
"Der Einfluss der Kernkraft auf die Großhandelspreise für Strom lässt sich nur schwer berechnen. Da der Abschaltungstermin bei allen Marktakteuren bekannt ist, dürfte der Wegfall des Atomstroms an der Strombörse bereits eingepreist sein. Die Prognosen darüber, wie sehr eine Laufzeitverlängerung die Großhandelspreise für Strom senken würden, gehen stark auseinander und liegen zwischen 4 und 13 Prozent.", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Diejenigen, die das Abschalten der Atomkraftwerke kritisch sehen, sorgen sich vor allem um die Versorgungssicherheit. Knapp drei Viertel (73 Prozent) sind der Meinung, dass in der aktuellen Energiekrise jede Kilowattstunde zählt. 69 Prozent haben die Sorge, dass die Strompreise durch den Ausstieg weiter in die Höhe getrieben werden. Deutlich mehr als die Hälfte (59 Prozent) geht davon aus, dass Erneuerbare Energien den Grundbedarf derzeit nicht decken können.
Während 31 Prozent der Stromkunden das Abschalten der Atomkraftwerke befürworten, lehnen 38 Prozent dieses ab. Weitere 31 Prozent sind in dieser Frage unentschlossen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox.
Die aktuellen Strompreise zeigen jedenfalls keine unmittelbare Reaktion auf die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland. Kurzfristig wirken eher andere Faktoren auf die Höhe der Strompreise im Großhandel und an den Strombörsen: Etwa der aktuelle Anfall von billiger Windenergie oder Solarstrom und der daraus abgeleitete schwankende Bedarf an Strom der Gas erzeugt wird – und deshalb natürlich die Gaspreise.
Neukundenpreise fallen weiter – Wechsel lohnt sich

Im Großhandel haben sich die Strompreise zuletzt auf einem relativ niedrigen Niveau eingependelt und bewegten sich die letzten 7 Tage zwischen 77 Euro je MWH und 179 Euro je MWh bzw. nur zwischen 7,7 Cent und 17,9 Cent je kWh. Dennoch zahlen die meisten Kunden in den Grundversorgungstarifen der örtlichen Versorger nach den Daten des Vergleichsportals Verivox Strompreise, die weit über der staatlichen Preisbremse von 40 Cent liegen.
Eine Auswertung von Verivox macht deutlich: 82 Prozent der Stromtarife sind teurer als der staatliche Preisdeckel. Im März kostete eine Kilowattstunde Strom in der Grundversorgung im bundesweiten Mittel immer noch 44,4 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Gleichzeitig waren die Neukundenpreise für Strom Ende März zeitweise bis auf 31,5 Cent je Kilowattstunde gefallen und kosten Mitte April im Durchschnitt 33,75 Cent - was 6 bis 8 Cent unter dem staatlichen Preisdeckel von 40 Cent pro Kilowattstunde liegt.
„Fast überall in Deutschland gibt es derzeit Angebote für Neukunden, die deutlich unter den Preisgrenzen bei Strom und Gas liegen. Wer die Möglichkeit hat, aus seinem aktuellen teuren Tarif herauszukommen, kann die eigenen Kosten deutlich senken und die staatlichen Ausgaben für die Preisbremsen niedrig halten. Der Tarifwechsel kann bei Strom bis zu 500 Euro pro einsparen", sagt Verivox-Experte Thorsten Storck.
Andere Experten sagen zudem, dass der Strompreis sich auch nach den Kunden richtet und diese mit einem Wechsel indirekt dazu beitragen können, dass die Preise sinken. „Natürlich haben auch Verbraucher einen Einfluss auf das Preisniveau. Denn je höher die Wechseltätigkeit der privaten Verbraucher ist, umso eher überlegt sich auch ein Stromversorger, ob er jede Strompreiserhöhungswelle mitmacht oder nicht, sagt Hans Weinreuter, von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz im SWR Marktcheck.
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