
Aktuell liegen die deutschen Strompreise am Spotmarkt der Europäischen Strombörse relativ stabil bei 368 Euro je MWh. In Frankreich kostet der Strom am Spotmarkt knapp 400 Euro und in Polen 200 Euro. Richtet man den Blick nach vorn, dann ist die Lage schon etwas kritischer.
Am europäischen Terminmarkt, wo die Energieversoger sich für die Zukunft mit Strom eindecken, kostet der Baseload-Strom (deckt den Bedarf von 0 bis 24 Uhr ab) für Oktober ebenfalls 365 Euro, für Dezember liegen die Preise bereits 555 Euro und der Strom für Januar 2023 kostet 762 Euro je MWh – und damit mehr als doppelt so viel wie jetzt. Ein Horror-Szenario.
Nur zum Vergleich: Im vorigen Jahr kostete der Strom am Terminmarkt im zweiten Quartal 60 Euro und vor zwei Jahren zwischen 36 und 38 Euro. Damit haben die die Terminmarktpreise innerhalb von zwei Jahren mehr als verzehnfacht. Und wie siehst es nun für die Verbraucher und Landwirte aus?
Aktuell liegen die Stromkosten für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im bundesweiten Durchschnitt bei 1.832 Euro, hat das Vergleichsportal Verivox ausgerechnet. Vor 12 Monaten lag der Durchschnittspreis nach Brechungen der Stromexperten bei 1.213 Euro. Die jährlichen Kosten sind damit um 620 Euro oder 51 Prozent angestiegen.
„Damit liegen wir bereits jetzt bei einem Durchschnittspreis von fast 46 Cent pro Kilowattstunde bei einem Drei-Personen-Haushalt“, sagt Thorsten Storck von Verivox. „Da die Preise an der Strombörse immer neue Rekorde erreichen, gehen wir von noch weiteren Preissteigerungen für die Haushalte aus. Das wird die finanzielle Belastung noch weiter erhöhen.“
Wegen der langfristigen Verträge zahlen viele Privatkunden derzeit noch weniger als 30 Cent/kWh. Aber leider nicht mehr lange.
Gaspreise: Spotmarkt fällt – Verbraucherpreise steigen

Die Gaspreise sind am Spotmarkt ebenfalls deutlich gefallen. Aktuell liegen die Spotpreise bei 184 Euro je MWh. Das sind rund 60 Euro weniger als in der vorigen Woche und sogar knapp 160 Euro weniger als zur letzten Preisspitze Ende August von 340 Euro je MWh. Vor einem Jahr kostete Gas am Spotmarkt 72 Euro und vor zwei Jahren waren es 44 Euro je MWh. Damit haben sich die Gaspreise am Spotmarkt innerhalb eines Jahres verdreifacht.
Zum Stichtag 23.08.2022 lagen die bundesweit durchschnittlichen Gaskosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh bei 4.263 Euro, haben die Experten des Vergleichsportals Verviox ausgerechnet. Vor zwölf Monaten und damit vor dem Beginn der Gaskrise lagen die Durchschnittskosten noch bei 1.257 Euro. Das bedeutet Mehrkosten von 3.006 Euro und einen Anstieg von 239 Prozent.
„Die Auswirkungen der Gaskrise treffen die Haushalte hart. Die höheren Ausgaben für Gas fehlen dann an anderer Stelle und können zu Überschuldung führen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „Ab Oktober wird sich die Lage noch verschärfen. Dann wird zwar die Mehrwertsteuer auf Erdgas auf 7 Prozent abgesenkt, gleichzeitig treten aber eine Reihe von Umlagen in Kraft. Die Steuersenkung kann die höheren Kosten nicht ausgleichen.“
Zum 1. Oktober 2022 soll die Mehrwertsteuer auf Erdgas zwar von 19 auf 7 Prozent sinken. Eine Entlastung für die Gaskunden. Gleichzeitig treten jedoch die neue Gasbeschaffungsumlage (484 Euro netto bei 20.000 kWh) und Gasspeicherumlage (12 Euro netto) in Kraft.
Zusätzlich steigt die Regelenergieumlage (114 Euro netto) und die Konvertierungsumlage (8 Euro netto) an. Berücksichtigt man diese Umlagen und die reduzierte Mehrwertsteuer, liegt der Kostenanstieg im Jahresvergleich sogar bei 257 Prozent, hat Verivox ausgerechnet. Schlimme Aussichten für Verbraucher, Landwirte und Unternehmen.
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