreichen, gehen wir von noch weiteren Preissteigerungen für die Haushalte aus."

Das zeigen auch die Terminkontrakte für den in der Zukunft gehandelten Strom für Deutschland. Dort lagen die Preise an der EEX für die so genannte Basislast (Baseload) für den November bei 683 Euro je MWh und für den Januar 2023 sogar bei 786 Euro je MWh.

Die so genannten Spitzenlastpreise (Peakload) wurden für den November sogar mit 1009 Euro und für den Januar 2023 mit 1117 Euro je MWh gehandelt. Das ist etwa das 14-fache des Niveaus von vor einem Jahr.

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