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Biomasse

Studie: Mais und Raps mit schlechter Klimabilanz

am Mittwoch, 27.04.2011 - 09:00 (Jetzt kommentieren)

Braunschweig - Bioenergie aus schnellwüchsigen mehrjährigen Gräsern weist eine deutlich bessere Treibhausgasbilanz auf als Mais oder Raps.

Das ist auf einer Tagung des Europäischen Forschungsprojektes "Treibhausgasmanagement in europäischen Landnutzungssystemen" in Braunschweig deutlich geworden. Wie das Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut (vTI) als Ausrichter der Tagung in der vergangenen Woche mitteilte, wurden innerhalb des Projektes erstmals die Treibhausgasbilanzen beim Anbau unterschiedlicher Bioenergiepflanzen aus ganz Europa ermittelt.
 
Demnach sind herkömmliche Bioenergieträger wie Biodiesel, Bioethanol und Biogas aus Mais und Raps erheblich energie- und nährstoffhungriger als solche aus schnellwüchsigen mehrjährigen Gräsern und Gehölzen. Das liege unter anderem am hohen Stickstoffbedarf von Mais und Raps, weil die Düngerherstellung viel Energie verbrauche. Außerdem setzten die Böden nach der Düngung Lachgas frei. Damit werde ein Teil des positiven Effekts von herkömmlicher Bioenergie wieder zunichte gemacht. Mehrjährige Gräser und Hölzer hingegen könnten im Winter geerntet werden, wenn die meisten Nährstoffe in den Pflanzenwurzeln gespeichert seien und im nächsten Jahr wieder für das Wachstum zur Verfügung stünden. Kohlenstoffsenke Pappelplantagen würden 40 Prozent bis 99 Prozent weniger Lachgas emittieren als Mais- oder Rapsfelder bei vergleichbaren Energieerträgen, berichtete das vTI.

Mehrjährige Gräser für nährstoffarme Flächen

Darüber hinaus sei von Wissenschaftlern unter Weiden und Pappeln ein deutlicher Humusaufbau festgestellt worden. Diese Festlegung von Kohlenstoff im Boden trage zusätzlich zum Klimaschutz bei. Mehrjährige Gräser und Bäume eigneten sich für nasse und nährstoffarme Flächen, stellten aber auch eine klimafreundlichere Form der Moornutzung dort dar, wo bisher Mais für Biogas den Klimawandel anheize.
 
Schnellwüchsige Pflanzen wie Miscantus, Rohrglanzgras und Weiden werden laut dem vTI bereits auf mehreren zehntausend Hektar auf den britischen Inseln, in Skandinavien und in den baltischen Staaten kommerziell angebaut und in Kraftwerken zur Wärme- und Stromproduktion beigemischt. "Während die aus Sicht des Klimaschutzes effizientesten mehrjährigen Energiepflanzen in Deutschland noch erforscht werden, sind sie in vielen Nachbarländern längst praxisreif und Nummer Eins der Bioenergieproduktion", erklärte Dr. Axel Don vom vTI-Institut für Agrarrelevante Klimaforschung. Die deutsche Bioenergieförderung habe die effizientesten Klimaschutzwege bisher vernachlässigt.

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