Nun bläst der Herbstwind, die Sonne lässt sich seltener blicken, das hat massive Auswirkungen auf den Nutzungsgrad von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen – und damit auch auf die Stromerzeugung in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, liefen die Windkraft-Anlagen im 1. Halbjahr 2021 rein rechnerisch zu rund einem Fünftel (20,9 Prozent) unter Volllast. Volllast ist der theoretisch erreichbare Maximalwert bei optimalen Wetterbedingungen.
Photovoltaik-Anlagen hatten im gleichen Zeitraum einen durchschnittlichen Nutzungsgrad von 10,5 Prozent, wetterunabhängige Biogas-Anlagen erreichten dagegen mehr als die Hälfte (56,7 Prozent) der möglichen Volllast.
Windkraft, Photovoltaik und Biogas machen den größten Teil des ins Stromnetz eingespeisten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern aus. Im 1. Halbjahr 2021 stammten 22,1 Prozent des insgesamt eingespeisten Stroms aus Windkraft, 9,4 Prozent aus Photovoltaik und 5,9 Prozent aus Biogas. Insgesamt stammten 44,0 Prozent des eingespeisten Stroms aus erneuerbaren Energieträgern.
Nutzungsgrad bei Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen schwankt
Bei Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen schwankt der Nutzungsgrad angesichts der wechselnden Wetterverhältnisse stärker als bei anderen Technologien. So sorgte das Orkantief „Sabine“ im Februar 2020 mit seinen starken Sturmböen dafür, dass Windkraft-Anlagen in Deutschland in diesem Monat knapp zur Hälfte (47,0 Prozent) ausgelastet waren. Im Vergleich dazu lag im windarmen Juni 2021 der Nutzungsgrad bei 9,7 Prozent – das war der schwächste Wert seit Beginn der Erhebung im Januar 2018.
Photovoltaik-Anlagen können bei Dunkelheit und in den Wintermonaten keinen beziehungsweise wenig Strom erzeugen und somit keine hohen Nutzungsgrade erreichen. Der niedrigste Nutzungsgrad lag im Januar 2021 bei 1,8 Prozent, der höchste im Juni 2019 mit Sonnenstundenrekord bei 19,5 Prozent. Im Vergleich dazu erreichen konventionelle Energieanlagen in der Regel höhere Nutzungsgrade, da sie vom Wetter unabhängig sind und meist als Grundlastkraftwerke eingesetzt werden. So waren Braunkohle-Kraftwerke im 1. Halbjahr 2021 im Schnitt zu 46,7 Prozent ausgelastet.
Windkraftanlagen: Umsatz ging zuletzt zurück
Zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland soll der Stromanteil aus erneuerbaren Energiequellen in den nächsten Jahren weiter steigen. Dazu ist neben einer Weiterentwicklung der Speichertechnologien und dem Ausbau der Stromnetze auch der Bau zusätzlicher und leistungsfähigerer Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen erforderlich. Der Umsatz mit der Produktion von Gütern, Technologien und Dienstleistungen zur Nutzung erneuerbarer Energien sank im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 13,3 Prozent auf 17,1 Mrd. Euro. Dieser Rückgang ist fast ausschließlich auf die Windenergiebranche zurückzuführen.
Der Umsatz mit der Herstellung, Installation und Wartung von Windkraft-Anlagen sank im Jahr 2019 gegenüber 2018 um rund ein Viertel (24,4 Prozent) auf 9,6 Mrd. Euro. Der Bau von Windkraft-Anlagen in Deutschland und die damit erzielten Umsätze werden dabei von vielen Faktoren beeinflusst, etwa von Genehmigungsverfahren, Mindestabstandsregeln zwischen Wohnsiedlungen und Windrädern oder auch der Akzeptanz in der Bevölkerung.
Demgegenüber standen im Jahr 2019 Umsatzsteigerungen mit Photovoltaik-Anlagen um 10,3 Prozent auf 3,2 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr. Auch der Umsatz mit dem Bau effizienter Netze – unter anderem zur Stromübertragung und -verteilung im Rahmen des Ausbaus erneuerbarer Energien – nahm im selben Zeitraum zu, und zwar um 6,6 Prozent auf rund 1,6 Mrd. Euro. Der Umsatz mit entsprechenden Speichertechnologien sank hingegen um 17,4 Prozent auf rund 469,0 Mio. Euro.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.