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Agri-PV

PV auf deutschen Ackern: Energiewende-Turbo oder Flächenfresser?

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am Freitag, 01.04.2022 - 13:30 (20 Kommentare)

Durch das Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland müssen mehr Anlagen zur Stromerzeugung her. Alternative Energien spielen aktuell schon eine große Rolle. Ein viel diskutiertes Thema ist hierbei der Bau von Freiflächen-PV auf Ackerflächen.

Photovoltaik-Anlagen sind schon längst nicht mehr nur auf Dachflächen zu finden. Freiflächen-PV-Anlagen entstehen vor allem entlang von Autobahnen und in Gewerbe- sowie Industrieflächen. Teilweise sind auch landwirtschaftliche Flächen für Anlagen geeignet.

Kritik an Flächennutzung: DBV sieht Priorität bei Lebensmittelversorgung

Der Deutsche Bauernverband (DBV) betrachtet das Ausweiten von Solarparks auf Agrarflächen kritisch.

Er fordert, dass lediglich Konversionsflächen und minderwertige Flächen für diese Anlagen verwendet werden. Anderweitig gehe zu viel Ackerland verloren. Viel wichtiger sei besonders jetzt die Flächennutzung für die Lebensmittelversorgung, so der Bauernverband.

Der Naturschutzbund (NABU) sieht auch einige Nachteile bei Freiflächen-PV. Er befürchtet, dass sie Landschaft durch den Wegebau und die Sicherung des Geländes mit Zäunen zerschneiden.

Zudem warnt der NABU vor Flächenversiegelung und Verlust von Lebensraum, Niststätten und Rastplätzen für einige Vogelarten. Manche Menschen empfinden Freiflächen-PV außerdem als störend im Landschaftsbild.

BDEW will PV-Ausbau auf Freiflächen

Anders sieht das der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Aufgrund der aktuellen Situation des Ukraine-Kriegs gewinne der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland an Bedeutung.

Photovoltaikenergie ist gemeinsam mit Windenergie eine zukünftige Säule der Energieversorgung. Deshalb sei es laut dem BDEW so wichtig, einen „Turbo bei der PV zu zünden“, um einen hohen Zubau schnellstmöglich zu generieren.

Dazu gehört auch der Ausbau von PV-Anlagen auf Freiflächen. Sehr hanglagigen Flächen, die erosionsgefährdet und ertragsschwach sind, eignen sich besonders für Agri-PV.

Lässt sich die Fläche doppelt nutzen, ist sie gleichzeitig attraktiv gestaltet. Dies ist beispielsweise durch eine extensive Beweidung des entstehenden Grünlands mit Schafen, Ziegen oder Rindern möglich.

Mit Agri-PV schneller unabhängig von fossilen Importen?

Die Weidehaltung begünstigt die Artenvielfalt der Insekten und Pflanzen. Wichtig ist trotzdem eine naturverträgliche Standortwahl.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Pflanzenschutzmittel und anorganische Dünger auf diesen Flächen nicht mehr ausgebracht werden, was dem Grundwasser und allgemein der Umwelt zuträglich ist.

Der BDEW betont, dass der Ukraine-Krieg uns vor Augen führt, dass Deutschland abhängig von fossilen Importen ist – besonders aus Russland. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen, muss die Bundesregierung Hindernisse aus dem Weg räumen.

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