
Für Neukunden kostet eine Kilowattstunde Strom nach den Daten des Vergleichsportals Verivox Anfang dieser Woche (20.02) im Bundesmittel noch 36,5 Cent je kWh. Das sind rund 0,6 Cent weniger als Mitte der vorigen Woche (37,1 Cent) und im Vergleich zu den Preisen vom Jahresbeginn (44 Cent) sind die Neukundenpreise um 7,5 Cent bzw. 17 % gefallen. Noch stärker fällt die Korrektur gegenüber der letzten Preisspitze von Mitte Dezember aus (54 Cent). Seitdem sind die die Strompreise für Neukunden sogar um 17,5 Cent oder reichlich 30 % regelrecht abgestürzt. Einzelne Versorger haben die Neukundenpreise bis auf 32 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gesenkt.
Davon können die meisten Kunden in der Grundversorgung nur träumen. Sie zahlen 2023 im Bundesmittel häufig deutlich mehr für den Strom als im vorigen Jahr und auch erheblich mehr als die Neukunden. Das zeigen auch die aktuellen Daten des Vergleichsportals Verivox und die Rechnungen einzelner Versorger. Nach den Erhebungen von Verivox mussten die Kunden in der Grundversorgung im Februar im Bundesmittel 45,05 Cent je kWh zahlen. Das sind 8,5 Cent mehr als die Strom-Versorger aktuell von den Neukunden verlangen. Dabei lagen die Preise in vielen Grundversorgungstarifen Ende 2022 oft noch unter 40 Cent.
Doch im neuen Jahr ging es bei vielen Stromkunden in der Grundversorgung steil nach oben: So hat etwa der Energieversorger Vattenfall seine Preise in Berlin und Hamburg deutlich erhöht. In Berlin stieg der Verbrauchspreis in der Grundversorgung von 33,12 Cent pro Kilowattstunde auf aktuell 41,41 Cent. In Hamburg verteuerte sich die Grundversorgung um 8,67 Cent auf 41,96 Cent pro Kilowattstunde. Die Stadtwerke München (SWM) haben den Preis für Strom sogar verdoppelt, berichtet der BR - auf 61,89 Cent je KWh und der Grundversorger N-Ergie im Großraum Nürnberg verlangt 44,77 Cent.
Verbraucherschützer schlagen Alarm: „Wir haben etwa zehnmal so viele Anfragen zum Thema Energie wie 2021“, sagt Marion Gaksch von der Verbraucherzentrale Bayern gegenüber dem BR, „es ist eine sehr unübersichtliche Situation“. Begründet wurden die Preisanhebungen mit den hohen Beschaffunkosten der Versorger und auch mit den steigenden Entgelten für die Nutzung der Stromnetze. Für Neukunden gilt das scheinbar nicht, wenn man die aktuelle Entwicklung sieht. Aktuell geht die Schere zwischen beiden Tarifen jedenfalls immer weiter auseinander.
Neukundentarife oft deutlich billiger als Grundversorgung

Ein Grund für den scharfen Preisrückgang der Neukundenpreise seit Mitte Dezember 2022 sind die stark gefallenen Strompreise im europäischen Großhandel. Ende der letzten Woche lagen die Großhandelspreise für Strom in Deutschland zwischen nur noch zwischen 93 und 109 Euro je MWh bzw. zwischen 9 und 11 Cent je kWh. Auch in den Tagen davor lagen die Preise fast durchweg unter 20 Cent je kWh.
Allerdings schwanken die Strompreise weiterhin weitaus stärker als etwa die Gaspreise. Letztere liegen seit Wochen am wichtigsten europäischen Handelsplatz TTF relativ stabil unter 55 Euro je MWh (unter 5,5 Cent je kWh). Am vorigen Freitag fielen die Gaspreise sogar erstmals seit September 2021 wieder unter die 50-Euro-Marke auf 49 Euro je MWh - bzw. 4,9 Cent je kWh. Heute notieren die Gaspreise im laufenden Handel am Spotmarkt bei 5,1 Cent je kWh. Gleichzeitig kostet Gas für die Verbraucher – also für Neukunden - seit aktuell nur noch 11,6 Cent je kKWh.
Ein Grund für die stärker schwankenden Strompreise (im Großhandel) ist die witterungsbedingt sehr unterschiedliche Erzeugungsmenge von Windenergie. Mitte Dezember lagen die Großhandelspreise für Strom noch bei rund 500 Euro je MWh bzw. 50 Cent je kWh. Danach stürzten die Kurse regelrecht ab und schwankten im Verlauf des Februar 2023 bisher zwischen gerade einmal 8,6 Cent je KWh und knapp 20 Cent je kWh. Ganz offensichtlich hat der Absturz der Großhandelspreise und der Börsenpreise für Strom aber dazu geführt, dass die Grundversorgung für viele Stromkunden nicht mehr die preiswertere Alternative ist.
Seit Februar sind die Tarife für Neukunden zum Teil erheblich billiger als die deutlich teurer gewordenen Grundversorgungstarife. Bei Strom (und auch bei Gas) liegen die Tarife für Neukunden jetzt auch unter der staatlichen Preisbremse von 40 Cent pro Kilowattstunde. Ein Wechsel des Anbieters ist angesichts dieser Entwicklung für Verbraucher erstmals seit Langem wieder eine echte Alternative, sagen Vergleichsportale wie Verivox. Allerdings sollte man bei einem Wechsel angesichts der weiter relativ stark schwankenden Preise daran denken, dass man sich als Neukunde in der Regel für längere Zeit an den neuen Anbieter binden muss.
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